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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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gerade Ihnen, Madam, nicht zu sagen, dass sich Mr. Dennis mindestens in einem Punkt geirrt hat«, konterte er. »Eine Kreatur kann nicht beides, giftig und kraftlos zugleich sein. Denn ein giftiges Tier wird genau deshalb gefürchtet, weil es nicht zögert zuzubeißen.«
    Hastig mischte sich Steele ein, offensichtlich bedauernd, was seine Bemerkung ausgelöst hatte.
    »Dennis ist ein Narr, und jeder weiß es. Sie brauchen sich über ihn nicht aufzuregen, Pope.«
    Und Henrietta sagte: »Wir sind gespannt, zu erfahren, was Sie als Nächstes schreiben, Mr. Pope. Eine Tragödie? Oder vielleicht ein Epos?«
    »Ich glaube, ich werde mich als Nächstes der Satire zuwenden«, erwiderte Alexander und überlegte, dass gerade diese Szene hier so gut wie jede andere für einen Anfang taugte.
    Sehr zu seiner Erleichterung sah er, dass die Leute wieder andere Unterhaltungen begonnen hatten und im Saal wieder das übliche Durcheinander herrschte wie vor dem Zwischenfall mit Teresa. Sie war an den Rand der Gruppe geraten, während Henriettas Gäste sich drängten, den Mann kennenzulernen, den ihre Gastgeberin als den geistreichsten Kopf Londons gepriesen hatte. Alexander begriff nicht, wie das so plötzlich hatte geschehen können, aber jedermann schien zu wissen, wer er war. Er verspürte eine Woge der Dankbarkeit und dann ein Gefühl freudigen Selbstvertrauens.
    Als er aufblickte, sah er Lady Mary Pierrepont neben sich stehen.
    »Mr. Steele hat mir erzählt, Sie erwägen, sich an eine Übersetzung der Ilias zu machen?«, sagte sie. »Was für ein Unterfangen! Das größte Versepos, das je geschrieben wurde. Ich würde Sie zu gerne über alles Mögliche ausfragen: über Ihre Vorbereitung, Ihre Methode, die Art Ihres Vorgehens. Tüfteln Sie über jeder Zeile, oder übersetzen sie freizügig im Sinne der Homer’schen Verse?«
    Alexander verspürte prickelnde Erregung. »Ich sehne mich danach, Homer gerecht zu werden«, antwortete er, »aber ich fürchte, das wird mir nie gelingen.«
    »Unsinn, Mr. Pope!«, widersprach sie. »Ich glaube nicht, dass Sie in dieser Hinsicht auch nur die leisesten Schwierigkeiten haben werden. Sie halten sich doch eines Homers für ebenbürtig – und warum sollten Sie auch nicht? Niemand war jemals groß, der sich fürchtete vor großen Männern, die vor ihm da waren.«
    Alexander war entzückt. Lady Marys Annäherung während des Picknicks war also doch nicht bloß eine Laune gewesen. Sie wollte die Bekanntschaft vertiefen. Sein Ärger über Teresa, selbst seine Enttäuschung über Martha begannen abzuflauen. Eine Aristokratin – die klügste Frau Londons – hatte ihn auserkoren!
    »Ich möchte zu gerne wissen, welche Passagen von Homer Ihre liebsten sind«, sagte sie. »Meine liebste ist, als …«
    Aber noch ehe sie ihren Satz beenden konnte, wurde sie von einem Mann unterbrochen, den Alexander zuvor gar nicht bemerkt hatte. Der Neuankömmling blickte Lady Mary dreist an und stieß Alexander mit seinem vierschrötigen Körper zur Seite.
    Gebieterisch wandte er sich an sie: »Wenn Sie Ihre Unterhaltung mit diesem Gentleman beendet haben, Madam, dann bitte ich Sie, einen Moment mit mir beiseitezutreten.«
    Alexander hörte in ihrer Stimme ein Zittern, das eigentlich so gar nicht zu ihr passte, als sie erwiderte: »Kennen Sie denn Mr. Pope nicht, Mr. Wortley?«
    Dies also war Edward Wortley, der Gentleman, mit dem Lady Mary angeblich heimlich verlobt sein sollte. Wortley blickte Alexander höhnisch grinsend an und sagte: »Ich gratuliere Ihnen zu dem Essay , Mr. Pope. Ich hoffe, Ihre Leser wenden sich zuerst Ihrer Dichtung zu, bevor sie Mr. Dennis’ Bemerkungen über Ihre persönlichen Defekte zur Kenntnis nehmen.«
    »Auch Dennis selbst täte gut daran, Ihren Ratschlag zu befolgen«, erwiderte Alexander, um Humor bemüht. »Seine Attacke ist so voller Bemerkungen über meine Person, dass ihm kaum Platz bleibt, meinen Essay zu kritisieren.«
    Statt einer Antwort blickte Wortley ihn von oben bis unten mit einer Herablassung an, als wolle er ihm zeigen, wie unbedeutend, ja schier unsichtbar er sei. »Er hatte immerhin Platz genug, Sie einen Jakobiten zu nennen«, sagte er barsch.
    Angesichts solcher Grobheit war Alexander umso entschlossener, charmant zu bleiben, um Lady Marys Verehrer als den ungehobelten Klotz dastehen zu lassen, der er war. »Indem er das tut, beweist Mr. Dennis sein Talent als Lügenbold neben dem als Kritiker«, sagte er, »denn weder ich selbst noch meine Schriften können ihm

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