Die Verführung des Mondes (German Edition)
Ich muss sie irgendwie verdrängt haben. Und die beiden sich anscheinend wieder versöhnt.
„Ich habe die beiden auch schon mal zusammen gesehen. Sie scheint ziemlich temperamentvoll zu sein!“, ich zucke mit den Schultern. „Aber es ist ja nun nicht mehr länger mein Problem.“
Ella sieht mich an und runzelt die Stirn.
„Bereust du es?“
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Nein. Das Essen war toll und der Sex letzte Woche großartig!“, wir kichern einen Moment, ausgelassen wie die Schulmädchen und es geht mir gleich viel besser. Vielleicht tun auch Schokolade und Tee ihre Wirkung. Zucker, Fett und etwas Warmes vertreiben düstere Stimmungen zum Glück meistens schnell und erfolgreich. Ich versuche mich damit zu trösten, dass mein tatsächliches Leben, dass die Realität doch auch gar nicht so schlecht ist. Das gelingt mir den Rest des Tages erstaunlich gut. Und es entspricht ja auch der Wahrheit: So schlecht ist mein Leben gar nicht.
Nachmittags hole ich Kate ab und wir genießen das schöne Spätherbstwetter, kaufen uns auf dem Nachhauseweg ein Eis und sitzen damit zusammen, friedlich schweigend, nebeneinander auf einer Bank in der Sonne, die heute trotz des eigentlich kalten Wetters noch erstaunliche Kraft hat. Katie schiebt ihre kleine Hand in meine und drückt sie sanft und legt ihren kleinen Kopf an meine Seite, mit einem Vertrauen, wie es nur kleine Kinder in ihre Eltern haben können. Ich lächele, schaue auf meine Tochter, die in der Herbstsonne fast golden aussieht und fühle mich glücklich und leicht. Zumindest beinahe.
Kapitel 10
Am Freitagabend bringe ich Katie pünktlich ins Bett. Ich habe ihr für den nächsten Morgen versprochen, mit ihr auf einen kleinen Jahrmarkt zu fahren und wir wollen früh da sein, damit es noch nicht so voll ist. Mein Kind ist unter normalen Umständen wirklich entzückend, aber wenn sie müde oder hungrig ist, dann ist sie ihren Mitmenschen nicht mehr zuzumuten, weil sie zu einem griesgrämigen, kreischenden Monster mutiert. Und das wiederum ist ein Zustand, den ich sowohl Kate als auch mir gerne ersparen möchte. Als sie schläft, ist es kurz nach 19:00 Uhr und ich beschließe, noch ein Bad zu nehmen.
Ich setze mich auf den Badewannenrand und schaue zu, wie das Wasser langsam die Wanne füllt, gebe ein Duftöl in das einlaufende Wasser und schließe kurz die Augen, als der Duft des Badeöls sich in der Luft verbreitet. Ich ziehe mich aus und steige in die Wanne, lehne mich zurück und schließe die Augen. Die Wärme des Wassers umschließt mich, tröstend, wärmend, entspannend. Ich lasse die Augen geschlossen und denke an letzte Woche, der Abend war so ganz anders als heute, aufregend, prickelnd, abenteuerlich.
Mit einem tiefen Seufzen und leichtem Bedauern öffne ich meine Augen wieder, nehme innerlich Abschied vom Abenteuer und Abschied von Phillip. Ich greife nach meinem Buch, das auf dem Wannenrand liegt und beginne eine Weile zu lesen, während ich mich in der Wärme der Wanne entspanne. Als meine Finger und Zehen langsam anfangen schrumpelig zu werden, rasiere ich noch gewissenhaft Beine, Achseln und Bikinizone und kletter schließlich aus der Wanne. Es ist Freitag, morgen habe ich frei, Katie schläft, ich habe nichts mehr vor und alle Zeit der Welt. Also nehme ich mir Zeit für mich, überlege mir einen ruhigen Abend zu machen. Ich creme mich gründlich ein, lackiere meine Nägel neu und erwäge, ob ich mir noch die Mühe mache, mich wieder anzuziehen oder mich gleich für meine Schlafsachen entscheide.
Die Bequemlichkeit siegt schließlich, und weil das Wetter für feine Negligees zu frisch geworden ist (und die Dinger ja ohnehin niemand zu Gesicht bekommt) schlüpfe ich in eine grau karierte Pyjamahose aus Flanell und ein langärmliges Shirt mit Daisy Duck, über dass sich Kate immer freut. Ich ziehe dicke Wollsocken an meine Füße und gehe ins Wohnzimmer. Das Wetter hat sich seit heute Nachmittag verändert, draußen regnet es und der Wind hat zugenommen, es ist ein ungemütlicher, grauer Herbstabend. Ich mache ein Feuer in dem kleinen Kaminofen an, gehe in die Küche und koche Tee und kuschel mich schließlich mit einer Decke und meinem Buch auf das Sofa. Ich fühle mich geborgen in der Wärme meines Hauses, ich liebe dieses Haus sehr. Früher gehörte es meiner Großmutter und ich war als Kind schon gerne hier. Es ist klein und gemütlich, warm und stabil. Offiziell gehört es noch meinen Eltern, sie wollen es mir
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