Die Verführung des Mondes (German Edition)
als wir den Wagen verlassen haben, seine Hand wieder zwischen meine Schulterblätter. Mittlerweile genieße ich diese Geste, die Wärme seiner Hand und seiner Nähe und es gefällt mir, ausnahmsweise mal nicht selber darauf achten zu müssen wohin ich gehe, sondern die Verantwortung einen Moment abgeben zu können und mich einfach führen zu lassen.
Ich weiß, dass ich jahrelange Bemühungen von Millionen Frauen um Emanzipation damit einfach mit Füßen trete, aber ich gebe mich dennoch dem Genuss hin, mal nicht das Leittier sondern nur ein folgsames Schäfchen sein zu dürfen. Und es muss ja niemand erfahren, dass es so ist.
Im Restaurant angekommen bin ich für Phillips Geste besonders dankbar. Während man eigentlich meinen sollte, dass sie etwaige Besitzansprüche an mich signalisiert, funktioniert dieser Effekt auch umgekehrt: Mit einem selbstbewussten Lächeln, das zwar eigentlich mehr Schein als Sein ist aber dennoch seinen Zweck erfüllt, mache ich den drei Tussies die sich sabbernd nach Phillip umschauen klar, dass er zu mir gehört.
Seht ihr seine Hand, ihr geifernden Weiber? Sie liegt auf meinem Rücken. Auf MEINEM! Hah!
In mir macht sich eine gehörige Portion Besitzerstolz breit. Auch Phillip scheint heute Abend am Eigentumsanspruchsphänomen zu leiden, als der Ober kommt, um mir nach einem zu tiefen und zu langen Blick in die Augen aus dem Mantel zu helfen, schaut er so finster, dass ich mir Sorgen mache, dass er ihn jeden Augenblick anknurren könnte. Sein finsterer Blick scheint erfolgreich zu sein, der Ober lässt von mir ab und Phillip hilft mir persönlich aus dem Mantel. Ich muss ein Lachen unterdrücken und freue mich gleichzeitig darüber, dass ich ihm anscheinend nicht gleichgültig bin. Dennoch amüsieren mich die primitiven Gefühle, zu verteidigen was einem „gehört“, die anscheinend auf beiden Seiten bestehen.
Wir bekommen denselben Tisch in der hübschen, ruhigen Ecke den wir bereits am Donnerstag hatten und ich schicke ein stummes Gebet gen Himmel, dass unser Date dieses Mal erfolgreicher sein wird.
Da der Ober mittlerweile nachhaltig eingeschüchtert zu sein scheint, macht er gar nicht erst den Versuch mir mit meinem Stuhl zu helfen, was Phillip gerne zu übernehmen scheint und sich dann mir gegenüber hinsetzt.
Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtet mich, sein Selbstbewusstsein scheint unendlich zu sein, was dazu führt, dass ich wieder unsicher werde.
„Ich freue mich sehr, dass du heute noch Zeit für mich gefunden hast! “, sagt er schließlich und lächelt hinreißend. „Ich konnte einfach nicht widerstehen, dich um ein erneutes Date zu bitten und Geduld gehört nicht gerade zu meinen Tugenden. Ich hoffe, es war dir nicht zu viel, dass ich dich heute direkt wieder für mich beanspruche. Angeblich gibt es da ja so etwas wie Drei-Tage-Regeln, aber ich kenne mich mit den aktuellen Datingregeln nicht sehr gut aus.“ Er grinst und zuckt mit den Schultern. „Ich hoffe, ich bin in deinen Augen jetzt nicht plötzlich uncool …“
Ich muss nun wirklich lachen, zum einen klingt „uncool“ aus seinem Mund seltsam deplatziert, zum anderen ist seine ganze Ansprache irgendwie amüsant.
„Mein lieber Phillip“, ich beuge mich vor und greife nach seiner Hand, die er mir bereitwillig überlässt, „ich habe keine Ahnung, wer dich mit solchen Informationen versorgt, aber die sind schon uncool wenn man 16 ist. Ich kenne jedenfalls keine Frau, die gerne drei Tage wartet, bis sich das Objekt ihrer Begierde wieder bei ihr meldet. Im Normalfall kommt man bei dieser Taktik höchstens auf die Idee, dass er kein Interesse hat, wenn er es so lange aushält, sie zu ignorieren. Wer auch immer so einen Mist in die Welt gesetzt hat, von Frauen scheint er nicht viel Ahnung zu haben. Vermutlich ist das eigentliche Ziel hinter der Verbreitung solcher Gerüchte, dass andere auch nicht mehr erfolgreicher sind und sich der Gerüchteverbreiter deshalb besser fühlen kann!“
„Dann bin ich beruhigt.“ Phillip lacht und sieht gelöst und zufrieden aus.
Aber mir kommt plötzlich ein ganz anderer Gedanke.
„Phillip?“
„Ja?“
„Du musst übrigens nicht so tun, als ob du sonst keine Dates hättest. Ich weiß ja nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich war auch keine Jungfrau mehr!“ Ich zwinkere ihm zu.
„Oh, es lag nie in meiner Absicht, dir vorzumachen, ich hätte sonst keine Dates. Ich bin ein erwachsener Mann und ich mag Frauen. Ich hatte viele
Weitere Kostenlose Bücher