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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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weltläufiger zu sein als jedes andere Mädchen in London, Miss Blount?«
    Teresa war sich sicher, in Henriettas Stimme einen sarkastischen Unterton zu hören, und sie ließ ihn in ihrer Antwort ebenfalls anklingen: »Arabellas Ruf ist allbekannt«, meinte sie. »Selbst auf dem Lande hören wir davon.«
    Mit sichtlich irritiertem Ausdruck und einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Henrietta wandte Arabella sich ab und ging davon. Wieder war Teresa überrascht. Wie wohltuend es war, festzustellen, dass die Eifersucht, die sie Arabella gegenüber empfand, auch innerhalb des erlesenen Kreises der Londoner Schönheiten existierte. Viel zuversichtlicher, in dem Gefühl, dass ihre Sterne wieder günstiger standen, machte sie sich auf einen Rundgang durch den Raum. Lord Petre, der mit seiner Maske und einem Hut voller Kokarden am Rande der Gesellschaft stand, war für sie nicht länger jemand, an dem sie schüchtern vorüberschleichen musste. Sie konnte sogar lächeln über seine Schwäche für Arabella, denn es schien ja, als habe die ihrer Cousine doch weniger Freunde eingebracht, als es zuerst den Anschein gehabt hatte.
    Sie ging auf Martha zu in der Absicht, ihre Gedankenlosigkeit der letzten Zeit ein wenig wiedergutzumachen. Aber Martha, daran gewöhnt, dass Teresa immer nur ankam, wenn sie Trost brauchte, fragte sogleich: »Hat Henrietta Oldmixon etwas Unfreundliches zu dir gesagt?«
    »Durchaus nicht!«, sagte Teresa. »Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Patty.«
    »Oh, das weiß ich«, erwiderte Martha, sofort die Stimmung ihrer Schwester erfassend. »Ich komme hier bloß gerade auf dem Weg zum Speisesaal vorbei. Willst du nicht mitkommen?«
    »Wenn du möchtest«, willigte Teresa ein, im Grunde hocherfreut, dass Martha da war. Sie verließen den Empfangssaal und durchschritten die Eingangshalle. Währenddessen sah Martha flüchtig ein Schwanengefieder, das hastig die Treppen hinauf entschwand. Sie folgte ihm mit dem Blick, und Teresa sah es ebenfalls. Ein kurzes Schweigen herrschte zwischen ihnen.
    »Sie muss dieses Haus kennen«, sagte Teresa dann.
    Aber einen Augenblick später folgte ein hochgewachsener Mann mit schwarzer Maske und kokardengeschmücktem Hut just derselben Spur. Kein Gedanke, dass er die beiden grüßte, denn sein Blick war auf die Treppe gerichtet, verfolgte den Fluchtweg des gefiederten Vogels. Martha blickte ihre Schwester an. Es war klar – Arabella und Lord Petre hatten sich zu einem Stelldichein verabredet.
    Alexander hatte im Empfangssaal den kleinen Wortwechsel zwischen Teresa und Henrietta und später mit Martha verfolgt. Jetzt folgte er ihnen in den Speisesaal, bemüht, den Blick der Schwestern auf sich zu ziehen. Teresa blickte ihn kalt an; das überraschte ihn nicht. Aber voller Entsetzen sah er, dass Martha sich abwandte. Alexander war es, als habe man ihn zu Boden geschlagen. Nie hätte er sich das vorstellen können! Sein erster Impuls war, zu ihr zu rennen, aber sie begann gerade, mit Charles Jervas zu reden, und schien ganz gefangen von dem, was er sagte. Alexander stockte der Atem.
    Da aber standen Richard Steele und John Gay vor ihm. Gay fragte ihn,wie es ihm ginge, und Steele lud sich gerade Schinken auf den Teller und drängte ihn, auch etwas zu nehmen. Alexander hörte ihnen kaum zu, dachte unentwegt an Marthas schroffe Abfuhr. Aber er wusste, er musste sich zusammenreißen. Steele und Gay diskutierten über die Theateraufführung von Dick Whittington and his Cat , die sie gerade im Drury Lane gesehen hatten.
    »Großartig, fanden Sie nicht auch? Ein zündend geistreicher Bursche«, konstatierte Steele gerade.
    »Also an dem Abend, als ich die Vorstellung gesehen habe, da war die Katze nicht so hervorragend«, entgegnete Gay. »Anscheinend gab es für sie hinter der Bühne zu viele Ratten zu jagen, und nur selten war sie auf der Bühne so präsent, wie Whittington es gebraucht hätte.«
    »Ich habe gehört, der Direktor des Theaters war außer sich darüber«, erwiderte Steele, »aber da kann man nichts machen. Ach, Pope!«, rief er plötzlich. » Sie sollten mal so was in der Art für die Stadt schreiben! Wir würden Ihnen auch einen gewaltigen Tusch im Spectator blasen.«
    Alexander hatte Mühe, nicht die Stirn zu runzeln. »Ich danke Ihnen, Sir, aber ich weiß keine Geschichte, die zum Auftritt von Katzen oder gar Ratten führen könnte. Ich bevorzuge Dramen, die sich mit Menschen befassen. Ihr Publikum könnte das ein wenig zu hautnah finden, um es für

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