Die Verführung einer Fremden - Teil 2 (German Edition)
Namen rufen. Ich drehte mich um. Christian kam schnellen Schrittes auf mich zu.
„Hi Sarah! Du hast schon frei?“ begrüßte er mich.
„Ja! Jeden Freitag habe ich etwas früher frei, da ich jetzt noch zu meinem Job muss, der mir die Brötchen verdient.“ lachte ich.
„ Ach wirklich?“ fragte Christian neugierig. „Was arbeitest du denn?“
„Ich kellnere im ‚Blue Moon‘, einer ziemlich gemütlichen Bar in Williamsburg.“
„Das ist ja gleich bei mir! Ich wohne in Williamsburg. Hab dort meine eigenen vier Wände, weit weg vom Stress Manhattans. Vom ‚Blue Moon‘ hab ich allerdings noch nie etwas gehört.“
„Es liegt ein bißchen versteckt, Ecke Hooper Street. Nicht so touristisch, was ein absoluter Pluspunkt ist. Und die Cocktails sind unglaublich gut.“
„Klingt gut. Was kannst du empfehlen?“
„Der ‚Swimmingpool‘ ist mein Lieblingscocktail der Bar. Er besteht aus Ananas, Kokosnuss, Blue Curacao und Rum.“
„Klingt noch besser. Und du sagst, dass du heute nachmittag und abend dort arbeitest?“
„Genau. Bis 22 Uhr ungefähr.“
„Falls ich am frühen Abend nichts zu tun hab, schaue ich vielleicht mal vorbei.“
Erst jetzt fiel mir auf, wie viel ich Christian gerade über meinen Job und das „Blue Moon“ verraten hatte und wie attraktiv ich es geredet hatte. Als würde ich dafür Kommissionen bekommen. Aber wahrscheinlich meinte er das nicht mal ernst, dass er ins „Blue Moon“ kommen würde. Sicher war das wieder eine seiner Höflichkeitsformeln und somit nickte ich rasch und lächelte ihn an. Er zwinkerte mir zu und ging dann Richtung Aufzug, während ich mich auf den Weg zu Bens Wohnung machte.
Schon beim Öffnen der Wohnungstür hörte ich Kates Stimme, was mich sehr überraschte, denn Ben hatte mir heute morgen mitgeteilt, dass er mit Kate und Julian zu Toys’R’Us wollte, um Julian einige Videospiele zu kaufen. Dass ich fand, dass ein Kind seines Alters doch lieber draußen mit Gleichaltrigen spielen sollte anstatt zuhause vor dem Bildschirm zu sitzen, erwähnte ich nicht. Leise schloß ich die Tür hinter mir, worin ich mittlerweile ein Profi war. Noch immer hörte ich undeutlich Kates Stimme, nicht aber die von Ben oder Julian. Ich schlich Richtung Wohnzimmer. Nun hörte ich Kates Stimme klar und deutlich.
„Jetzt hör doch auf, mich zu bevormunden. Ich weiß selbst, was ich tue. Glaub mir, das ist besser für mich und auch für Julian. Und denk doch auch an dich selbst, du könntest auch ein dickes Stück vom Kuchen ab bekommen.“
Kate kicherte laut. Anscheinend war sie am telefonieren, mit wem auch immer. Ich verstand nicht ganz, worum es hier überhaupt ging, während ich mich gegen die Flurwand drückte und hoffte, noch mehr mitzukriegen.
„Ja, ja ganz genau, im ‚Forbes Magazine‘. Oh Mama, jetzt sag mir nicht, dass du nicht weißt, was das ‚Forbes Magazine‘ ist. Ein Wirtschaftsmagazin. Und da war Ben vorne groß drauf und sie haben über ihn geschrieben als Unternehmer des Jahres oder so, du kennst ja das bla bla. Auf jeden Fall hat er mehr Schotter auf der hohen Kante, als du es dir vorstellen kannst.“
Dann schwieg Kate, anscheinend sprach jetzt ihre Mutter. Ich konnte noch immer nicht ganz fassen, wovon ich hier gerade Zeuge wurde. War mein Instinkt also richtig gewesen und hinter Kates plötzlichem Auftauchen steckte doch viel mehr als der gute Wille, ihrem Sohn endlich seinen Vater vorzustellen?
„Jetzt mach dir doch nicht so viele unnötige Sorgen. Ben mag mich, er mag mich sehr. Seine Freundin arbeitet den ganzen Tag und sie scheint eh keine sonderliche Unterstützung für ihn zu sein. Ich glaube, er ist mittlerweile sogar selbst ziemlich genervt von ihr, also schwierig wird das nicht. Noch ein paar Tage und sie ist raus hier, da bin ich sicher. Und dann heißt es hallo Geld, hallo Lifestyle und Luxus!“
Wieder kicherte Kate und ich wäre am liebsten ins Wohnzimmer gerannt um sie zu ohrfeigen. Was sie da von sich gab, war unglaublich. Ich wünschte mir so sehr, dass Ben hier war um sie ebenfalls zu belauschen. Anscheinend hatte sie von Anfang an einen Plan gehabt. Sie hatte wohl Ben im ‚Forbes Magazine‘ gesehen und erst dadurch erfahren, welchen Reichtum er in den letzten Jahren aufgebaut hatte. Und hatte dann wohl beschlossen, dass das Bestechungsgeld seiner Eltern nicht genug
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