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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Silberbeschlägen verzierten Zaum. Wieder so ein Stück, das mehr einbringen würde es als für ein ordentliches Schmiergeld
    für den Sheriff von Nottingham nötig wäre. Kostbarer Schmuck für ein merkwürdiges Tier.
    Der Mann machte eine Handbewegung, und das Pferd kam zu ihm getrottet. Gwyn beobachtete, wie er liebevoll mit der Hand über den Hals des Pferdes strich. In der Sprache der Normannen flüsterte er seinem offenbar sehr geliebten Pferd etwas ins Ohr.
    Gwyns Blick glitt ins Leere, dann blieb er an ihrem Schuh hängen, der noch immer halb versunken im Schlamm lag. Sie humpelte hinüber und hob ihn auf. Bei allen Heiligen, wie hatte sie nur glauben können, dass sie ihrem Retter mit diesem Schühchen zu Hilfe hatte kommen können?
    Und was sollte sie jetzt tun ? Ihr ursprüngliches Ziel, das sie so spontan ausgewählt hatte, als sie durch die Straßen Londons gelaufen war, war die Abtei von St. Alban gewesen. Aber die lag noch mindestens zwanzig Meilen entfernt. Und ohne Pferd war diese Entfernung unüberwindlich geworden.
    Sie legte eine Hand gegen ihre Stirn. Alles war so schrecklich. Der Nebel, die dunkle Straße und ganz besonders der Fremde, der sie jetzt aus seinen graublauen Augen ansah. Er stand reglos neben seinem Pferd. War ihr das Blut zuvor noch heiß durch die Adern geflossen, wenn sie an ihn gedacht hatte, spürte sie jetzt nur noch eine eisige Furcht, die ihr wie ein Messerstich in den Rücken tuhr.
    »Also gut«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang in ihren Ohren wie ein betäubendes Grollen. »Was soll ich jetzt mit Euch machen?«
    Die Eiseskälte grub sich tiefer in ihr Rückgrat. Was sollte das heißen: Mit ihr machen P Hatte sie nicht die erste Hälfte dieses Abends vor allem dafür gesorgt, dass kein Mann irgendetwas mit ihr machen konnte?
    Und jetzt kam es zu diesem entsetzlichen Ende.
    Sie schob den Fuß in ihren Schuh. Kalter Morast quoll an den Seiten heraus. »Ich möchte Euch meinen Dank aussprechen, dass Ihr mich gerettet habt, Sir, aber fühlt Euch bitte zu nichts verpflichtet oder aufgefordert, noch mehr für mich zu tun.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin Euch wirklich sehr dankbar für das Risiko, das Ihr um meinetwillen eingegangen seid«, fügte sie hinzu. »Nicht nur für Eure Person, sondern auch für den Ruf, den Ihr vielleicht genießt.«
    Er schien sich um Letzteres nicht besonders zu sorgen, da er auf ihre Worte keine Reaktion zeigte. Allerdings schien er nicht besonders erfreut zu sein. Viele Möglichkeiten blieben ihr jedoch nicht. Gwyn räusperte sich.
    »Ihr reitet nicht zufällig in Richtung der Abtei von St. Alban?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nun, das habe ich mir schon gedacht.« Sie atmete tief durch. Es gab noch eine andere Möglichkeit der Zuflucht, auch wenn sie den Weg dorthin nicht kannte. Aber vielleicht kannte dieser Ritter den Weg. Natürlich war es nicht die sicherste Variante. Papa hatte immer wieder betont, dass Lord Aubrey of Hippingthorpe, dessen Landgut in der Nähe lag, ein Mann mit zwar lächerlichem Namen, aber dennoch höchst gefährlichem Temperament war.
    Aber, so befand Gwyn und drückte ihren Fuß tiefer in den kalten Schlamm, der ihren Schuh ausfüllte, Gefahr war im Moment wirklich relativ, oder nicht?
    Sie blickte zu ihrem Retter auf. »Ihr könnt mir nicht zufällig den Weg in Richtung Hippingthorpe Hall weisen, oder?«
    Etwas in seinem Blick flackerte kaum merklich auf. »Wollt Ihr jetzt jede Behausung entlang der Straße nach York aufzählen?«, fragte er kalt.
    Sie wich zurück, raffte ihren ramponierten Umhang fester um die Schultern und hob um eine Winzigkeit das Kinn. »Nein. Natürlich nicht. Ich möchte mich entschuldigen für die... Probleme, die ich Euch bereitet habe. Darf ich Euch für die Unbill entschädigen?« Sie begann an dem Beutel mit dem Silber herumzufingern, den sie am Gürtel befestigt hatte.
    »Nein.«
    »Seid Ihr sicher? Eure Tunika ist zerrissen, und ...« Sie verstummte, weil er die Arme vor der Brust verschränkte und sie betrachtete, als wäre sie ein ihm bisher unbekanntes Insekt.
    »Also gut«, bemerkte sie fröhlich und wandte sich um. Mit großer Würde begann sie die Straße entlangzuwandern. Eine einsame, dunkle und zerlumpte Gestalt mit nassen Röcken, die an ihren Knien klebten und die sie bei jedem zweiten Schritt von sich wegtrat.
    »Eines ist gewiss: Ich habe mich auf einen merkwürdigen Weg begeben, als ich heute Abend das Haus verlassen habe«, murmelte sie und strich sich die

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