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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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hörte Alexander sagen: »… aber wenn es zu einer zweiten Auflage kommt, dann muss ich sehen, dass auch andere Buchhändler als Tonson es auf Lager nehmen.« Und zuerst sah es so aus, als würden sie nicht stehen bleiben.
    Aber Jervas erkannte sie und rief vergnügt: »Guten Abend, Miss Fermor! Ich lobe mir Ihren Mut, solch eine Lokalität zu besuchen. Kaum eine von tausend Frauen würde auch nur daran denken! Aber ich nehme doch an, Ihre Kühnheit hat sich gelohnt?«
    Arabella knickste vor ihm, aber während sie das tat, hatte er sich schon Lord Petre zugewandt. »Wie geht es Ihnen, Mylord?«, fragte er mit einer tiefen Verbeugung. »Miss Fermor ist bei ihrem Wagnis in guter Obhut gewesen, wie ich sehe.«
    Alexander hatte bisher an der Seite gestanden, jetzt aber trat er vor und verbeugte sich vor Lord Petre. »Guten Abend, Mylord«, sagte er.
    »Wie schade, dass wir gerade jetzt im Aufbruch sind, sonst hätten wir gemeinsam essen können«, antwortete Lord Petre. Aber da der Gastraum gedrängt voll war und links und rechts von ihnen hungrige Gäste herumwuselten, verabschiedeten Arabella und Lord Petre sich.
    In der Kutsche sagte sie: »Wenn wir heute Abend schon Bekannten in die Arme rennen mussten, dann bin ich froh, dass es bloß diese beiden waren. Mr. Jervas wird diskret sein, denke ich, und Alexander Pope hat wohl niemanden, dem er es erzählen kann, außer meinen Cousinen.«
    »Also mir macht es nichts aus, wenn die ganze Welt erfährt, dass ich mit Miss Arabella Fermor in Thomas’ Bratstube gesessen habe«, sagte Lord Petre gelassen lächelnd. »Jeder, der dich sieht, ist doch bereits halbwegs in dich verliebt – und wenn ich der Glückliche bin, der dich zum Essen ausführt – umso besser. Du kannst sicher sein, der kleine Alexander Pope findet dich wunderschön. Und wahrscheinlich war er neidisch!« Arabella lachte bei der Vorstellung.
    Erst als er später allein nach Hause fuhr, dachte Lord Petre über die Ereignisse des Tages nach, was dazu führte, dass sich das bedeutsamste – Arabellas glorreiche Verführung – umso fester seinem Gedächtnis einprägte. Und dann die Szene mit dem Butler und dem Fäkalienkärrner oder der Mann, der in der Bratstube laut nach seinem Bier brüllte, und Mr. Thomas’ Kommentar zu seinem Gast, dem »Scheißfranzosen« … Der Scheißfranzose war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, obwohl Lord Petre ihn nicht hatte einordnen können. Merkwürdig auch, Molly Walker und Arabella erneut an ein und demselben Ort zu sehen. Er empfand jetzt Besitzerstolz auf Arabella, und Molly Walker war ihm wie eine Fremde erschienen. Er verspürte nichts mehr von dem alten Prickeln, wenn Molly ihn anblickte. Ihre Affaire lag ja auch lange zurück – Gott sei Dank! Denn Molly sah aus, als würde sie bald platzen, sie musste ihrer Niederkunft ziemlich nah sein. Er überlegte, wer wohl der Vater des Kindes war. Sie hatte sich sofort, nachdem ihre Affaire zu Ende war, mit einem Mann namens Fitzjames zusammengetan; wahrscheinlich war es der. Flüchtig überlegte er, ob wohl auch Douglass zu Mollys jüngsten Bettgenossen zählte.
    Douglass – natürlich! Mit dem hatte er diesen Franzosen schon mal gesehen. Das war Douglass’ Freund Dupont, der Sklavenhändler, der Mann aus der Börse. Der handelt mit Ware, die ist schwarz wie Schlacke – so oder ähnlich hatte Douglass gesagt. Und heute Abend hatte er mit einem anderen Sklavenhändler gespeist, dem Mann mit den vielen Gehröcken. Lord Petre schlug sich vor den Kopf, dass er nicht früher darauf gekommen war – aber es spielte ja auch keine Rolle. Er hätte wohl kaum Dupont mit Arabella bekannt gemacht, obwohl er lachen musste bei dem Gedanken, welche Art Unterhaltung sich daraus ergeben hätte. Diese Vorstellung bestärkte ihn nur in dem Verlangen, Arabella so bald wie möglich wiederzusehen.

12. Kapitel
     
    »Sie sah man an – die andern sah man nicht.«
    Mehrere Wochen vergingen. Aus März wurde April, aus April der frühe Mai. Der Himmel rollte seine durchtränkte Persenning auf und enthüllte das blasse Blau des Frühlings mit einem zarten Netz hoher, windzerzauster Wölkchen. Das Gras begann wieder zu atmen, Vögel hüpften von Zweig zu Zweig, der Fluss strömte stark und voll. Entlang der großen Plätze, ringsum in den Parks und auf Feldern und Wiesen schüttelten die Bäume ihre ersten Blättchen hervor, knittrige kleine Büschel von zartem Grün. Narzissen nickten mit den Köpfen, die Ohren zurückgeweht von der

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