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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hineinlegen konnte. »Es schienen mir so nette Männer zu sein.«
    »Vielleicht trifft das auf den einen zu. Aber dieser Tynan...« Die Damen sahen sich gegenseitig vielsagend an.
    Chris blickte bescheiden auf ihre Hände hinunter. »Ich weiß ja eigentlich so gut wie gar nichts von ihm.«
    Die Frauen beeilten sich nun, ihr- alle auf einmal- alles mitzuteilen, was sie über den Mann wußten. Bedauerlicherweise war das nicht viel: Tynan war wegen Mordes verhaftet und noch am selben Nachmittag dazu verurteilt worden, daß er am Abend gehängt werden sollte.
    »Das kommt mir aber ein bißchen arg schnell vor«, sagte Chris.
    »Der Fall war sonnenklar. Er war schuldig, das konnte jeder sehen.«
    »Und dennoch wurde er nicht gehängt, sondern wanderte ins Gefängnis?«
    Die Damen tauschten untereinander Blicke aus.
    »Am Abend beschlossen ein paar Männer, nicht so lange zu warten, bis er offiziell gehängt wurde - nicht, daß ich so etwas gut finde, aber die Art und Weise, wie sie ihn dann retteten, also nein...«
    Chris wartete geduldig.
    Eine der Frauen beugte sich zu Chris und wisperte: »Die-äh-äh...«
    »Was Ellen Ihnen gerade zu sagen trachtet, ist, daß die Huren dieser Stadt sich zusammenrotteten und, mit Gewehren bewaffnet, diesen Mr. Tynan so lange beschützten, bis der Bundesmarshal hierherkommen konnte.«
    »Sie forderten auch einen neuen Prozeß, und der Marshal sagte, es gäbe keine Beweise dafür, daß die Kugel, die den Mann tötete, aus Tynans Revolver stammte- es wurden an jenem Tag nämlich sehr viele Revolver abgefeuert-, und deshalb verurteilte der Marshai ihn zu einer Gefängnisstrafe statt zum Tod durch den Strang.«
    Chris holte tief Luft. »Und wer ist diese rothaarige Frau?«
    Die Damen erstarrten und zeigten so, daß Gutes und Tugend in ihnen steckten. »Das ist eine von denen. Dieser Tynan wohnt in ihrem Saloon, wenn er hier in der Stadt weilt.«
    »Er kann aber wirklich sehr nett sein«, sagte ein hübsches junges Ding am hinteren Rand der Gruppe.
    Eine Lady, die die Mutter des jungen Dings sein mußte, sah schockiert aus. Sie drehte sich zu Chris um. »Manche Mädchen hier haben keinen Verstand. Er ist ein Tunichtgut, der herumreist, den Mädchen den Kopf verdreht und sie dann weinend sitzenläßt. Sie täten gut daran, sich von solchen Männern wie ihm fernzuhalten, Miss Dallas.«
    Chris bewegte sich wieder zur Tür. »Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, daß Sie mir das alles erzählt haben, meine Damen, aber nun muß ich für eine Story recherchieren.« Sie sah die Ladies an und lächelte. »Ich habe doch schon immer mal wissen wollen, wie so ein Haus der Prostitution von innen aussieht - Sie etwa nicht?«
    Einen Moment lang waren die Ladies zu betroffen, um auch nur einen Ton sagen zu können; doch sie betrachteten Chris als zu ihnen gehörig. Sie hatten jahrelang ihre Artikel gelesen und meinten sie deshalb genau zu kennen.
    »Ja«, meinte eine Lady am äußeren Rande seufzend, und die anderen begannen zu lachen.
    »Wünschen Sie mir Glück«, rief Chris noch über die Schulter, ehe sie den Laden verließ und sich auf den Weg machte zu dem Saloon der Rothaarigen. Hinter sich hörte sie ein Gemurmel, was für ein tapferes Ding sie doch sei.
    Es befanden sich nur zwei Cowboys in dem Saloon, als sie dort eintrat, die an einem Tisch saßen und lustlos Karten spielten. Ein kräftiger, großer Barkeeper mit grüner Schürze fegte den Boden auf.
    »Ich suche jemand- eine Frau mit roten Haaren«, sagte Chris. »Ist sie hier?«
    »Für Ladies nicht«, sagte der Barkeeper.
    »Joe«, kam eine Stimme vom Kopfende der Treppe her, und als Chris hochblickte, sah sie dort die Rothaarige stehen. »Diese kleine Lady dort ist Nola Dallas, die sich als Revuemädchen verkleidete - du erinnerst dich doch an die Geschichte, nicht wahr?«
    Der Barkeeper und die beiden Cowboys blickten Chris nun mit ganz anderen Augen an. »Kommen Sie herauf«, rief die Rothaarige, und Chris stieg die Stufen zu ihr hinauf.
    Die Frau führte sie in ein großes Zimmer, das sehr hübsch war, wenn auch ein bißchen zu laut in den Farben für Christianas Geschmack.
    »Ich bin Red«, sagte die Rothaarige und machte eine Handbewegung zu einem Roßhaarsofa hin. »Wollen Sie was trinken? Tee habe ich allerdings nich’.«
    »Red?« meinte Chris fragend.
    »Meiner Haare wegen. Ich hab’s aufgegeben, mich mit meinem bürgerlichen Namen vorzustellen, weil mich jeder doch nur Red nannte. Warum sich also deswegen streiten?

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