Die Verfluchten
Kehle und riss ihn hoch.
»Es ist ganz allein deine Wahl«, zischte er, während er den Mann
hart gegen die Wand stieß und sich diesmal des Arabischen bediente,
dessen auch Andrej mächtig war. »Du kannst jetzt nicken und mir
versprechen, dass du nicht schreien oder irgendetwas anderes Dummes versuchen wirst, und uns dann sagen, wo wir deinen Herrn finden, sobald ich dich losgelassen habe. Oder du tust es nicht, ich breche dir das Genick, und wir finden ihn auch so.«
So, wie Abu Dun den armen Kerl gegen die Wand presste, war der
überhaupt nicht dazu fähig zu nicken. Aber er deutete ein Nicken mit
den Augen an, und das schien Abu Dun zu genügen. Er ließ den Hals
des Kriegers los, setzte ihm aber gleichzeitig die Spitze des erbeuteten Krummsäbels auf die Brust und drückte fest genug zu, dass sich
der schwarze Burnus des Mannes mit Blut voll zu saugen begann.
»Also?«, fragte Abu Dun herrisch.
Der Mann rang keuchend nach Atem und begann mit der linken
Hand seinen Kehlkopf zu massieren. Panik flackerte in seinen Augen. »Ali Jhin ist in seinem Quartier«, ächzte er. Seine Stimme
schien ihm nicht mehr richtig zu gehorchen. Vielleicht war es die
Todesangst, die ihm die Kehle zuschnürte, vielleicht hatte Abu Duns
brutaler Griff auch etwas in seinem Hals verletzt.
»Und wo finden wir dieses Quartier?«, fragte Abu Dun. Andrej fügte hinzu: »Und wie viele Wachen gibt es noch, außer euch?«
»Keine«, versicherte der Mann hastig. »Sein Zimmer ist das letzte
in diesem Gang.« Er machte eine Kopfbewegung auf die einzige andere Tür, die es in der Kammer noch gab. Sie war verschlossen. »Es
gibt keine anderen Wachen. Er hat sich eine Sklavin bringen lassen,
und wenn er das tut, will er immer allein sein.«
»Und das ist auch die Wahrheit?«, bohrte Abu Dun nach. Um seiner Frage ein bisschen mehr Nachdruck zu verleihen, verstärkte er
den Druck auf die Schwertspitze noch einmal. Der rote Fleck auf
dem Gewand des Mannes wurde größer.
»Ja!«, sagte der andere hastig. »Ich schwöre es bei Allah!«
»Wenn nicht, kommen wir wieder«, beteuerte Abu Dun kalt. »Und
sollten wir in Gefangenschaft geraten, dann erzählen wir, dass du uns
geholfen hast, hier einzudringen.« Er ließ sich genügend Zeit, den
Mann mit einem Blick in dessen Augen davon zu überzeugen, wie
bitter ernst diese Drohung gemeint war, dann schlug er ihm die geballte Faust auf den Kopf, und der Mann brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Andrej fing ihn auf, bevor er stürzen und dabei vielleicht ein verräterisches Geräusch verursachen konnte.
»Keine Wachen«, sagte Abu Dun kopfschüttelnd. »Wie leichtsinnig
von diesem Ali Jhin.«
»Und wie nennst du das hier?«, fragte Andrej mit einer Geste auf
die drei Bewusstlosen. Einen Moment lang überlegte er, auch sie zu
fesseln und zu knebeln, entschied sich aber dann dagegen. Sie würden eine geraume Weile bewusstlos bleiben. Wenn sie Meruhe nicht
befreit und von Ali Jhin die Informationen bekommen hatten, um
derentwillen Abu Dun hier war, bevor sie wieder erwachten, dann
spielte das auch keine Rolle mehr.
Abu Dun ging zu der Tür, auf die der Wächter gedeutet hatte. Lautlos öffnete er sie und spähte konzentriert durch den kaum fingerbreiten Schlitz, bevor er hörbar aufatmete und ganz hindurchtrat. Dahinter erstreckte sich ein schmaler, von glimmenden Kohlebecken erhellter Gang, der dieselbe Krümmung aufwies wie die Treppe. Die
Tür an seinem Ende, die der Wächter ihnen beschrieben hatte, lag
noch hinter einer Biegung verborgen, doch Andrej spürte, dass sie
hier niemand erwartete. Offensichtlich hatte der Mann die Wahrheit
gesagt.
Abu Dun wechselte das Schwert von der rechten in die linke Hand
und ging in einer Haltung grimmiger Entschlossenheit voraus. Sie
kamen an mehreren, ausnahmslos verschlossenen Türen vorbei, die
rechter Hand tiefer in den Turm hineinführten, deren Zimmer jedoch
alle leer waren, wie ihm sein Gehör verriet, bevor das Ende des Ganges endlich in Sicht kam: eine weitere, ebenso massive Tür wie die,
die sie zuvor überwunden hatten. Wer immer einst über diese Festung geherrscht hatte, dachte Andrej, musste wahrhaft gefährliche
Feinde gehabt haben - oder ziemlich große Angst.
Abu Dun blieb stehen, als er die Tür erreicht hatte, und bedeutete
Andrej mit einer raschen Geste, still zu sein. Gedämpfte Laute drangen durch das dicke Holz, die Stimme eines Mannes, ein Scharren
und Poltern, dann ein raues Lachen. Abu Dun zog viel sagend die
linke
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