Die Verführung des Mondes (German Edition)
auf, er beugt sich zu mir und drückt mir einen zarten Kuss auf die Schläfe, ohne dabei seine Augen von der Straße zu nehmen. Ein wenig getröstet lehne ich mich in dem bequemen Sitz zurück und genieße schweigend seine Nähe.
Als er seinen Wagen vor meiner Haustür anhält, fällt es mir schwer, auszusteigen und zu meinem großen Ärger muss ich mit den Tränen kämpfen, als Phillip mich zur Haustür bringt und mir einen Abschiedskuss gibt. Es ist mir peinlich, dass ich heute so sentimental bin und ich schlucke ein paar Mal und versuche, meine Traurigkeit unter einem Lächeln zu verbergen.
Unsere Blicke kreuzen sich, als wir uns voneinander lösen und er hält den meinen fest, schaut mich prüfend an und küsst mich dann ein zweites Mal.
„Ich rufe dich an, sobald ich zurück bin“, sein Daumen zeichnet die Kontur meiner Unterlippe nach.
„Bitte.“ Ich kann ein kleines Zittern in meiner Stimme hören, atme einmal tief ein und aus und setze anschließend gefasster hinzu: „Ich freue mich auf dich!“
Phillip lächelt und küsst mich noch einmal, kurz und sanft, dann dreht er sich um und steigt in seinen Wagen.
Ich bleibe in der Tür stehen und schaue ihm nach, bis er um die Ecke gebogen ist.
Kapitel 28
Das restliche Wochenende und die gesamte darauf folgende Woche bin ich in Gedanken nur bei Phillip und fühle mich, wie ein verliebter Teenager.
Zwischendrin schickt er mir ein paar SMS, aber er scheint so sehr eingespannt, dass er kaum dazu kommt, sich bei mir zu melden. Meine Gedanken sind trotzdem immer nur bei ihm. Es ärgert mich, dass ich mich auf nichts anderes wirklich konzentrieren kann, wenn das so weitergeht, befürchte ich jemanden einstellen zu müssen, der meine Arbeit für mich erledigt, denn ich mache mehr falsch als richtig. Ich verpacke Bestellungen falsch und muss schließlich alle wieder auspacken, um sie zu überprüfen. Ich gebe Bestandslisten falsch in den Computer ein und verzähle mich ständig beim Wechselgeld.
Ella steht ständig kopfschüttelnd neben mir. Ich kann von Glück reden, dass sie so ein gutmütiger und verständnisvoller Mensch ist, falsch herausgegebenes Wechselgeld ist immer ein Ärgernis und einmal falsch verschickte Bestellungen sind kaum wieder rückgängig zu machen und tun unserem geschäftlichen Ruf mit Sicherheit nicht gerade gut.
Am Donnerstag kommt ein Bote mit einem Umschlag, den Ella annimmt und verwirrt betrachtet.
„Hast du etwas bei einem Schriftgutachter in Auftrag gegeben?“ Sie schaut mich irritiert an.
Der Hemingway! Den hatte ich vor lauter Herz-Schmerz total vergessen!
Ich bin plötzlich furchtbar aufgeregt.
„Ja, mach es auf und lies vor“, sage ich ungeduldig.
Ella runzelt die Stirn. „Verrätst du mir vielleicht, worum es geht?“
„Ließ erst vor, was drin steht!“
Mit immer noch gerunzelter Stirn öffnet Ella den Umschlag und überfliegt den Inhalt des kurzen Schreibens.
„Hier steht, dass die beiden Schriftproben nach Ansicht des Herren, der sich einen Sachverständigen nennt, identisch zu sein scheinen.“
Ich kann kaum glauben, was ich da höre und muss mich erst einmal hinsetzten.
„Ella , sag das noch mal!“
Sie sieht mich mit ein bisschen Besorgnis im Blick an und wiederholt, was sie bereits gesagt hat.
„Ella, der Hemingway, den du letzte Woche gekauft hast, der mit der Widmung …“
Ella nickt, um zu signalisieren, dass sie weiß, wovon ich spreche und gleichzeitig, damit ich endlich weiter rede, sie wirkt langsam ein bisschen aufgeregt.
„Die Widmung, von der ich dachte, sie hätte alles versaut … die verdammte Widmung ist von Hemingway selbst!“
„Oh mein Gott!“ Ella schaut einen Moment völlig entgeistert und dann fängt sie an zu grinsen und schließlich laut zu lachen.
Ich springe auf sie zu und umarme sie.
„Das Buch ist ein kleines Vermögen Wert, Ella!“
Wir sind beide plötzlich so außer uns, dass wir schreiend auf und ab hüpfen und uns verhalten, wie durchgeknallte Schulmädchen vor ihrem ersten Date.
„Weißt Du was?“, Ella geht zur Ladentür , schließt ab und dreht das Schild von „Open“ auf „Closed“.
„Wir schließen für heute und begießen den Bucherfolg mit einer Flasche Champagner, den ich jetzt umgehend kaufen gehen werde!“ Sie macht einen letzten, albernen Hüpfer, bevor sie den Laden verlässt, um ihren Worten Taten folgen zu lassen.
Kapitel 29
Ich steige aus dem Taxi und stolpere, ein bisschen beschwipst, auf mein Haus zu,
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