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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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machten; Fuhrwerke wurden beladen, Cowboys sahen sich in der Stadt um, und ein paar Frauen blieben auf dem Gehsteig stehen, um zu plaudern. Die meisten Leute hielten an, als sie drei Fremde in die Stadt reiten sahen.
    Jedenfalls glaubte Chris zunächst, ihre Fremdheit wäre der Anlaß für das Gaffen der Leute. Zum erstenmal seit Tagen erwachte sie aus ihrer Depression und begann Interesse für ihre Umgebung zu zeigen.
    Als sie nun die Leute genauer ins Auge faßte, merkte sie, daß sie nur Tynan anstarrten.
    Er ritt vor ihr, seinen Rücken so gerade wie ein Ladestock, den Blick geradeaus gerichtet, als gingen ihn die Leute nichts an. Als sie am Büro des Sheriffs vorbeikamen, sah sie einen Mann dort hineinrennen und keine zwei Sekunden später mit dem Sheriff wieder herauskommen.
    »Ich will hier keinen Ärger haben«, rief der Sheriff und blickte dabei nur Tynan an.
    Tynan nahm keine Notiz von dem Mann, sondern ritt in gemächlichem Schrittempo weiter wie bisher.
    Als sie an einem Saloon vorbeikamen, kam eine sehr auffällig gekleidete Frau durch die Pendeltür, erschrak ordentlich, als sie Tynan erblickte, und begann dann, durch den Morast der Straße zu laufen. Als sie sich einem Schuppen näherten, der sich >Zum Rosa Strumpfband< nannte, schwangen die Doppeltüren auf, und heraus trat eine große, schon etwas ältere Frau mit auffallend roten Haaren, die keineswegs nach einer Naturfarbe aussahen, wie Chris bei sich dachte.
    »Tynan!« schrie die Frau.
    Ty hob die Hand zum Zeichen, daß sie anhalten sollten, und ritt dann auf die Dame zu.
    Chris hatte in ihrem Leben noch nie so die Ohren gespitzt wie jetzt, um zu hören, was die Dame ihm zu sagen hatte.
    »Du hättest nicht hierher zurückkommen dürfen«, sagte die Rothaarige. »Du wirst dir nur Ärger einhandeln.«
    Chris konnte Tys Antwort nicht verstehen. Mit seiner tiefen Stimme gelang es ihm, absolut tonlos zu sprechen, wenn er das wollte.
    Nachdem er der Dame noch einen Moment zugehört hatte, schwenkte er sein Pferd wieder herum und gab den anderen beiden das Zeichen, ihm zum Hotel zu folgen.
    »Sie werden dort eine Nacht bleiben, und morgen reiten wir in aller Frühe weiter.«
    »Und wo werden Sie wohnen?« Das waren die ersten Worte seit Tagen, die Chris an ihn richtete.
    Er sah sie eine lange Sekunde an. »Ich habe hier Freunde. Gehen Sie ins Hotel und fragen Sie, ob Sie ein warmes Bad bekommen können«, sagte er, ehe er auf dem Absatz herumschwang und sie stehen ließ.
    »Was halten Sie von alledem?« fragte Chris Asher.
    »Von dem Bad? Da bin ich seiner Meinung, Miss Mathison. Ich habe schon so lange kein heißes Bad mehr gesehen, daß ich gar nicht mehr weiß, wie es aussieht; aber ich glaube, das wird mir sofort wieder einfallen, wenn mir eines unter die Augen kommt.«
    Chris ignorierte seinen Versuch, witzig zu sein. »Ich hatte gemeint, was Sie von dem Verhalten der Leute auf der Straße halten«, sagte sie, während sie Asher in das Hotel folgte. »Warum haben sie Tynan angestarrt? Und weshalb hat diese Frau ihn gewarnt?«
    »Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Mich interessieren nur ein warmes Bad, eine warme Mahlzeit und ein kühles, weiches Bett. Ich bin nicht neugierig, hinter die Geheimnisse unseres Pfadfinders zu kommen; denn meiner Meinung nach besteht er nur aus Rätseln. Chris, wollen Sie sich bitte ins Hotelregister eintragen, damit wir ein Zimmer bekommen können?«
    In diesem Moment hätte Chris niemandem sagen können, weshalb sie in den letzten drei Tagen so deprimiert gewesen war. Sie wurde jetzt nur noch von dem Gedanken beherrscht, daß hier eine gute Story auf sie wartete. Warum gab es in der ganzen Stadt nur finstere Gesichter, als Tynan hier auftauchte? Natürlich hing das mit seinem Gefängnisaufenthalt zusammen, aber was hatte er verbrochen, daß die ganze Stadt ihn nur mit scheelen Blicken betrachtete?
    »Miss«, fragte der junge Mann in der Loge, »wollten Sie sich nicht ins Register eintragen?«
    »Ja«, sagte sie geistesabwesend. Sie wollte gerade zum ersten Schnörkel ihres Vornamens Christiana ansetzen, als sie einer jähen Eingebung nachgab und sich mit ihrem Pseudonym Nola Dallas eintrug.
    Der junge Mann drehte gelangweilt das dicke Buch herum, und da quollen ihm plötzlich die Augen aus den Höhlen. »Die Nola Dallas? Ich meine, die Nola Dallas, die nach Mexiko gegangen ist?«
    »Ja«, gab Chris mit ihrem süßesten Lächeln zur Antwort.
    »Aber ich dachte, Sie wären eigentlich ein Mann!«
    »Das

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