Die Verführung des Mondes (German Edition)
seiner Brust kommt. Mein Körper beginnt zu prickeln. Er zieht mich ein bisschen enger an sich heran und gibt mir einen Kuss auf den Mundwinkel.
„Ich werde einen Teufel tun, mich zu beschweren, wenn du in meine Arme fällst!“
Ich schaffe es irgendwie, ein schiefes Lächeln zustande zu bringen.
“Macht es dir etwas aus, ein paar Schritte zu Fuß zu gehen? Das Restaurant, in das ich mit dir gehen möchte, ist nur ein paar Minuten entfernt!“
„Nein, ich gehe gerne ein paar Schritte!“ Ich bin erstaunt, dass ich eine sinnvolle Antwort zustande gebracht habe und das ganz ohne zu stottern. Seine Nähe, sein halber Kuss, sein Geruch, ich fühle mich ein bisschen, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen, fühle mich, als wäre dies das aller erste Date meines Lebens. Dieser Mann berauscht mich.
„Wunderbar!“ Er lächelt zufrieden.
Er bietet mir, ganz Gentleman, seinen Arm an und ich hake mich ein. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll und mich das Schweigen irgendwie nervös macht, versuche ich es mit ein bisschen Smalltalk.
„Hattest du eine angenehme Woche?“, frage ich ihn und bin stolz auf mich, dass mir eine unverbindliche Frage eingefallen ist, die trotzdem interessiert klingt.
„Eine arbeitsreiche“, sagt er lächelnd, „Ich arbeite zwar immer viel, aber diese Woche war es besonders viel. Ein Rechtsstreit, bei dem ich einen Mandanten vertrete, läuft gerade auf sein Ende zu, ich war die halbe Woche bei Gericht und den Rest der Zeit habe ich am Schreibtisch verbracht, um noch letzte Vorbereitungen zu treffen und neue Fakten zu sichten.“
„Klingt anstrengend.“ Ich fühle mich kaum in der Lage, im richtig zuzuhören, ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, ihn nicht permanent anzustarren. Er sieht toll aus, er trägt einen dunkelblauen Anzug mit einem hellblauen Hemd, kombiniert mit einer geschmackvollen Krawatte. Seinen grauen Wollmantel trägt er offen, er scheint wohl, trotz des immer kälter werdenden Wetters, nicht zu frieren. Ich bewundere sein markantes, eckiges Kinn, seine erstaunlich blauen Augen mit den dunklen Augenbrauen, sein braunes Haar, das ein bisschen so aussieht, als würde es machen, was es will.
„Momentan ist es wirklich ein bisschen anstrengend. Aber es ist ein wichtiger Klient, den ich nicht verlieren möchte. Und ohne Fleiß kein Preis, so ist das nun mal im Leben.“ Er zuckt mit den Schultern.
“Was hat dich denn eigentlich gestern Wichtiges davon abgehalten, mich mittags zu treffen? Ich hoffe, es war wirklich sehr wichtig , sonst bin ich furchtbar beleidigt!“, er grinst und straft somit seine eigenen Worte Lügen.
Eine Frage dieser Art hatte ich befürchtet. Allerdings will ich meine Tochter niemandem verschweigen, ich bin, trotz aller Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, alleinerziehend zu sein, viel zu Stolz auf mein Kind. Und es liegt auch nicht in meiner Art, mich bei solch wichtigen Dingen in Lügengebilde zu verstricken, das ist mir viel zu anstrengend. Trotzdem habe ich Angst vor seiner Reaktion und muss tief einatmen, bevor ich schließlich antworte. „Ich hatte einen Impftermin mit meiner Tochter.“ Ich versuche ihn möglichst unauffällig zu beobachten und seine Reaktion abzuschätzen. Erstaunlicherweise zeigt er eigentlich gar keine Reaktion. Er nickt kurz auf eine neutrale, sachliche Art, als hätte ich ihm mitgeteilt, dass die Erde übrigens rund ist und sagt in ebenso einem Tonfall:
„Das ist ein sehr guter Grund.“ Ich kann seine Reaktion somit nicht wirklich deuten und beschließe deshalb einfach, dass sie hätte schlimmer ausfallen können.
Dennoch wechsel ich das Thema, sicher ist sicher.
„Wohin gehen wir denn genau?“, frage ich ihn und er deutet statt einer Antwort auf ein kleines Lokal, das jetzt vor uns auftaucht.
„Es ist der beste Italiener in der Stadt. Finde ich zumindest“, sagt er und hält mir die Tür auf. „Sie machen hervorragende Pasta. Magst du Pasta?“
„Gibt es Menschen, die keine Nudeln mögen?“, frage ich erstaunt und füge dann hinzu , „… obwohl es ja alle möglichen Perversionen geben soll.“
Er lacht.
Das Restaurant ist klein und gemütlich, es wirkt sehr familiär. Wir bekommen einen Tisch in einer ruhigen Ecke zugewiesen, kaum dass wir sitzen bringt uns der Kellner auch schon die Karte und einen kleinen Korb mit köstlich duftendem Brot.
„Soll ich dir etwas empfehlen oder möchtest du selbst aussuchen?“, fragt Phillip mich.
„Bitte, such du für mich aus!“
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