Die Verführung des Mondes (German Edition)
spüren, nah bei sich, um zu spüren, dass sie da ist, dass sie lebendig ist. Während er sein Handy aus seiner Jackettasche zieht, um den Notruf zu wählen, blickt er auf sie herunter. Ein kleines Lächeln erscheint auf ihren Lippen, sie will etwas sagen, aber sie schafft es nur, leise zu flüstern. Sie haucht etwas, das klingt wie „Ich liebe dich!“, aber er kann es nicht ganz verstehen, weil sich in diesem Moment der Notruf am anderen Ende der Leitung meldet.
Als ich die Augen aufmache, ist Phillip da. Er sieht besorgt aus, dann zieht er mich zu sich heran und seine Wärme und sein Duft umhüllen mich. Ich fühle mich plötzlich unfassbar erleichtert und ich fühle mich endlich sicher. Ich höre, wie Phillip telefoniert, wie er beruhigend immer weiter mit mir redet, mir sagt, wie froh er ist, dass ich noch lebe. Er hält mich im Arm und wiegt mich hin und her, küsst meine Stirn und summt eine kleine Melodie, behandelt mich, wie man es mit einem kleinen, verstörten Kind machen würde. Ich lasse es alles einfach geschehen, klammer mich an ihn und nehme mir fest vor, ihn einfach nicht mehr loszulassen.
„War das Luke?“
Ich nicke stumm und klammere mich noch fester an ihn. Phillip atmet scharf aus.
„Ich bin da, Luna. Ich bin bei dir. Und ich gehe nicht mehr weg, hörst du?“
Ich höre es, aber ich bin nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen. Ich versuche ihn zu küssen, sein Hals ist mir am nächsten, aber statt seines Halses erwische ich nur sein makellos weißes Hemd. Irritiert stelle ich fest, dass mein Kuss blutige Flecken hinterlässt, bis mir wieder einfällt, dass meine Lippe aufgeplatzt ist. Das Hemd ist bestimmt ruiniert, denke ich und bin nur froh, seinen Anzug nicht erwischt zu haben, der schöne Anzug, um den wäre es wirklich schade gewesen.
„Dein Hemd …“, sage ich mit dünner Stimme und versuche, die Flecken mit meiner Hand zu bedecken. Phillip lacht ein kleines, ungläubiges, raues Lachen. „Luna, du bist zusammengeschlagen worden. Das bisschen Blut auf meinem Hemd ist das Letzte, was dich kümmern sollte!“, er küsst erneut meinen Kopf und zieht mich noch ein bisschen näher heran. Schneeflocken verfangen sich in meinem Haar und ich stelle fest, dass ich in diesem Moment völlig glücklich bin. Wenn ich zu klaren, rationalen Gedanken fähig wäre, würde ich vermutlich feststellen, dass das irgendwie seltsam ist. Aber ich bin zu keinem klaren, rationalen Gedanken fähig, also genieße ich das Gefühl, glücklich zu sein. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, und ich sehe bestimmt leicht debil aus.
„Du frierst. Du bist eiskalt. Komm, ich bringe dich ins Warme!“
Phillip steht auf und zieht mich mit sich hoch, er hebt mich einfach hoch, als wäre ich eine Puppe und trägt mich in das Bürogebäude. Ich verstecke mein Gesicht an seiner Schulter und blende die Realität so einfach noch eine Weile aus. Ich schließe die Augen und nehme nichts um mich herum wahr. Nur Phillip, seinen Geruch, seine Wärme, seinen Herzschlag.
Irgendwann versucht Phillip mich abzusetzen aber ich weigere mich ihn loszulassen und klammere mich stattdessen wie ein kleines Äffchen weiter an ihm fest.
„Luna“, in seiner Stimme schwingen Belustigung, Besorgnis und etwas Sanftes, Tiefes mit. „Du musst mich einen kleinen Moment loslassen. Der Notarzt ist gleich da und muss dich untersuchen. Und danach bringe ich dich zu mir nach Hause und dann kannst du mich festhalten, den Rest des Tages, wenn du willst! Ich verspreche es dir!“
„Und morgen auch?“, flüstere ich an seinem Hals.
Er lacht leise. „Morgen auch!“ Er küsst meinen Mundwinkel an der unverletzten Seite meiner Lippen.
Widerwillig löse ich meine Arme von seinem Hals und einen kurzen Moment später klopft es an der Tür und der Arzt kommt herein. Er untersucht mich, leuchtet mir in die Augen, misst meinen Blutdruck, sieht sich meine aufgeplatzte Lippe an, misst meine Temperatur.
„Ms. Lewis, es sieht alles schlimmer aus, als es ist. Ihr Kopf scheint in Ordnung, ich denke aber, sie stehen unter Schock. Und sie haben eine Unterkühlung. Aber ihre Körpertemperatur ist nicht im besorgniserregenden Bereich. Ich würde sie trotzdem gerne ins Krankenhaus bringen, um Ihren Zustand noch ein bisschen beobachten lassen zu können …“, ich schüttel heftig den Kopf und greife nach Phillip. „Nein, bitte. Ich will nicht ins Krankenhaus!“
Der Arzt seufzt schwer. „Sie dürfen auf keinen Fall alleine
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