Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Geistern zu bieten hatte, darunter auch Charles Jervas und Alexander Pope. Die Schwestern Blount waren wegen ihrer Verwandtschaft mit Arabella geladen worden.
Vor dem Picknick im Hyde Park hatten Teresa und Martha diesem Abend bei Henrietta sehr erwartungsvoll entgegengeblickt. Aber Alexanders unwillkommener Antrag, Lord Petres Aufmerksamkeit für Arabella und Teresas Entdeckung, in welch mondänem neuen Freundeskreis ihre Cousine sich jetzt bewegte – all das führte dazu, dass die beiden Mädchen sich mit mehr Beklommenheit als Vorfreude darauf vorbereiteten. Doch hingehen würden sie natürlich trotzdem; undenkbar, sich eine solche Okkasion entgehen zu lassen! Am Abend des Balls holte Jervas’ Kutsche sie kurz vor neun Uhr ab. Arabella hatte nicht angeboten, sie mitzunehmen. Die Kutschfahrt mit Jervas und Alexander war unerquicklich. Selbst Martha, sonst immer darauf bedacht, peinliche Momente zu überspielen, verharrte in stolzem Schweigen.
Da es ein privates Fest war, trugen die Gäste eher Abendkleidung als vollständige Kostüme. Teresa und Martha steckten in Gewändern aus Seidenbrokat und trugen venezianische Masken über den Gesichtern, und als sie ankamen, stellten sie fest, das andere es genauso hielten. Einige Maskierungen waren aufwendiger: Tiere, klassische Karnevalsfiguren, üppiger Schmuck, mit Federn besetzter Kopfputz. Drei der Gäste waren sogar vollständig verkleidet – im Federkleid von Vögeln: ein Falke, ein Pfau und ein Schwan. Die Kostüme waren herrlich, umso köstlicher, als sie eigentlich die Identität ihrer Träger keineswegs verbargen. Es war offensichtlich: Henrietta Oldmixon war der Falke und Lady Salisbury der Pfau. Und der Schwan – überflüssig, es zu sagen – war Arabella.
An jedem der drei Abende vor Henriettas Fest hatte Lord Petre stundenlang im dunklen Stallhof seines Hauses gestanden und auf den Agenten gewartet. Doch der war nicht erschienen, es gab aber auch keine neuen Meldungen von Verhaftungen oder sonst ein Signal, dass an dem Plan etwas schiefgelaufen sei. Deshalb war Lord Petre überzeugt davon, weiter warten zu müssen. Aber er war dieser einsamen Nachtwachen so überdrüssig, und er wollte Arabella wiedersehen. Also beschloss er, auf das Oldmixon-Fest zu gehen und kurz nach Mitternacht wieder zu Hause zu sein. Er würde so tun, als ginge er zu Bett, so, wie er es an den vorigen Abenden getan hatte, um sich dann hinauszuschleichen und auf seinen nächtlichen Besucher zu warten. Wenn sie ihre Angelegenheit erledigt hatten, dann sollte Jenkins den Agenten in das Haus seiner eigenen Familie mitnehmen – die Jenkins waren loyale Katholiken, Lord Petre wusste, dass man ihnen vertrauen konnte.
Als sich alle Gäste bei Henrietta eingefunden hatten, wurden im tiefer gelegenen Vorhof Feuerwerkskörper entzündet, und die Maskierten drängten sich in den nach vorn gelegenen Räumen zusammen, um zuzuschauen. Als das Spektakel vorüber war, entdeckte Teresa, dass Arabella sich neben sie gestellt hatte, und gleich darauf gesellte sich auch Henrietta dazu.
»Du kennst Miss Oldmixon natürlich«, wandte sich Arabella an Teresa.
Teresa war überrascht, wie liebenswürdig Henrietta sie begrüßte. Bisher hatte sie sich nicht einmal herabgelassen, Miss Blount auch nur als eine Bekannte wahrzunehmen.
»Was für eine bezaubernde Festlichkeit, Miss Oldmixon«, erwiderte Teresa, wild entschlossen, die Lässigkeit ihrer Cousine nachzuahmen.
»Ich bin glücklich, dass Sie gekommen sind«, sagte Henrietta. »Ich hoffe, Sie und Ihre Schwester werden sich gut unterhalten. Habe ich Sie nicht neulich auf Lord Petres Picknickparty im Park gesehen? Ich wusste gar nicht, dass Sie mit ihm bekannt sind.«
»Er ist ein Freund unserer Familie. Unser Bruder ist oft in Ingatestone«, antwortete Teresa wahrheitswidrig, aber es tat ihr gut, dass Henrietta zur Antwort lächelte.
»Ich glaube, es ist niemand mehr lange im Park geblieben, nachdem Lord Petre und ich fort waren?«, meinte Arabella. »Ach ja, ihr seid ja von Mr. Pope und Mr. Jervas begleitet worden, Teresa. Vielleicht seid ihr ja noch geblieben?«
Ehe Teresa antworten konnte, unterbrach Henrietta, an Arabella gewandt: »Na ja, ich muss schon sagen, du bist ja ganz schön hastig von der Party verschwunden. Wenn man so sieht, mit welchem Elan du agierst, dann müssen wir daraus schließen, dass nunmehr Betriebsamkeit Mode ist, und Lässigkeit eine Attitüde der Vergangenheit. Wussten Sie, dass Ihre Cousine in dem Ruf steht,
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