Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
angelächelt, als ich Arabellas Morgenempfang verließ, und gesagt, er bedaure, dass ich schon ginge.«
»Wer immer sie dir geschickt hat, muss gewusst haben, welche Sorte Blumen du magst, Teresa«, sagte Martha. Und nach einigem Zögern fügte sie hinzu: »Vielleicht war es ja Alexander.«
»Alexander? Oh, das glaube ich nicht.« Teresa wirkte plötzlich niedergeschlagen, und sie wandte den Blick ab. Der Anblick dämpfte Marthas Wunsch, ihre Schwester wegen ihres Ausbruchs über den Brief zu schelten. Schließlich waren ihre eigenen Hoffnungen auf Alexander denen Teresas auf Lord Petre nicht so unähnlich. War nicht ihre eigene Freude an Alexanders Buchsendung ebenso fehl am Platze gewesen wie Teresas Reaktion auf die Blumen? Sie fragte sich jetzt, ob er seinen Brief vielleicht nur als notwenige Geste an beide Mädchen gerichtet hatte, weil es die Höflichkeit gebot? Nicht zum ersten Mal, seit sie in London waren, blieben die Schwestern zusammen, ohne miteinander zu sprechen, keine von beiden imstande, das Gefühl enttäuschter Hoffnung einzugestehen, das doch ihr ganzes Denken erfüllte.
Lord Petres privaten Zusammenkünfte mit Arabella etablierten sich rasch. Als Arabella ihren Morgenempfang gab, den Teresa so verstimmt verlassen hatte, war Lord Petre mit einer Gruppe seiner Freunde erschienen: der Duke of Beaufort, Henrietta Oldmixon und Lady Salisbury. Seine Hoffnung war, dass sie anfangen würden, Arabella in ihren vertrauten Zirkel einzubeziehen, um dadurch ihre heimlichen Rendezvous leichter arrangieren zu können. Arabella war entzückt von dieser Entwicklung. Als Lord Petres Schar eintraf, geleitete ein Diener sie hinauf in ihr Schlafgemach. Sie saß auf ihrem Bett und trank Schokolade. Sie trug ein loses Nachtgewand mit Jäckchen, die Haare noch nicht aufgesteckt. Teresa war bereits da, zusammen mit zwei anderen Mädchen, die Lord Petre vom Sehen her kannte. Arabellas Mutter war kurz erschienen, um Teresa zu begrüßen, aber sobald Lord Petre und seine vornehmen Begleiter kamen, überließ sie es ihrer Tochter, frei und ungezwungen ihre Freundschaften zu pflegen.
Die Schokoladenkanne thronte auf einem silbernen Ständer, die Tassen waren auf einem Tisch mit Einlegearbeit bereitgestellt, und auf dem Kaminsims standen frische Blumen, die Lord Petre am Morgen aus Covent Garden hatte liefern lassen. Schnell waren Sitzgelegenheiten für die Neuankömmlinge gefunden, die Schokolade ausgeschenkt, und so saß man fast eine Stunde lang plaudernd beisammen.
Kurz nach zwölf ging die Tür auf, und Betty meldete, dass Miss Blounts Kutsche vorgefahren sei, um sie abzuholen. Teresa verabschiedete sich sichtlich verstimmt und zögernd – wahrscheinlich, dachte Lord Petre, hatte sie die beordert, ehe sie wusste, dass noch andere Gäste hier sein würden. Fast hatte er Gewissensbisse: Vielleicht sollten Arabella und er die arme Teresa nicht als ahnungsloses Alibi für ihre heimlichen Arrangements benutzen.
Aber schon zehn Minuten später seufzte Henrietta Oldmixon und sagte: »Ich habe noch eine Verabredung mit meiner Schneiderin. Schade, ich hätte die nicht auf die frühe Mittagszeit legen sollen. Wie nett und unterhaltend Ihr Morgenempfang gewesen ist, Miss Fermor! Ich komme bestimmt mal wieder, wenn Sie mich haben wollen.«
Auch Lady Salisbury erhob sich und sagte: »Ja wirklich, Miss Fermor – wie froh bin ich, dass Lord Petre mich mit Ihrem kleinen Kreis bekannt gemacht hat.«
Arabella lächelte, beugte sich im Bett vor, küsste beide zum Abschied und sagte dann: »Aber ich halte es nicht aus, still zu sitzen, während Betty mich frisiert, ohne jemanden zum Plaudern zu haben. Lord Petre – ich hoffe, Sie und Ihre Hoheit bleiben noch ein paar Minuten länger?«
Der Duke of Beaufort sah aus, als würde er Arabellas Einladung gerne annehmen, aber nach einem furchtsamen Blick auf Henrietta sagte er: »Ich bedaure, aber ich muss auch gehen, Miss Fermor. Eine Verabredung im Klub … Nächstes Mal bestimmt …«
Lord Petre verbeugte sich und sagte: »Ich speise erst in einer Stunde im Locket’s. Ich würde gerne noch bleiben.« Er blitzte ihr ein verschwörerisches Lächeln zu.
Die anderen gingen, und Lord Petre schloss Arabellas Schlafzimmertür hinter ihnen.
»Betty kommt mindestens die nächsten zwanzig Minuten nicht mehr«, sagte Arabella. »Da bin ich froh, dass du da bist, mich zu unterhalten.«
Sie setzte sich vor ihren Frisierspiegel. Ihr lockeres Gewand erlaubte Lord Petres Händen freien Zugang zu
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