Die Verführung des Mondes (German Edition)
vorbei!
Ich versuche mit darauf zu konzentrieren, wie es sich anfühlen wird, wenn ich das Treffen mit Luke heute hinter mich gebracht habe, wie erleichtert ich dann sein werde, aber nichts kann mich von meiner Angst und Nervosität ablenken. Als wollte die Zeit mich verhöhnen, vergehen die Sekunden mit gewohnter Ruhe und ich kann gar nichts tun, außer sie verstreichen zu lassen.
Kapitel 32
Die Adresse, die Luke mir gegeben hat , ist nicht weit entfernt und ich gehe zu Fuß. Ich finde Straße und Hausnummer auf Anhieb, es ist ein dunkler, verlassener Hinterhof, in dem nichts als ein paar Müllcontainer stehen. Es ist ein kalter Tag und ich friere erbärmlich. Als ich die Arme um mich schlage, um mir selbst ein bisschen mehr Wärme zu spenden, stelle ich fest, dass ich vor lauter Ruhelosigkeit meinen Mantel vergessen habe. Aber eigentlich spielt das gerade keine Rolle, denn wenn ich darüber nachdenke, war mir die letzten Tage nicht ein einziges Mal richtig warm. Seit ich mich von Phillip getrennt habe, habe ich im Grunde immer nur gefroren.
Ich bleibe stehen und sehe mich unschlüssig um, weil ich nicht richtig weiß, wo ich nun genau nach Luke suchen soll. Es gibt nur eine einzige Tür, die so aussieht, als wäre sie der Hintereingang zu einer Bar oder einer Kneipe und ich muss beinahe anfangen zu lachen, weil alles hier so heruntergekommen, grau und dreckig aussieht, als wäre dieser Treffpunkt eigentlich als Kulisse für einen Film gedacht, bei dem in einem der Müllcontainer bald eine zerstückelte Leiche gefunden wird. Dieser Ort passt zu diesem Treffen mit Luke wie die Faust aufs Auge und alles hier, inklusive des Wetters, scheint meine düstere Stimmung widerzuspiegeln. Ein paar verirrte Schneeflocken fallen langsam vom Himmel, aber ich nehme die Kälte plötzlich nicht mehr wahr, da sie von einem Adrenalinschub gefolgt von Übelkeit überlagert wird, als ich Luke durch die Tür kommen sehe, die ich die ganze Zeit anstarre.
Betont lässig kommt er auf mich zu.
„Hast du das Geld?“, er spart sich alle Höflichkeiten und ich kann nicht behaupten, darüber überrascht zu sein.
Ich reiche ihm zitternd einen Umschlag, in den ich heute Morgen alles mir verfügbare Bargeld gesteckt habe. Luke reißt ihn mir fast aus der Hand und zählt sofort nach. Sein Gesichtsausdruck macht mir umgehend klar, dass mein Plan ihn damit abzuspeisen nicht aufgehen wird, denn alles, was ich in seinem Gesicht erkennen kann, ist Hass und Wut.
„Willst du mich verarschen, du dämliche Schlampe?“ Er schreit mich an und wirft den Umschlag zu mir zurück, ich bin zu erschrocken, um ihn aufzufangen und er fällt zu Boden.
„Mehr habe ich nicht! Das ist alles, was ich habe!“
Luke kommt näher, seine Hände sind zu Fäusten geballt und alles an ihm wirkt wie eine einzige Bedrohung. Ich überlege verzweifelt, was ich jetzt machen soll. Im Film ist immer alles ganz einfach, da schlägt die Heldin einfach zu, erschießt den Typen oder ein Ritter in der Not taucht von irgendwoher auf. Aber ich bin keine Heldin, ich bin nicht mutig, ich habe keine Waffe, und wenn ich eine hätte, weiß ich nicht, ob ich sie tatsächlich benutzen würde. Ritter sind schon lange ausgestorben, mich irgendwie selbst zu retten wäre die einzige Option, aber ich weiß nicht wie.
Ich sehe ihn ausholen aber ich bin wie erstarrt, völlig unfähig, mich zu bewegen oder irgendwie zu reagieren, vermutlich bin ich starr vor Angst, aber statt einer greifbaren Empfindung fühle ich einfach nur rein gar nichts. Ich kann nur auf seine Faust starren, wie das Kaninchen auf die Schlange. Dann spüre ich, wie sie in meinem Gesicht landet, es tut weh, der Schmerz ist für einen kurzen Moment alles, was ich wahrnehme und mir bleibt die Luft weg. Ich schmecke Blut, spüre, wie es mir das Kinn herunter läuft und ich merke, dass meine Lippe unter seinem Schlag aufgeplatzt ist.
Seiten zweiten Schlag sehe ich zwar kommen, nehme ihn aber gar nicht mehr richtig wahr. Ich registriere erneut den Schmerz, danach rückt alles um mich herum auch schon in weite Ferne und ich werde von Dunkelheit und völliger Empfindungslosigkeit umfangen.
Als ich wieder zu mir komme, ist mir immer noch kalt. Eiskalt. Mir tut alles weh und ich nehme meine Umgebung wahr, als hätte mich jemand in Watte gepackt, alles erscheint mir irgendwie merkwürdig gedämpft. Alles, was ich sehe, ist nur schemenhaft und verzerrt zu erkennen und alle Geräusche scheinen nur aus weiter
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