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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgelenkt waren. Dieses Zögern nutzte Gwyns Retter zu seinem Vorteil. Er sank auf beide Knie, hob seinen Bogen auf und schoss in schneller Folge zwei Pfeile ab.
    Der zweite traf zuerst ins Ziel und drang tief in de Louths Oberschenkel ein. Der Getroffene schrie auf und sank zu Boden. Der erste Pfeil flog weiter, ehe er sein Ziel traf.
    Er durchschlug den aus Leder gefertigten Brustpanzer des Reiters in dem Moment, als der sich zur Seite beugte, um Gwyn vor sich in den Sattel zu heben. Der Mann wurde nach hinten geworfen, seine Hände zerrten an den Zügeln. Der Kopf des Pferdes wurde zurückgerissen, und das Tier sank auf die Knie und brach zusammen.
    Gwyn stolperte und fiel zu Boden.
    Aus dem Nirgendwo kam die Hand ihres Retters und schloss sich um ihr Handgelenk.
    »Kommt«, keuchte er und riss sie grob auf die Füße. Zuerst sahen sie den Dolch nicht, den der letzte Soldat aus dem Gürtel gerissen und in ihre Richtung geschleudert hatte. Es war nur ein leises Zischen zu hören. Alles um Gwyn herum schien sich zu verlangsamen. Die Stahlschneide taumelte und durchschnitt die Luft.
    Gwyn stieß einen leisen Schrei aus.
    Ihr Retter stieß Gwyn zur Seite, ehe er selbst zur anderen sprang. Diese Bewegung machte ihn angreifbar. Der Soldat setzte ihm nach und hob sein Schwert, als er vor ihm stand. Ihr Retter drehte sich instinktiv weg und fing den Hieb mit dem Rücken statt mit der Brust ab. Statt der Schneide traf ihn nur der Knauf des Schwertes. Dennoch war es ein erschütternder Hieb, der ihn in die Knie zwang. D'Endshires Söldner kniete über ihm und hob das Schwert, um ihm den Todesstoß zu versetzen.
    So schnell, wie der schlammige Boden es zuließ, und ohne lange nachzudenken rannte Gwyn zu den Kämpfenden. Ihre Waffe war von eher zweifelhafter Durchschlagskraft. Sie hob ihren matschigen Schuh hoch.
    Der Soldat blickte erstaunt zu ihr auf und drehte sich weg, um ihrem Schlag zu entkommen. Sein Schwert schlug auf dem Erdboden auf, ohne Schaden anzurichten.
    Gwyn schleuderte ihm ihren Pantoffel gegen die Stirn, bevor sie ihm mit aller Kraft den Bauch gegen die Schulter rammte. Die Heftigkeit dieses Angriffs wurde durch die Wut verstärkt, die sie verspürte. Sie und der Soldat flogen nach hinten.
    Gwyn stöhnte, als sie landeten. Der Aufprall auf der gepanzerten Schulter des Soldaten trieb ihr die Luft aus der Lunge. Der Mann kam schnell wieder auf die Füße und hielt sich mit gespreizten Fingern seinen Kopf. Blut quoll unter seinen Händen hervor. Er starrte auf seine Hände, dann auf Gwyn, dann wieder auf die klebrige Flüssigkeit, die zwischen seinen Fingern hervortropfte.
    Als er den Kopf hob, bleckte er die Zähne und brüllte so laut, dass ihr selbst aus einem halben Meter Entfernung die Haare aus dem Gesicht geweht wurden. »Du Miststück!«
    Er stürzte sich auf die am Boden liegende Gwyn und drückte ihr mit einer Hand die Kehle zu. »Mein Lord ist ein Dummkopf, wenn er auch nur ein Stück von dir will, du Teufelsbraten«, keuchte er. »Ich werde ihm den Kummer ersparen.«
    Gwyn konnte nicht mehr atmen, nur noch würgen. Ihr Herzschlag wurde langsamer, ihre Brust schmerzte, ihre Lunge schrie nach Luft. Sie widerstand dem Drang, das Bewusstsein zu verlieren, und kämpfte um ihr Leben.
    Seltsame Bilder kamen ihr in den Sinn: ihr geliebtes Pferd Windstalker, wie er Heu malmte; ihr Vater beim Nachtmahl; der Schrank, in dem sie die Gewürze aufbewahrte; die Haushaltspflichten, die zu erledigen sie versäumt hatte.
    Die unglaubliche Ruhe, die sie plötzlich überkam. Habe ich daran gedacht, die Binsen auszuwechseln?, fragte sie sich und wusste in diesem Moment, dass ihr Leben vorbei sein musste.
    Der dröhnende Schmerz in ihrem Kopf bedeutete nichts mehr. Er bedeutete nichts verglichen mit der Qual zu wissen, dass sie nach dem nächsten Herzschlag sterben würde. Ein dumpfer Schmerz zerriss ihr das Herz, und sie konnte aberwitzigerweise an nichts anderes mehr denken als an schmutzige Tischtücher.

4. KAPITEL
    Gwyn war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, und spürte zunächst nicht, dass das schwere Gewicht nicht mehr auf ihr lastete. Erst dann nahm sie wahr, dass ihr fremder Beschützer über ihr stand. Er hielt das Schwert in seiner Rechten, und sein Gesicht war blutüberströmt.
    Neben ihr lag der blutige, in zwei Hälften gespaltene Kopf des Soldaten, aus dem eine breiige Masse hervorquoll, die sich mit dem Morast vermischte.
    Gwyn öffnete den Mund, aber kein Laut kam ihr über die Lippen. In

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