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Die Verführung des Mondes (German Edition)

Die Verführung des Mondes (German Edition)

Titel: Die Verführung des Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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einen Weg zu finden, die Ehe ohne seine Kenntnisnahme auflösen zu können, aber das ist nicht so einfach.“ Ich mache eine kurze Pause, „Bist du jetzt sehr schockiert?“ Ich schaue ihn weiter an, aber ich kann seinen Gesichtsausdruck partout nicht deuten. Ich sehe, wie er Luft holt, um zu antworten, in diesem Augenblick klingelt sein Handy.
    „Scheiße!“, murmelt er, „Das ist wichtig. Bitte entschuldige!“, er nimmt ab. „Ja?“, er sieht irgendwie verärgert aus. “Scheiße!“, er flucht erneut, „Jetzt?“ Er sieht mich dabei an. „Ja. Ich bin gleich da!“, er sieht mich immer noch an und ich kann mir denken, was jetzt kommt. „Luna … es tut mir schrecklich leid!“
     
    Ja, mit tut es auch schrecklich leid!
     
    „Das war meine Sekretärin, es sind neue Unterlagen aufgetaucht, die für die Verhandlung entscheidend sein könnten …“
     
    Natürlich. Und lass mich raten? Du musst jetzt ganz schnell weg?
     
    „Ich muss leider sofort weg.“
     
    Bingo!
     
    Ich sollte mit meinen hellsichtigen Fähigkeiten ins Fernsehen gehen.
    „Das verstehe ich natürlich! Geh nur!“ Meine Stimme klingt dünn, fremd und unaufrichtig.
    Er winkt nach dem Ober und bezahlt, dann steht er auf und gibt mir einen schnellen Kuss auf den Scheitel, er scheint mich schon gar nicht mehr richtig wahrzunehmen.
    „Bye!“, murmel ich. „Es war schön mit dir, leb wohl!“, setze ich, so leise dass er nicht mehr hören kann, hinterher, als er das Restaurant verlässt. Ich seufze tief und bin plötzlich so frustriert, dass ich mit den Tränen kämpfen muss. Ich schiebe meinen Teller weg, stehe auf und gehe.
     
    Den kurzen Rückweg über habe ich das Gefühl, dass mich jeder anstarrt und sich denkt: „Sieh an, die Kleine ist gerade abserviert worden!“, ich weiß natürlich, dass das albern ist. Ich fühle mich trotzdem unwohl. Und ungeliebt. Und ich friere ein bisschen. Ich gehe schneller, um wieder in vertraute Gefilde zu kommen, die letzten Meter muss ich mich zurückhalten, um nicht anzufangen zu rennen.

Kapitel 9
    Ich komme zurück in den Laden, die Vertrautheit des kleinen Verkaufsraumes umhüllt mich plötzlich wie ein warmer, alter Mantel. Ella sieht mich und kommt sofort kommentarlos zu mir und nimmt mich in den Arm.
    Ohne es zu wollen, fange ich an zu weinen. Ella hält mich ein Weilchen einfach fest, dann drückt sie mir ein Taschentuch in die Hand.
    „So schlimm?“, fragt sie.
    „Ja und nein.“ Ich wische mir die Tränen weg und putze mir die Nase. „Im Prinzip war es nett, bis er mich zu Kates Vater ausgefragt hat. Zehn Sekunden später klingelte sein Handy und er musste, was für ein Zufall, urplötzlich weg!“ Ich zucke mit den Schultern. „Angeblich war es furchtbar wichtig, irgendwelche Neuigkeiten wegen einer bevorstehenden Verhandlung.“
    „Und es kann kein Zufall gewesen sein?“
    „Sehr passender Zufall, meinst du nicht?“
    „Aber er kann ja kaum geplant haben, dass genau in dem Moment sein Handy klingelt!“
    „Ach, ich weiß doch auch nicht. Vielleicht ist es ganz gut so, dann mache ich mir zumindest keine Hoffnungen mehr!“
    „Ach Luna!“ Ella drückt mich noch einmal, danach lässt sie mich los, weil Kundschaft den Laden betritt. Zwei Touristen, die eine Postkarte kaufen und unsere erstaunliche Sammlung seltener Bücher bewundern. Als sie weg sind, bringt mir Ella eine Tasse Tee und irgendwoher zaubert sie auch noch eine Packung Schokoladenkekse hervor.
    „Wie fühlst du dich?“
    Ich weiß es nicht richtig.
    „Ernüchtert“, antworte ich und das trifft es wohl am ehesten. Ich fühle mich, als hätte ich ein fesselndes Buch darüber gelesen, wie mein Leben hätte sein können und als hätte ich es nun zu Ende gelesen und müsste in die nüchterne Realität zurückkehren.
    Ella sieht mich einen Augenblick zögernd an, als wollte sie mir etwas sagen und wäre sich nicht sicher, ob es klug ist oder nicht.
    „Ella, spuck es aus. Ich bin kein kleines Mädchen, das geschont werden muss!“
    „Ich wollte es dir eigentlich gar nicht erzählen, ich war so froh, dass du dich endlich mal mit jemandem triffst. Aber vielleicht macht es die Sache ja einfacher. Ich glaube, er hat eine Beziehung. Ich habe ihn am Mittwochmittag kurz gesehen, an seinem Arm hing eine hübsche Brünette, die nach Geld aussah. Die beiden schienen sich nahe zu stehen …“
    Mir fällt seine „Miss Upperclass“ wieder ein, die letzte Woche so sehr geflucht hat, dass ich letztendlich in Phillip gelaufen bin.

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