Die Vergangenheit des Regens
rührten sich nicht.
Dann überschlugen sich plötzlich die Ereignisse.
Von hinten schrie Kinjo auf. Alle bis auf die beiden Festklebenden wandten die Köpfe. Links und rechts von Kinjo waren vier oder fünf Kenekenkelu aus dem Busch aufgetaucht und rissen den Stabträger zu Boden. Tegden, der erfahrene Affenmenschenbekämpfer, reagierte sofort und stürmte nach hinten, um Kinjo beizustehen. Bestar mit Migal auf dem Rücken blieb noch schwerfällig stehen.
Gleichzeitig schrie fünfhundert Schritt entfernt auch Tjarka auf, denn auch bei ihr warfen sich drei Kenekenkelu aus den Büschen auf sie und die beiden Bewusstlosen.
Alle Spinnenmenschen schrien etwas. Es klang wie ein kehliges: »Mboki-Mateth! Mboki-Mateth!«
Gleichzeitig schnellte sich die Spinne aus der Trommel.
Sie krabbelte nicht. Sie sprang.
Eine Raubspinne mit haarlosen Beinen und einem verhältnismäÃig flachen, hart gepanzerten, an den Rändern sogar stachelig ausgefransten Leib.
Sie sprang gut zehn Schritt weit auf ihre Opfer zu, sodass das gesamte Netz erbebte. Ijugis und Onouk wurden augenblicklich hilflos gerüttelt. Den Rest der Strecke krabbelte das gewaltige Tier, dessen Körper länger war als der eines Menschen und das von Beinspitze zu Beinspitze gut acht Schritt maÃ.
Bestar und Migal schleuderten ihre Speere.
Rodraeg, der vor Entsetzen beinahe vergessen hatte, irgendetwas zu unternehmen, tat es ihnen gleich und ergriff danach einen Ersatzspeer.
Sein erster Wurf ging fehl. Der von Bestar klapperte gegen eines der flinken Spinnenbeine, der von Migal kam bis zum Leib durch, prallte aber auch dort von der hornartigen Panzerung ab.
Rodraeg warf zum zweiten Mal. Diesmal traf er, schlug aber lediglich eine Scharte in eines der vorderen Beine.
Bestar griff sich die Speere fünf und sechs und händigte Migal einen aus. Jetzt steckte keiner mehr im Boden, Tegden benutzte seinen jetzt hinten bei Kinjo als Nahkampfwaffe, und die beiden restlichen hatten Ijugis und Onouk ins Netz mitgenommen und dort benommen fallen gelassen.
Rodraeg fühlte sich schutzlos und nackt wie nie zuvor in seinem Leben.
Migal und Bestar, das vierarmige Ungetüm mit den zwei Schwertern, prallte nun auf den achtbeinigen Spinnengott. Das vierarmige Ungetüm zerbrach sofort in zwei Teile. Bestar ging ins Netz zu Boden, Migal jedoch rammte sein Schwert knirschend in den Leib der Spinne und hielt sich am Knauf fest, sodass er mit in die Höhe gerissen wurde, als die Spinne mehrere Schritt weit zurücksprang.
Rodraeg war ebenfalls am Boden, er wusste gar nicht, wie es dazu gekommen war, aber immerhin lag er auÃerhalb des Netzes. Er sah nun eine Möglichkeit, sich nützlich zu machen: zu Bestar, Ijugis und Onouk kriechen und sie mit dem Messer aus dem Gespinst herausschneiden. Bestar riss sich wutschnaubend aus eigener Kraft los und rannte ins klebrige Dickicht hinein, um die Spinne erneut anzugreifen. Rodraeg konnte ihn also ignorieren und sich Onouk und Ijugis zuwenden.
Tegden machte inzwischen im Hintergrund die Spinnenmenschen nieder. Kinjo lag nur am Boden und wimmerte. Blut spritzte über ihn, Knochen schabten neben ihm, Haut riss auf, und Muskeln platzten in dem furchtbaren Handgemenge, dessen rot sprühender Mittelpunkt Tegden Baudo war.
Auch Tjarka kämpfte um ihr Leben. Die Kenekenkelu waren ausgemergelt, mit mehreren Lagen ritueller Bemalung verunziert, halb verdurstet und vergiftet und wahnsinnig bis hin zur Erbärmlichkeit, aber ihre Nacktheit, ihre Fratzen und Zähne waren weiterhin schrecklich, und sie versuchten nicht nur Tjarka zu ermorden oder lebendigen Leibes aufzufressen, sondern auch, sie dabei zu begatten. Tjarka wehrte sich wie rasend und zerstach dabei mit ihrem Waldmesser alles, was sich ihr näherte. Sie schrie auch und fluchte und wühlte den Boden unter sich auf, als könnte sie dort Begnadigung finden.
Bestar erreichte die Spinne und durchhieb ihr mit Skergatlu ein Bein. Die Spinne zischte aus achtäugigen Kiefermandibeln. Migal hing mit schlaffen Beinen an ihr, hielt sich an einem ihrer oberen Beinglieder fest und rammte mit der Rechten wieder und wieder sein Schwert durch ihre Panzerung. Seitlich drehte sich die Spinne im Kreis, um dem bohrenden Stachel zu entkommen, der ihr jedoch beständig folgte. Ihre Bewegungen waren im Verhältnis langsamer als die ihrer kleineren Artgenossen. Das hohe Gewicht und die ungeheure Masse forderten ihren Preis.
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