Die Verführung des Mondes (German Edition)
Aber wenn Katie nichts davon mitbekommen muss, geht es mir besser. Ich will nicht, dass Luke ihr womöglich irgendwelchen Mist erzählt und seine üblichen Lügen auftischt, du weißt ja, wie er ist!“ Ich versuche, meine Mutter zu beruhigen und trotzdem so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben.
„In Ordnung, wir holen sie ab. Was soll ich ihr denn erzählen, warum wir plötzlich mit ihr wegfahren?“
„Dass es eine Überraschung ist, sie liebt doch Überraschungen. Sie wird sich freuen.“ Ich zögere einen Moment, bevor ich noch nachsetze: „Und könntet ihr sie bitte sofort abholen? Vielleicht fährt Dad und du packst in der Zwischenzeit Eure Sachen zusammen, damit Ihr dann gleich los könnt?“
„Luna“, ich kann deutlich hören, wie beunruhigt meine Mutter jetzt ist, aber ich kann gerade keine Rücksicht auf sie nehmen.
„Bitte Mum, mach es einfach. Du weißt doch, dass ich manchmal überbesorgt bin!“ Ich versuche, ein Lächeln mitklingen zu lassen und schaffe es tatsächlich, dass meine Mutter keine weiteren Fragen stellt.
„Wir fahren sofort los!“
„Ich danke Euch. Ich rufe euch heute Abend auf dem Handy an, okay? Ich hab euch lieb. Gib Katie einen Kuss von mir.“
„Ich habe dich auch lieb“, sie zögert noch einen Moment, bevor sie noch hinzusetzt, „pass auf dich auf!“
„Mache ich!“ Ich lege schnell auf, weil ich befürchte, jeden Moment zu weinen anzufangen und ich mir sicher bin, dass meine Mutter nicht mehr wegfahren wird wenn sie das mitbekommt, egal wie oft ich ihr mitteilen werde, dass ich allein zurecht komme.
Ich sitze immer noch auf dem Fußboden, als mein Handy mir signalisiert, dass ich eine Kurzmitteilung erhalten habe. Sie ist von Phillip und für einen Moment schlägt mein Herz ein bisschen schneller und ein kleines Lächeln stiehlt sich, trotz all meiner aktuellen Ängste, auf mein Gesicht. Allerdings nur, bis ich die Nachricht öffne.
Luna,
ich bin früher zurück gekommen und
wollte Dich überraschen.
Die Überraschung scheint mir gelungen,
offensichtlich hast Du Dich in meiner
Abwesenheit gut amüsiert, ich hoffe,
der Kerl konnte wenigstens küssen.
Schade, dass auch Du offenkundig nicht eines
unserer weiteren Dates wert warst!
Ein schönes Leben dann noch,
P.
Mir wird schlecht. Mir wird schlagartig so schlecht, dass ich anfange zu würgen. Ich brauche eine Weile, bis sich mein Magen wieder soweit beruhigt hat, dass ich nicht mehr glaube, mich übergeben zu müssen. Ich rufe Phillip an, als er abhebt, lässt er mich nicht zu Wort kommen.
„Ich will keine Entschuldigungen hören, Luna, die Situation war mehr als eindeutig. Ich bin langsam genug gefahren, um sogar zu erkennen, dass du die Augen zu hattest, so sehr hast du seinen Kuss genossen! Ich habe das nicht nötig, echt nicht!“
Er legt auf, ohne dass ich noch ein Wort hätte sagen können. Ich bin völlig verzweifelt und beginne entsetzlich zu frieren. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon einmal in meinem Leben so verlassen gefühlt hätte, selbst als Luke plötzlich abgehauen ist und ich mit Kate schwanger war, war das Gefühl nicht so entsetzlich, wie es jetzt ist.
Ich spüre ein Schluchzen in meiner Kehle emporsteigen und schlage mir die Hände vor das Gesicht und versuche, tief und ruhig ein- und aus zu atmen. Schließlich stehe ich auf und gehe in mein Schlafzimmer. Mechanisch packe ich ein paar Sachen in meine Reisetasche und merke, wie ich langsam wieder etwas klarer im Kopf werde. Meine Verzweiflung weicht nach und nach unbändiger Wut. Wut auf Luke, weil er einfach meint, hier auftauchen und mich bedrohen zu müssen und noch größerer Wut auf Phillip, der so wenig Vertrauen in mich hat, dass er es nicht einmal für nötig hält, mich zu Wort kommen zu lassen.
Ich rufe ihn erneut an, aber er weist den Anruf ab. Ich versuche es nach ein paar Minuten wieder, doch er weist mich erneut ab. Das Spielchen wiederholt sich noch ein paar Mal, und ich werde von Mal zu Mal wütender, schließlich wird es mir zu bunt. Ich schreibe ihm eine Kurznachricht.
Phillip,
der Typ, der mich geküsst hat war Luke.
Er hat mich völlig überrumpelt und bedroht
und ich war wohl eher starr
vor Angst und Ekel
als willenlos vor Erregung,
oder was Du mir auch
immer unterstellen willst.
Allerdings ist es sehr aufschlussreich,
dass ich es Dir nicht einmal wert bin,
eine Erklärung abgeben zu dürfen.
Auf einen Mann, der es nicht einmal
für nötig hält,
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