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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Laurent
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erkennen, dass ihre Freundin hier alles andere als Langeweile schieben musste. Egal. Energisch steckte sie das Telefon wieder in die Handtasche, denn es wurde zum Aufbruch geblasen. Die nächste Station lautete Monte San Salvatore, das war der Berg genau gegenüber. Wie originell, dachte Sandra ironisch. Unmotiviert schlenderte sie zu dem Bus, der sie dorthin bringen würde. Letztendlich war es ihr gleich, wo sie diesen Tag verlebte. Hauptsache, sie musste nicht mehr an Reto denken.
     
    Nachdem sie am Vorabend ein dunkles Kleid getragen hatte, entschied sich Sandra nun für etwas Helles. Sie wusste, das enge Etuikleid aus zartgrauem Seidentaft stand ihr ausgezeichnet. Mit den passenden Accessoires sah sie jedes Mal aus wie einem Modejournal der Sixties entsprungen. Sandra fand, das war genau ihr Look, er passte zu ihrer zierlichen, mädchenhaften Figur. Der Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch genug Zeit für ein Bad hatte. Während sie Wasser einlaufen ließ, suchte sie im Radio im Wohnzimmer nach einem Musiksender und stellte die Lautsprecher im Badezimmer ein. Das waren die kleinen feinen Annehmlichkeiten in Hotels dieser Klasse. Etwas müde, aber recht gut gelaunt ließ sie sich unter die Schaumdecke gleiten. Der Duft war einfach köstlich. Frangipani und Orange. Das exotische Aroma der Tempelbaumblüte und die Süße der Zitrusfrucht hatten etwas Betörendes, Sinnliches. Sie schloss die Augen und dachte an Reto. Konnte sie sich noch an seinen Duft erinnern? Was war das Besondere an diesem Mann, dass sie nicht aufhören wollte, an ihn zu denken? Er hatte sich in ihren Gedanken festgesetzt, und sie wurde ihn nicht wieder los. Sandra streckte sich. Ihre Fingerspitzen berührten vorsichtig die Brustwarzen. Sie waren noch ganz wund von den Liebesspielen der vergangenen Nacht. Dann legte sie die Hand zwischen die Schenkel, erinnerte sich an Retos Zärtlichkeiten, an seine Art, sie immer weiterzutreiben, sie dazu zu bewegen, sich ganz hinzugeben. Sie vermisste ihn. Sandra horchte in sich hinein. War es so? Vermisse ich ihn, oder vermisse ich seine Art, mich zu nehmen? , fragte sie sich. Planeten, deren Umlaufbahnen sich kreuzen … Sie schüttelte den Kopf, als könne sie ihre Gedanken damit wegwischen, und stieg aus der Wanne. Diesen Abend mit den Kollegen konnte sie leider nicht schwänzen.
     
    Es hätte schlimmer kommen können. Sandra stand vor dem Tischplan, der neben der Tür zum Restaurant ausgehängt war. An ihrem Tisch waren ein paar ganz unterhaltsame Kollegen plaziert worden, dazu der Sommelier des Hauses und eine junge Künstlerin, die in dieser Saison im Restaurant ihre Werke ausstellte. Der Raum füllte sich allmählich. Sie sah den Kellner auf sich zusteuern, er trug ein Tablett mit Getränken. Sie hatte also noch Zeit für einen Aperitif. Sandra wollte gerade nach einem Martini greifen, als sie hinter sich eine Stimme hörte.
    „Darf ich?“
    Sie drehte sich um in dem Wissen, Reto zu erblicken. Sandra spürte, dass sie strahlte. Sie konnte nichts dagegen tun.
    „Beginnst du – Beginnen Sie jeden Abend mit dieser Frage?“ Sie ließ sich von Reto ein Glas reichen und schenkte ihm einen tiefen Blick. „Ich wusste gar nicht, dass Sie Journalist sind.“
    „Bin ich auch nicht. Ich springe für einen Freund ein, der leider krank geworden ist. Es wäre unhöflich, wenn der Platz neben dem Bürgermeister leer bliebe.“
    „Natürlich. Ich nehme an, Ihr Freund ist sehr plötzlich krank geworden.“
    Reto sah auf seine Uhr, grinste. „Vor genau sieben Minuten.“
    Jetzt grinste auch Sandra.
    Er nahm ihre Hand und deutete einen Handkuss an.
    „Geben Sie mir ein Zeichen, wenn Ihnen der Sinn nach einem kleinen – na, sagen wir mal – Zwischengang steht. Wir sind so gesetzt, dass wir Blickkontakt haben.“
    Dann brachte er sie zu ihrem Platz.

4
     
    Nach der Vorspeise hatte sich Sandras Aufregung ein wenig gelegt. Die Freude über das unverhoffte Wiedersehen beschwingte sie; jegliche Wut, die sie empfunden haben mochte, war verschwunden. Sandra fühlte sich, als hätte sie Champagner auf leeren Magen getrunken. Es war offensichtlich, dass der Schweizer ihretwegen hier war, und genauso offensichtlich waren seine Absichten. Zwischengang … sie schüttelte belustigt den Kopf. So charmant ließ sich also die Aufforderung zu einem Quickie umschreiben. Reto war sehr direkt, auf eine angenehme Art, und das gefiel ihr. Als an ihrem Tisch eine rege Diskussion über Weine aus der Schweiz begann, hielt sie

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