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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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»Rind, Hammel, sehr gutes Kalbfleisch, Mylord«, verkündete er stolz. »Dann unser eigenes Schwein, sehr zart – und dann schließlich wieder Rind …« Die Fleischspieße rotierten über dem Feuer, tropfender Saft fiel in darunterstehende Pfannen und zischte hell auf in der Hitze. Das Fleisch glänzte vom Bratfett, und die Kruste an den braun gebratenen Seiten bekam Risse.
    »Ich nehme Schwein, Thomas«, sagte Lord Petre, »und für die Dame bitte Kalb«, setzte er hinzu, als Arabella gewählt hatte. Aus dem Hintergrund rief ein Gast: »Noch zwei Flaschen Bier, Poll, aber’n bisschen plötzlich!«
    Lord Petre warf einen Blick auf den Mann. »Ein Stammkunde, Thomas?«, fragte er leutselig, während der Wirt die Fleischstücke zurechtschnitt.
    »Kommt jede Woche her, Mylord, und immer in einem neuen Rock.« Lord Petre reckte den Kopf ein wenig, um die Aufmachung des Gentlemans zu begutachten. »Hat sein Geld mit Sklaven gemacht, heißt es«, fuhr Mr. Thomas fort. »Aber jedes Mal bringt er irgendeinen grässlichen Fremden mit, der mir hier auf meinen sauberen Boden spuckt. Heut ist es ein Scheißfranzose – letzte Woche war’s ein fetter Holländer, der nach Käse gestunken hat.«
    Mrs. Thomas knuffte ihren Mann in die Seite, um ihn zum Schweigen zu bringen und rief: »Polly! Hast du den Gentleman gehört? Peter! Pass gefälligst auf das Feuer auf und verfüttere das gute Fleisch nicht an den Hund!« Dann wandte sie sich wieder an ihren Kunden. »Ja, Mr. Watkins, was kann ich heute für Sie tun?«, fragte sie lächelnd.
    Thomas säbelte mächtige Bratenscheiben auf Holzteller, bestreute sie mit etwas Salz und tat einen Löffel Senf aus einem großen Krug hinzu. Auf einen Extrateller legte er vier oder fünf Brötchen, noch warm vom Backofen, dazu einen Klumpen Butter.
    Polly lehnte neben einem großen Bierfass an der Wand und unterhielt sich mit einem Mädchen, in dem Arabella Molly erkannte, das kesse Weibsbild aus Fowlers Handschuhladen. Auch Mrs. Thomas blickte stirnrunzelnd zu dem Mädchen hinüber, und Arabella vermutete, dass Molly hier wohl Stammgast war, einer jedoch, auf dessen Freundschaft nicht viel Wert gelegt wurde. Die beiden Mädchen kicherten ausgiebig, und immer, wenn ein Gast nach neuen Getränken rief, brachen sie erneut in Gelächter aus. Als Molly sich nach einem jungen Mann umdrehte, der sie von der anderen Seite des Raums gerufen hatte, fiel ihr Kittel vorn auseinander, und man sah, dass sie schwanger war.
    Das also war der Grund, weshalb Mrs. Thomas die Freundschaft der Mädchen nicht gefiel, dachte Arabella. Natürlich, sie wollte nicht, dass ihre Tochter in ähnliche Misslichkeiten geriet. Merkwürdige Vorstellung, dass Mädchen wie Polly Thomas Eltern hatte, die Molly Walker für schlechten Umgang hielten oder die darauf achteten, dass ihre Tochter nicht spät am Abend unterwegs war. Das war mehr, als ihre eigenen Eltern taten. Sie nahm an, von Mädchen ihres Standes erwartete man, dass sie selbst wüssten, wie sie sich zu verhalten hatten. Flüchtig überlegte sie, wie wohl Mutter und Vater ihrer Zofe Betty sein mochten, aber ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Lord Petre ihren Arm nahm und sie an einen Tisch führte.
    Kaum hatten sie sich gesetzt, da kam Polly angetänzelt und setzte schwungvoll zwei Krüge Bier auf den Tisch. Lord Petre gab ihr einen Penny, und sie schoss einen hämischen Blick in Arabellas Richtung. Arabella ignorierte sie.
    »Mit den Fingern essen – eine tolle Neuigkeit!«, meinte sie. »Wirklich entzückend ist das hier.«
    »Entzückend, weil du hier bist, Arabella«, erwiderte Lord Petre und blickte sie mit frisch erwachter Bewunderung an. »Ziemlich grässlich ist es dagegen, wenn man hier zu Mittag in der Gesellschaft von Kerlen aus der Börse speist. Aber von nun an werde ich immer an dich denken: so wie du hier sitzt in deinem blauen Seidengewand, wie du mit den Fingern fettiges Kalbfleisch isst und einen Krug Bier trinkst. Künftig werde ich hier in dieser kleinen Ecke stets glücklicher sein als sonst wo in London – weil ich hier mit dir glücklich gewesen bin.«
    In diesem Moment fand Arabella, dass sie nie in ihrem Leben köstlicheres Fleisch gegessen und süßeres Bier getrunken hatte, denn als sie das hörte, da wusste sie, Lord Petre musste in sie verliebt sein.
    Später, als sie die Bratstube verließen, kamen gerade zwei vertraute Gestalten zur Tür herein: Charles Jervas und Alexander Pope. Sie waren in ein Gespräch vertieft. Arabella

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