Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
über seine Haut, und ihm donnerte das Herz in der Brust. Es drängte ihn, dem nachzugeben, aber er zauderte. Sie schützen, sie in Sicherheit bewahren … Bisher hatte er gedacht, was er für Arabella empfand, sei nur heftiges körperliches Begehren, aber jetzt war es mehr als das. Er fing an, sie zu lieben.
Arabella spürte sein Zaudern und stutzte. »Ich habe nicht den leisesten Zweifel, du hast sämtliche verheiratete Frauen gevögelt, mit denen du im Bett warst«, frotzelte sie dann.
Es versetzte ihm einen Schock, als sie das Wort aussprach. Sie schützen? Sie war ja furchtlos! Lachend erwiderte er: »Verheiratete Frauen sind ganz etwas anderes. Es gibt in London kaum einen Mann, dessen Vater die Person ist, mit der seine Mutter verheiratet ist. Niemand erwartet von verheirateten Frauen, dass sie tugendhaft sind.«
Aber Arabella antwortete nicht. Sie stand auf, trat um ihn herum und ging auf sein Schlafzimmer zu.
In jedem anderen Moment – wäre er nicht so erhitzt durch Gedanken an Rebellion und Abenteuer – hätte er vielleicht die Kraft aufgebracht, sich zurückzuhalten, auch wenn es eine immense Anstrengung gekostet hätte. Aber jetzt waren die Umstände übermächtig.
Hinterher war er glücklicher, als er es – seiner Erinnerung nach – jemals gewesen war. Alles war so einfach, und er fragte sich, weshalb er solche Skrupel gehabt hatte, solche Bedenken, sie sich als Geliebte zu nehmen. Dies war nicht so wie seine Beziehung zu Charlotte – mit der war er völlig natürlich beisammen, weil es bei beiden keine entwaffnende Leidenschaft gab; auch nicht wie sein Verhältnis mit Molly – bei ihnen war es rein körperliches Verlangen. Bei Arabella aber war es ein vollständiges Ineinanderaufgehen. Obgleich er eben mit ihr geschlafen hatte, begehrte er sie noch immer. Es war eine immerwährende Vorfreude, die ihn wünschen ließ, ständig mit ihr zusammen zu sein.
Arabella war erfüllt von Verspieltheit. Ihre Augen blitzten triumphierend, und ihr Lächeln leuchtete heller denn je. Sie setzte sich auf und sagte: »Ich mag dein Bett ja, aber es ist immer ein und dasselbe. Ich erwäge einen Szenenwechsel. Was ist das da rechts für eine Tür? Nein, nicht die zu Jenkins Kammer – die andere dort.«
Er erwiderte lächelnd: »Das ist mein Privatkabinett.«
»Ich habe gehofft, dass du eins hast! Dürfen wir da hinein?«, fragte sie.
»Ich denke, wir dürfen«, erwiderte er, setzte dann aber mit gekünsteltem Ernst hinzu: »Aber bedenke – eines Mannes Privatkabinett ist sein Heiligtum. Du darfst dort drinnen weder in meinen Sachen herumwühlen noch mich drängen, es besser aufzuräumen, als es jetzt ist.«
»Natürlich werd ich das nicht tun!«, versicherte Arabella und sprang aus dem Bett.
Lord Petres Privatkabinett hatte an einem Ende ein Fenster, dazu seitlich zwei Spiegel, die Rahmen mit Japanlack überzogen, welche dem Zimmer am Morgen eine lichte Helligkeit und am Nachmittag eine trauliche Behaglichkeit verliehen. Zwei Armsessel mit hohen Rückenlehnen, eine Ottomane und ein kleiner Sekretär standen darin. An drei Seiten des Raumes zogen sich Bücherregale entlang, die seine Bibliothek enthielten, die vierte Wand war vollgehängt mit Gemälden, Skizzen und Stichen. Das Fenster hatte Vorhänge aus schwerem Seidenbrokat.
Sie blickte die Bücherreihen entlang. »Ich sehe, du hast Milton und Shakespeare gut sichtbar platziert, um deine Besucher glauben zu lassen, du läsest nichts als feinsinnige Literatur«, bemerkte sie, während sie ihre Finger über die Buchrücken gleiten ließ und die Titel las. »Aber mir machst du nichts vor. Wo versteckst du deine französischen Pamphlete und die Gedichte von Lord Rochester?«
Lord Petre antwortet nicht, sondern setzte sich in einen Sessel und beobachtete sie gelassen.
»Aha! Was ist das?«, rief sie. »L’Académie des dames und L’École des filles. Von denen wird in Paris in jeder Mädchenschule in ehrfurchtsvollen Tönen getuschelt, aber eine gedruckte Ausgabe habe ich nie zu Gesicht bekommen. Ich brenne darauf, mal hineinzuschauen.« Sie schlug den Band auf, blätterte prüfend darin herum und lehnte sich mit den Schultern gegen das Regal. Er sah jede Linie ihres Körpers sich unter dem zarten Stoff ihres Miederhemdes abzeichnen.
»Meine Güte!«, entfuhr es ihr, und sie blickte ihn keck an. »Dieser Kirchenmann treibt es mit zwei Frauen gleichzeitig!«
Er lachte. »Wenn du mir nun schon auf die Schliche gekommen bist, kannst du ruhig alles
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