Die Verführung des Mondes (German Edition)
Entfernung an mein Ohr zu dringen.
Ich beginne am ganzen Körper heftig zu zittern und wie in Trance rappel ich mich irgendwann endlich hoch, sammel meine Handtasche und deren verstreuten Inhalt ein, ohne darüber nachdenken zu können und setze mich in Bewegung. Eine Weile irre ich orientierungslos herum, nehme entfernt wahr, dass ich angestarrt werde, aber es ist mir egal, mir ist ohnehin schon lange fast alles egal. Mir ist so unendlich kalt und ich fühle mich schrecklich müde. Ich bin außerstande, irgendein Gefühl klar erfassen zu können, als hätte ich keinen richtigen Zugang mehr zu mir selbst. Nur die Kälte um mich herum nehme ich noch wirklich wahr. Meine ganze Konzentration brauche ich, um einen Fuß vor den anderen zu setzen, immer weiter, nur nicht stehen bleiben, einen Fuß vor, dann den anderen und wieder von vorne.
Ich möchte nur noch schlafen, die Müdigkeit, die ich empfinde, wird von Minute zu Minute mächtiger, sodass ich weiß, dass ich ihr nicht mehr lange werde widerstehen können. Die pure Willenskraft gepaart mit einem letzten Funken Vernunft lassen mich weitergehen, statt mich an Ort und Stelle einfach auf dem Fußboden zusammenzurollen und einzuschlafen.
Irgendwann komme ich an ein Gebäude, das mir entfernt bekannt vorkommt. Ich stolpere darauf zu, laufe über einen großen Parkplatz und sehe endlich eine schwarze Limousine ganz vorne auf dem riesigen Parkplatz stehen. „Phillip! “, denke ich und bin einen Moment erstaunt darüber, dass dies der erste halbwegs klare Gedanke zu sein scheint, den ich gefasst habe, seit ich wieder zu mir gekommen bin. Ein Gefühl von Erleichterung und Sicherheit durchströmt mich plötzlich, es ist so intensiv, dass ich es schaffe, meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren und weiter zu gehen. Ich mache ein paar wackelige Schritte in Richtung des vertrauten Wagens.
Einen Fuß, dann den anderen!
Ich murmel mein neues Mantra leise vor mich hin. Als ich mein Ziel endlich erreicht habe, nehme ich gerade noch wahr, dass es wieder angefangen hat zu schneien, bevor ich erneut ohnmächtig werde.
„Mr. Dawn? Sir?“, seine Sekretärin klingt irgendwie panisch.
Er blickt ein wenig ärgerlich von der Akte hoch, die er gerade gelesen hat. Sie hält das verpackte Sandwich in den Händen, das sie ihm zum Mittagessen holen wollte, und sieht ihn verwirrt und ratlos an.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Liz?“, er klingt gereizt.
„Es ist … Ms. Lewis …“
„Ich will nichts von ihr hören! Wenn sie hier ist, schicken Sie sie weg!“, seine Antwort kommt ein bisschen zu schnell und er spürt, wie sein Herzschlag sich ganz gegen seinen Willen plötzlich beschleunigt.
„Sir … es ist nur …“, Liz Stimme ist dünn und leise dann holt sie tief Luft und fährt kräftiger fort: „Luna liegt ohnmächtig auf Ihrem Parkplatz. Sie blutet und es schneit. Ich dachte, das wollten sie vielleicht wissen. Wenn es sie nicht interessieren sollte, werde ich ihr jetzt einen Krankenwagen rufen, wenn sie erlauben!“ Liz legt das Sandwich auf seinem Schreibtisch ab und will gerade die Tür öffnen, als er sich an ihr vorbeidrängt und in Richtung Fahrstuhl stürmt.
„Dachte ich es mir doch“ Liz lächelt und schließt hinter ihm die Tür.
Phillip s Herz rast, als er auf dem Parkplatz ankommt. Luna liegt vor seinem Auto und bewegt sich nicht. Irgendjemand, vermutlich Liz, hat ihr einen Mantel übergelegt, um sie notdürftig vor der Kälte zu schützen.
„Luna!“, Phillip schreit fast.
Panik erfasst ihn und umklammert ihn mit eisiger Hand, als er sich zu ihr beugt, um nach ihrem Hals zu tasten und ihren Puls zu fühlen. Sie fühlt sich eisig an, aber ihr Herzschlag pulsiert stark und lebendig gegen seine Finger.
„Luna, mein Mädchen! Was machst Du nur für Sachen?“, seine Stimme ist jetzt sanfter, die Erleichterung kann man deutlich hören. Er streicht sanft über ihr Gesicht und ihre Augenlider beginnen leicht zu flattern, endlich öffnet sie sie, quälend langsam. Sie wirkt für einen Moment völlig orientierungslos, dann fixieren ihre Augen ihn, halten ihn fest.
„Phillip!“, sie macht eine Bewegung, als wolle sie sich aufsetzen, doch er hält sie an der Schulter fest.
„Bleib liegen, ich rufe Dir einen Arzt! Ich bin da. Du bist in Sicherheit. Jetzt wird alles wieder gut, hörst du?“, er zieht sie auf seinen Schoß, lehnt ihren Oberkörper an seinen und drückt sie an sich. Um sie vor der Kälte zu schützen und um sie zu
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