Die Verführung des Mondes (German Edition)
das Buch. „Dein Handschriftenexperte, wie schnell ist der?“, ich will unbedingt Gewissheit haben, wenn die Widmung tatsächlich von Hemingway wäre, das wäre absolut unglaublich!
„Ich kann Liz bitten, dass sie ihm das Buch heute noch gibt, dann hast du das Gutachten bis spätestens Donnerstag. Eigentlich ist mein Gutachter schneller, aber wenn ich mich nicht irre, hat er nächste Woche ein paar Tage Urlaub!“
Ich schüttele heftig den Kopf und presse das Buch an meine Brust.
„Auf keinen Fall!“
„Luna, er ist seriös und wird dir das Buch wieder geben!“ Phillip klingt amüsiert.
„Phillip, Bücher wie dieses brauchen zwar keinen extra klimatisierten Tresor, aber sie sind trotzdem empfindlich. Nässe, ungewaschene Hände, aufgeschlagen auf dem Tisch liegen bleiben und das am besten noch mit den Seiten nach unten, abgeknickte Ecken, umkippende Kaffeetassen, auslaufende Füllfederhalter … mir wird ganz schlecht, wenn ich nur daran denke!“
Phillip scheint nun wirklich amüsiert über meinen entsetzten Gesichtsausdruck, aber ich leide tatsächlich beinahe körperlich, wenn ich nur daran denke, was unbedachte Hände alles mit meinem Buch anstellen könnten.
„Ohne Probe ist kein Schriftvergleich möglich.“ Er überlegt kurz „Aber wir könnten eine Kopie machen, wie wäre das?“
„Oh Phillip! Du bist mein Held in der Not!“ Ich drehe mich zu ihm um und hauche einen Kuss auf seine Handfläche.
„Stets zu Diensten, Mylady! Meinst du, ich darf es anfassen, um eine Kopie zu machen, oder hast Du Sorge, ich zerstöre es dabei unwiderruflich? Meine Hände sind frisch gewaschen und ich werde jedem kippenden Kaffeebecher unterwegs umgehend den Krieg erklären“, er streckt die Hand nach dem Hemingway aus und ich überlasse ihn ihm widerstrebend. Er verlässt kurz sein Büro und zwei Minuten später ist er wieder zurück, mit einem immer noch unversehrten Buch. Ich packe das Buch wieder ein.
„Ich gebe die Kopie gleich Liz, sie soll außerdem ein Foto von Hemingways Signatur aus dem Internet suchen. Das Gutachten wird dir am Montag in den Laden geschickt!“
„Kann ich das irgendwie wieder wettmachen?“
Phillip legt den Kopf schief und seine Augen werden eine halbe Nuance dunkler, als er zu lächeln beginnt.
„Ich wüsste da schon das ein oder andere!“ Er küsst mir auf die Stirn, dann auf den Mund. „Komm, lass uns fahren!“
Wir gehen Hand in Hand aus seinem Büro und diesmal platze ich fast vor Stolz, als ich die erstaunten Blicke auf uns spüre.
Draußen stürmt es und es ist kalt.
Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude bleibt Phillip vor einem großen, dunkelbraunen, exklusiv aussehenden Geländewagen stehen. Als er meinen verwunderten Blick bemerkt, fängt er an zu lachen.
„Luna, ich leiste mir nicht viel überflüssigen Luxus. Und ich habe auch keine Garage voller Luxusschlitten zu Hause. Aber auch ich habe einen Zweitwagen!“
Er entriegelt das Auto und legt mein Gepäck in den Kofferraum, danach öffnet er mir die Beifahrertür. Auch von innen sieht das Auto exklusiv aus, Ledersitze, dunkler Dachhimmel, unzählige Knöpfe, deren Funktion ich nicht kenne. Ich lehne mich zurück in die bequemen Sitze und atme einen Moment tief ein. Es riecht nach Leder und nach Phillip. Er steigt zu mir ins Auto, schließt die Tür, startet den Motor und stellt die Heizung an. Draußen pfeift der Wind um den Wagen und hier drinnen fühle ich mich wie in einem Kokon, umgeben von Phillip und Geborgenheit.
Ich lege meine Hand auf sein Bein, als er losfährt und er legt seine darüber. Ich kann die Muskeln seines Oberschenkels unter meiner Hand spüren wenn er sich bewegt und ich genieße die Nähe zu ihm, die Geborgenheit bei ihm, so sehr, dass ich eine ganze Weile nur da sitze und nichts sage.
„Woher kommt es, dass du so, hm, bodenständig geblieben bist, obwohl du so viel Geld hast, Phillip?“
„Wenn man nicht auf dem Boden steht, steht man sehr instabil.“ Er lacht leise und macht dann eine kurze Pause, als müsse er erst nach den richtigen Worten suchen. „Mein Vater ist in einfachen Verhältnissen groß geworden, bis die Kanzlei meines Großvaters zu florieren begann. In seiner Kindheit hat er durchaus Entbehrungen erleiden müssen. Er musste zwar nie hungern, aber es war schon so, dass meine Großeltern sehr aufs Geld achten mussten. Die Kinder mussten für ihr Taschengeld arbeiten, wer zum Beispiel ein Fahrrad haben wollte, der musste sich das Geld dafür verdienen. Der
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