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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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er hat meine Papiere und diktiert mir seine Bedingungen: Wenn ich dich anfasse, muß ich zurück ins Loch.«
    »Das wollen wir doch erst mal sehen«, sagte Chris. »Mein Vater hat mir mein Leben lang nur Befehle erteilt, von denen ich vielleicht die Hälfte befolgt habe- gut geschätzt. Wir werden einfach zu ihm gehen und ihm sagen, daß er so etwas mit uns nicht machen kann.«
    Ty nahm ihre Hände in die seinen. »Chris - er hat recht. Er möchte nicht, daß sein einziges Kind jemanden wie mich heiratet. Ich weiß nicht einmal, wie ich so ein gutes Mädchen wie dich behandeln soll. Ich weiß nicht, wie man sich in so einem großen Haus, wie es dein Vater besitzt, bewegen muß oder ob ich überhaupt längere Zeit an einem Ort bleiben kann. Ich habe nicht das Zeug zu einem Ehemann, und dein Vater wußte das. Er wollte nicht, daß ich mit seiner Tochter etwas anfange, wenn ich sie nicht auch heirate, und wir wußten beide, daß ich nicht zu den heiratswütigen Männern gehöre. Verstehst du jetzt?«
    »Nein«, sagte sie weich und sah ihm in die Augen. »Ich liebe dich und...«
    »Nein, das tust du nicht. Du bist jahrelang so sehr mit deiner Zeitung beschäftigt gewesen, daß du die Männer nicht beachtet hast, und jetzt plagt dich die Sorge, du könntest zu alt werden, und glaubst, dich in den ersten Mann, den du anschaust, verliebt zu haben.«
    »Und warum bin ich dann nicht in Mr. Prescott verliebt?«
    Er lehnte sich noch weiter zurück, kniff ein Auge zu und grinste. »Ich sehe besser aus. Er ist für mich keine Konkurrenz.«
    »Ich glaube, Sie haben recht«, sagte sie und trat wieder in den Regen hinaus. »Ich muß mich wirklich geirrt haben.«
    Er faßte sie bei den Schultern und zog sie wieder unter sein Regendach. »Nun werde doch nicht gleich wieder wütend, Chris. Unter andern Umständen würde ich nur zu gerne mit dir ins Bett gehen; aber ich will nicht mehr in dieses Höllenloch zurück und möchte auch nicht unfair zu dir sein. Du verdienst einen Mann, der das Zeug zum Ehemann hat. Ich habe es nicht. Ich hoffe, du kannst das verstehen.«
    »Ich glaube, ich verstehe Sie besser, als Sie denken«, sagte sie kühl. »Ich möchte mich für meine Aufdringlichkeit entschuldigen. Und daß ich Sie verfolgt habe, obwohl Sie mich gebeten haben, das zu unterlassen. Ich werde versuchen, mich Ihnen nicht mehr aufzudrängen, damit Sie nicht befürchten müssen, ins Zuchthaus zurückgeschickt zu werden, weil ich Sie in eine unmögliche Lage gebracht habe. Ist es das, was Sie von mir hören wollten? Darf ich jetzt gehen?«
    »Ich glaube, Sie sind jetzt wütend auf mich. Ich hatte nicht die Absicht, Sie...«
    »Ich bin wütend auf mich selbst«, unterbrach sie ihn. »Und zutiefst beschämt. Ich habe mich noch nie einem Mann an den Hals geworfen, und ich kann Ihnen versichern, daß mir das ein zweites Mal nicht passieren wird. Von mir haben Sie keine Schwierigkeiten mehr zu befürchten, Mr. Tynan. Nun würde ich gern wieder in mein Zelt zurückkehren und ein paar Stunden Schlaf nachholen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Ja, natürlich, Chris, ich bin dir ehrlich dankbar für dein Angebot. Ich meine, als du gedacht hast, ich könnte nicht körperlich...«
    »Wir werden das nie erfahren, nicht wahr?« sagte sie, als sie wieder in den Regen hinaustrat.

Kapitel 7
    Bis sie dann zum erstenmal den Fuß in die kleine Stadt am Rande des Regenwaldes setzten, hatte Chris alle Tränen vergossen, die es zu vergießen gab. Sie hatte eine bewundernswerte Leistung vollbracht, indem sie sich von Tynan ferngehalten hatte. Was er auch zu ihr gesagt hatte, damit sie anhalten und ein paar Worte mit ihm wechseln sollte: sie hatte nicht darauf reagiert.
    Aber Asher war es auch nicht besser ergangen. Sie hatte die Arbeiten verrichtet, die für den Betrieb eines Lagers unerläßlich waren, und sonst nichts.
    Nachdem Tynan einen Tag lang vergeblich versucht hatte, mit ihr zu reden, ließ er sich im Lager immer seltener sehen, bis er wieder zu einem nächtlichen Schatten geworden war wie am Anfang der Reise.
    »Es ist kein freudiger Ritt geworden, wie ich es mir erhoffte«, meinte Asher mit verwirrter und betrübter Stimme. Chris sagte nichts dazu. Ihr lag nur daran, diese Stätte so rasch wie möglich hinter sich zu lassen, wo sie sich so töricht benommen hatte.
    Es war noch früher Vormittag, als sie Einzug hielten in die kleine Stadt am Fuße des Regenwaldes. Die Straßen waren voller Leute, die ihre Besorgungen

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