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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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dann, so überlegte er, wären seine Gefühle durchaus zwiespältig gewesen. Eine seltsame, perverse Eitelkeit hatte ihn getrieben, eine gegenläufige Art von Stolz. Just als er seine schicksalhafte Schwäche für Teresa abflauen spürte, hatte er sich zu Erklärungen hinreißen lassen, vor denen die frühere Intensität seiner Gefühle ihn hatte zurückschrecken lassen.
    Und er war dafür bestraft worden. Die Grausamkeit ihrer Antwort! Es war, als ob sie ihn hasse – und doch glaubte er nicht, dass es Hass war, was sie empfand – wie konnte das sein? Es musste etwas in ihr geben, das seiner eigenen Gemütslage entsprach. Aber Schluss jetzt mit solchen Gedanken! Er würde sich nicht länger immer und immer wieder fragen, ob sie ihn liebte. Sie würde ihn nicht heiraten. Er hatte sie grausam, kalt, egoistisch und wütend erlebt. Er konnte sie nicht länger anbeten. Auch er musste jetzt kalt sein.
    Teresa hätte nie gedacht, dass Kummer zu den Nachwirkungen eines Heiratsantrages von Alexander zählen könnte, aber jetzt verspürte auch sie seinen Dorn. Das Gefühl überraschte sie. Es tat ihr leid, dass Alexander sich ausgesprochen und dass es solch eine Szene gegeben hatte. Sie hätte gewollt, sie wäre nicht so wütend geworden; sie hätte gewollt, sie hätte sich nicht hinreißen lassen, Dinge zu sagen, die sie im Grunde gar nicht meinte. Aber sie würde nicht zurücknehmen, was sie gesagt hatte, und dadurch das Risiko heraufbeschwören, die Diskussion noch einmal zu eröffnen. Sie war traurig, sie war beunruhigt – aber Bedauern empfand sie nicht.
    Und dennoch, trotz alledem war sie enttäuscht, dass sein Geständnis nun heraus war. Sie hatte zwar seit Langem beschlossen, wenn Alexander ihr je einen Antrag machte, dann würde sie ihn ablehnen. Doch das Wissen, dass er sie begehrte, war immer ein so köstlicher Trost gewesen – auch wenn sie sich das nie recht eingestanden hatte. Jetzt, da sie ihre Absage erteilt hatte, sah sie sich der Tatsache gegenüber, dass es der einzige Antrag gewesen war, den sie bislang erhalten hatte. Kunststück also, dass Alexander, der ihr ein so unwillkommenes Eingeständnis aufgezwungen hatte, umso mehr zum Gegenstand ihres Unwillens wurde.
    Eine Woche verging ohne Kontakt zwischen Alexander und den Schwestern Blount. Ein beträchtlicher Teil des Unglücklichseins entfiel dabei auf Martha, die keinerlei Entrüstung hegte, um ihre Niedergeschlagenheit zu mildern. Sie fühlte sich nur abgeschnitten von ihren beiden engsten Freunden, von denen keiner auch nur einen Versuch unternommen hatte, sie ins Vertrauen zu ziehen. Da sie nicht genau verstand, was geschehen war, befürchtete sie das Schlimmste: dass Teresa und Alexander sich weigerten, jemals wieder in einem Raum zu sein, und dass sie gezwungen sein würde, sich zwischen ihnen zu entscheiden.
    Martha seufzte bitterlich, als sie so allein in ihrem Zimmer saß und über den Stand der Dinge nachsann. Natürlich hätte sie im Grunde gar keine Wahl. Sie würde sich auf die Seite ihrer Schwester schlagen müssen. Warum musste das eigentlich immer so sein? Würde es je einen Moment in ihrem Leben geben,wo sie tun oder gar sagen konnte, was sie wirklich wollte? Obwohl sie ärgerlich war auf Teresa, weil sie so taktlos mit Alexander gesprochen hatte, empfand sie doch auch eine heimliche Freude. Denn jetzt konnte er sich nicht länger einreden, dass Teresa die überragende Schwester war. Angesichts solcher Grausamkeit, solcher Selbstsucht musste Alexander Teresa endlich als die sehen, die sie wirklich war. Deprimiert vielleicht – Mitleid und Zuwendung heischend -, aber absichtsvoll grausam zu den Menschen, die sie am meisten liebten.
    Und wenn sie an Alexanders Rolle in dieser Krise dachte, dann war Martha erstaunt über sich selbst. Denn sie spürte, dass sie auch auf ihn wütend war. Wenn er auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, so wäre ihm klar gewesen, dass ein Bruch zwischen ihm und Teresa auch das Ende seiner Freundschaft mit Martha bedeutete. Aber daran hatte er anscheinend überhaupt nicht gedacht. Früher hätte ihr das unaussprechlichen Kummer bereitet. Aber jetzt war sie wütend. Wie klug er auch sein mochte, Alexander hatte sich benommen wie ein Idiot.
    Um neun Uhr am Abend nach dem Picknick machte sich Lord Petre auf den Weg, sich im ›Pen and Hand‹ mit James Douglass zu treffen. Die Taverne lag in einer dunklen und schmutzigen Straße in Shoreditch, nicht allzu weit entfernt von dem Platz, wo er Jenkins

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