Die Verführung des Mondes (German Edition)
Arbeit schaffe ich das Wochenende leider auch nicht!“
„Kein Problem! Du weißt ja, ich gehe gerne ein paar Schritte.“ Und auf sein Büro bin ich außerdem neugierig.
„Wohin wollen wir heute eigentlich? Ich habe extra, wie angeordnet, warme Sachen eingepackt!“
„Das ist eine Überraschung. Ich hoffe sehr, dass es dir gefallen wird!“
„Das hoffe ich auch.“ Ich bin ein bisschen nervös, ich kann es gar nicht gut leiden, nicht zu wissen, was mich erwartet. Ich habe gerne alles fest im Griff und unter Kontrolle und kann Überraschungen nicht leiden, aber ich will Phillip auch nicht die Laune verderben.
Bis zu seinem Büro ist es nicht sehr weit. Es ist ein modernes, großes, nüchternes Gebäude, in dem mehrere Büros ansässig sind und seine Kanzlei nimmt zwei komplette Etagen ein. Die Einrichtung seiner Kanzlei ist schlicht und geschmackvoll.
Phillip legt in gewohnter Manier seine Hand zwischen meine Schulterblätter, als wir die Räumlichkeiten betreten. Jeder, der uns entgegen kommt, grüßt Phillip respektvoll und jeder starrt mich erstaunt an. Ich fühle mich irgendetwas zwischen stolz und peinlich berührt. Stolz, weil ausgerechnet ich diejenige bin, die heute schon ihr achtes Date mit diesem wunderbaren Mann hat und peinlich berührt, weil es mir unangenehm ist, so im Mittelpunkt zu stehen.
Schließlich kommen wir vor seinem Büro an und eine attraktive Frau Mitte 30 im perfekten Businesslook springt umgehend auf, als sie uns sieht.
„Mr. Dawn, ich hatte sie heute gar nicht mehr erwartet. Hatten sie einen angenehmen Flug, Sir?“, sie überschlägt sich fast vor Eifer und ich frage mich, ob Phillip wohl ein strenger Chef ist.
„Ich muss nur noch schnell ein paar Unterlagen holen, Liz.“ Phillip schiebt mich ein Stückchen vor und Liz‘ Blick bleibt erstaunt an mir hängen. „Luna, darf ich dich mit meiner Sekretärin Liz bekannt machen? Liz, das ist Ms. Luna Lewis.“
Liz hat sich schnell wieder gefangen und reicht mir mit einem höflichen Lächeln die Hand.
„Sehr angenehm, Ms. Lewis!“
„Ebenfalls!“, ich weiß nicht so richtig, wie ich mich verhalten soll.
„Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen Sir? Ma’am?“
„Nein danke, Liz, wir bleiben nicht lange!“ Phillip schiebt mich in sein Büro.
Der Raum ist groß mit einer riesigen Fensterfront und genauso geschmackvoll, hell und schlicht, wie der Rest des Gebäudes. Ganz anders, als sein Haus, das viel bodenständiger und gemütlicher ist. Phillip geht zu einem großen Aktenschrank und beginnt einige Unterlagen zusammenzusuchen.
An der Wand hängt ein Bild von Hemingway mit einem Zitat von ihm. „ Die Welt ist ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft“ darunter ist ein Druck seiner Originalunterschrift.
„Hemingway also, hm?“, ich deute schmunzelnd auf das Bild.
Phillip grinst und zuckt mit den Schultern. „Es soll mich daran erinnern, im Alltag ein bisschen Idealismus zu bewahren!“
„Sehr lobenswert …“, murmele ich, während mein Blick wieder zu dem Hemingway-Zitat schweift und schließlich an der Unterschrift hängen bleibt.
Irgendwie kommt mir das so verdammt bekannt vor!
Fast wie von selbst greife ich in meine Handtasche und hole das Buch hervor, packe es aus und schlage die erste Seite auf. Die mit der Widmung. Und als mein Blick vom Buch zum Bild und wieder zurückwandert, gebe ich ein erstauntes Geräusch von mir.
Oh verdammt, dass mir das nicht schon längst aufgefallen ist!
„Alles in Ordnung, Luna?“, Phillip dreht sich erstaunt um.
„Phillip?“
„Ja?“, er kommt fast besorgt zu mir herüber und bleibt dicht hinter mir stehen.
„Kennst du irgendeinen Experten für Handschriften? Jemanden, der vergleicht, ob zwei Schriftproben von derselben Person stammen?“
„Natürlich kenne ich jemanden. Warum fragst du?“
„Weil …“, ich deute auf die Widmung in meinem Buch und dann auf die Unterschrift auf dem Bild, „weil ich glaube, dass das hier nicht irgendeine Widmung ist, sondern eine vom Autor persönlich.“
Phillip steht hinter mir und schaut mir über die Schulter.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, er klingt skeptisch.
„Schau dir mal an, wie ähnlich die Schrift ist. Und Hemingways zweite Frau hieß Pauline. Er hat sie 1927 geheiratet, die Erstausgabe erschien 1926. Und E.M.H. dürfte somit wohl für Ernest Miller Hemingway stehen! Unglaublich, dass mir das nicht schon längst aufgefallen ist …“, fassungslos starre ich auf
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