Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
ihn auf die Schultern nehmen. Wir werden gegen das Tier kämpfen, als ein Tier, das selbst zwei Beine und vier Arme hat.«
    Â»Na schön. Trotzdem sollte jemand bei den beiden Ohnmächtigen bleiben.«
    Â»Ich mache das«, bot Tjarka sich an. »Ich habe am Berg genug gekämpft und getötet fürs Erste.«
    Â»Gut. Noch jemand, der zur Nachhut möchte?« Ijugis sah Rodraeg offen ins Gesicht. »Niemand wird es irgendjemandem übel nehmen.«
    Rodraeg räusperte sich. »Ich komme mit. Aber ich denke darüber nach, ob es vielleicht auch ausreicht, das Tier aus der Trommel zu vertreiben. Es muss nicht unter allen Umständen getötet werden.«
    Â»Wir werden sehen.« Ijugis grinste. Dann drangen sie zu siebt weiter in den Busch vor, während Tjarka mit Ukas und Jacomer zurückblieb.

    Tegden linkerhand ganz außen. Rodraeg, das Langmesser des Erleuchteten fest in den vor Anspannung hellgelben Fingerknöcheln. Bestar mit Migal auf den Schultern, ein weiterer Riese, aber auch ein zotteliges Zerrbild in ihrer Mitte. Kinjo mit dem Stab, der nun nur noch ein Paukenschlegel war. Ijugis, etwas schneller und begieriger als die anderen. Onouk auf der rechten Flanke.
    Es dauerte keine fünf Sandstriche, bis sie wussten, mit was für einer Art von Tier sie es zu tun hatten. Der Boden war verklebt mit feinem weißlichem Gespinst, und als sie die Blicke hoben, sahen sie, wie das Gespinst sich zu einem Muster ordnete. Ein gigantisches Netz, unregelmäßig zwar und auch unterschiedlich dick, aber es fasste Boden und Bäume, Buschwerk, welke Sträucher und selbst Teile des Himmels zu einem schrecklichen Ganzen zusammen. Die Spinne, die ein solches Netz zum Jagen nutzte, musste gewaltig sein, zehnmal so groß wie die hundefetten Baumspinnen, die aus den waldigen Mittellanden des Kontinents geläufig waren.
    Dann erblickten sie die Bago: eine liegende Trommel aus vom Alter schwarz angelaufenen Holz, größer und höher als das zweistöckige Haus des Mammuts in Warchaim. Sie konnten in das Innere dieser Trommel hineinsehen, die am hinteren Ende von einer riesigen Trommelhaut verschlossen sein mochte, was aber nicht zu erkennen war, weil das gesamte Innere mit Netzgespinst ausgekleidet war wie das Loch einer Mauerspinne. Und dann erkannten sie, aus dem dunklen Inneren hervorragend, tatsächlich die vorderen Enden von acht baumstammdicken Beinen. Das Tier lauerte auf Beute. Sein Leib war im Inneren der Trommel vor Blicken und Angriffen geborgen.
    Â»Vielleicht ist der Name Spinnenmenschen doch nicht so falsch, wie wir angenommen haben«, hauchte Onouk andächtig.
    Â»Ihr Götter!«, entfuhr es auch Kinjo. »Dieses Vieh ist so riesig, das kann doch gar nicht anders sein, als dass die Kenekenkelu es als Gott verehren. Deswegen lassen sie es auch in der Trommel wohnen, jetzt, wo die Ameisen den Boden unsicher machen.«
    Â»Und sie füttern es. Mit sich selbst oder mit Gataten, man kann den Unterschied nicht mehr erkennen. Seht dort drüben.« Ijugis deutete auf eine Stelle rechterhand der Trommel, wo einige Unebenheiten in dem Netzgeflecht auszumachen waren, die sich bei näherer Betrachtung als mumifizierte Eingeborenenleiber entpuppten.
    Rodraeg wandte den Blick ab, doch der eigentümlich scharfe, bissige Geruch, der von dieser Lichtung ausging, verfolgte ihn. »Wenn die Spinne vor den Ameisen geflohen ist«, brachte er mühsam hervor, »können wir vielleicht die Ameisen benutzen, um sie auch von hier zu vertreiben. Wir müssten nur eine Fährte aus grüner Paste hierherlegen, um …«
    Â»Wir haben diese grüne Paste nicht und wissen auch nicht, wie man sie herstellt«, unterbrach Ijugis ihn. »Selbst wenn: Die nächste Ameisenstraße ist womöglich Stunden oder sogar Tage entfernt. Die Ameisen sind damit beschäftigt, sich gegenseitig umzubringen. Und außerdem: Ich habe jetzt Durst, jetzt! Wir brauchen Wasser, so schnell wie möglich. Für Ukas, Jacomer und Migal. Wir müssen das hier unverzüglich zu Ende bringen, koste es, was es wolle.«
    Â»Und wie willst du das anfangen?«, fragte Rodraeg zurück. »Das Netz ist doch klebrig, wir können diese Lichtung gar nicht betreten!«
    Â»Das wird auch nicht nötig sein. Das ist eine Spinne, Rodraeg! Wir brauchen nur hier am Netz zu zupfen, als wären wir hineingeraten. Dann wird sie uns … besuchen kommen.«
    Rodraeg

Weitere Kostenlose Bücher