Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
amüsant zu halten.«
Das löste ein Gelächter aus, stärker, als er es erwartet hatte. Er bemerkte, dass viele Leute im Saal ihn beobachteten, lächelnd und leise murmelnd. Er fragte sich, warum wohl. In ihren Blicken schien so etwas wie Bewunderung zu liegen. Hatten sie vielleicht vom Erfolg seines Essay on Criticism gehört? Als er sich umblickte, gewahrte er Henrietta Oldmixon, die auf ihn zukam und den Duke of Beaufort mitbrachte, mit dem sie geplaudert hatte.
Der Duke war unmaskiert, und sein Ausdruck erinnerte Alexander an ein pelziges, erdverhaftetes Beutetier, dass soeben von einem Raubvogel erspäht worden war, den es nicht hatte kommen sehen. Natürlich hielt Henrietta den Duke nicht wortwörtlich im Schnabel, aber sein schlaffes, leicht verwahrlostes Erscheinungsbild verriet sehr deutlich die Nuancen ihrer Beziehung.
»Mr. Pope!«, rief Henrietta. »Wir reden von nichts anderem als Ihrem Essay on Criticism. Sie sind der gefeiertste Schriftsteller Londons!«
Alexander hatte den Verdacht, dass das Kompliment nicht strikt den Tatsachen entsprach, aber er nahm es in dem Sinne auf, wie es geäußert worden war.
Er verbeugte sich. »Ich danke Ihnen, Madam. Und da Sie die gefeiertste Gastgeberin amüsanter Festlichkeiten sind, bin ich zutiefst dankbar, von jemandem Lob zu empfangen, der sich so gut auf die Kunst der Zerstreuung versteht.«
Der Duke of Beaufort mit seinem ramponierten Erscheinungsbild – als sei er versehentlich aus beträchtlicher Höhe fallen gelassen worden – raffte sich auf und sagte: »Auch meinen Glückwunsch, Mr. Pope, zu Ihrem Erfolg. Sie werden sehr viel Beachtung finden.«
Alexander verbeugte sich.
»Seine Hoheit urteilt richtig, Pope«, bekräftigte Steele. »Ihr Werk gewinnt von Tag zu Tag. Spricht man schon von einer zweiten Auflage?«
»Wohl kaum«, erwiderte Alexander breit lächelnd. Eine dichte Menschentraube hatte sich mittlerweile um ihn versammelt und wollte hören, was er zu sagen hatte. »Ich habe schon viele Glückwünsche bekommen, die Exzellenz meiner Verse betreffend, jedoch von niemandem, den man zu Recht verdächtigen könnte, sie auch gelesen – oder gar ein Exemplar gekauft zu haben.«
Hierauf brach dröhnendes Gelächter aus. »Plauderei genießt den Ruf, billig zu sein«, fuhr Alexander fort, »und zum Wohle meines Ruhmes, wenn auch nicht meiner Börse, ermutigt dieser Umstand die Menschen, sich bereitwillig daran zu beteiligen.« Einen Moment schien es ihm, als bräche der ganze Saal in Applaus aus. Noch nie in seinem Leben war ihm so viel Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Welch bittere Ironie, dass ausgerechnet heute Abend, wo endlich der Erfolg, den Martha prophezeit hatte, sich so spürbar einstellte, sie seine freudige Erregung nicht teilte.
Da sagte Richard Steele: »Es gibt jedoch einen Menschen, der Ihr Gedicht gelesen hat und der alles in seiner Macht Stehende tun wird, um zu verhindern, dass Sie jemals noch eines schreiben.«
Alexander wusste sofort, von wem er redete. Genau, wie er gefürchtet hatte: John Dennis hatte einen grausamen Verriss geschrieben, und auch, wenn Alexander geglaubt hatte, sich nicht getroffen zu fühlen – es hatte ihn unglaublich verletzt. Er wollte, Steele hätte es nicht erwähnt. »Sie sprechen von Mr. Dennis, nehme ich an«, erwiderte er. »Sein Artikel war außerordentlich bösartig, aber ich gestehe, ich hatte es kommen sehen.« Um deutlich zu machen, dass er Dennis’ Kritik leichtnahm, fügte er einen Augenblick später hinzu: »Aber Mr. Dennis’ Verleumdung ist von der Art, welche die Reputation eines Menschen eher steigert als mindert.«
Während er sprach, sah er, dass Teresa sehr dicht bei der Gruppe stand.
»Ich bin erstaunt, Sie sagen zu hören, seine Attacke habe Sie nicht berührt, Mr. Pope«, mischte sie sich ein. »Seine Beschreibung Ihrer Person war doch darauf angelegt, dass man sie in Erinnerung behalten sollte. Wie begann doch gleich sein Artikel? ›Es gibt keine Kreatur, die so giftig, nichts, was so dumm und so kraftlos ist wie eine bucklige Kröte …‹ Ist das nicht korrekt?«
Er wusste nicht, wie viele der Leute im Saal ihnen zugehört hatten, aber er trat entgeistert einen Schritt von ihr fort. Warum hatte sie sich eingemischt? Um seiner Trauer und Qual neues Unrecht zuzufügen? Er wusste, er durfte sie nicht für alles verantwortlich machen, aber als er an Marthas Kälte ihm gegenüber dachte, da flammte eine Wut in ihm auf, die er nicht beherrschen konnte.
»Ich brauche wohl
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