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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bauch und Gesicht nach oben – genau wie ein Spinnenmensch.
    Als Tegden an Tjarka herantrat, um sie aus dem Blut und der Verwüstung aufzurichten, war Jacomer längst verschwunden. Nur Ukas und zwei tote Eingeborene lagen noch herum.
    Â»Er … er hat sich verwandelt, Tegden, vor meinen Augen!«, stammelte Tjarka, während Tegden ihr Zittern zu beruhigen versuchte, indem er sie umarmte und festhielt. »Ich … ich … ich glaube, die … Spinnenmenschen sind auch Gataten, die … sich gegenseitig mit etwas angesteckt haben, einer Art … Tiersein, Spinnensein, Ameisensein. Jacomer ist nun einer von ihnen.«
    Â»Der Regen hat Vorrang«, sagte Tegden ruhig. »Wenn hinterher noch Zeit bleibt, werden wir ihn verfolgen, einfangen und heilen.«

    Die Gruppe sortierte sich nach dem Kampf gegen das Spinnentier.
    Während Tegden und Tjarka – unterstützt durch Onouk – Ukas näher an die Bago heranschafften, sodass er im Blickfeld war, während Rodraeg Ijugis aus dem Netz schnitt und Kinjo sich vorsichtig der großen Trommel näherte, ging Bestar zu Migal hin.
    Â»Ich bin immer noch am Leben, verflucht noch mal!«, schimpfte Migal und hatte dabei beinahe so etwas wie Tränen in den Augen.
    Die beiden Klippenwälder hatten in dem Gefecht am meisten abbekommen. Tegden und Tjarka waren allenfalls zerkratzt, Kinjo hatte ein paar Schnitte und schmerzhafte Hiebe erhalten, aber Bestar und Migal fühlten sich, als hätten sich ihre sämtlichen Rippen in Speerspitzen verwandelt, die nun schmerzhaft in den Innereien steckten.
    Â»Gib nicht so an!«, sagte Bestar grinsend, dem das Netzgewebe in Bart, Haaren und Rüstung klebte und der deshalb aussah, als schwelte er vor Wasserdampf wie der Berg Temé-Béku. »Dieses blöde Netz hat doch die ganze Wucht abgefedert. Wir sind wie auf Watte in diesen Kampf gegangen! Zu Hause würde man spotten über uns!«
    Â»Bestar, das hat doch alles keinen Sinn mehr. Bring es zu Ende! Es sieht gerade niemand her!«
    Â»Und hinterher erzähle ich, die Spinne hat dich mit meinem Schwert durchbohrt. Nein, mein Freund. Ich weiß etwas Besseres: Wir haben gewonnen.«
    Â»Was nutzt mir das denn?«
    Â»Alles. Gleich wird Kinjo die Trommel schlagen. Und dann wird Regen fallen. Regen kommt immer vom Himmel, aber dieser Regen … dieser Regen kommt noch mehr vom Himmel als jeder andere, denn Delphior persönlich wird ihn uns schicken. Damit können wir uns sauber waschen und deine Wunden auch. Und dann bringen wir dich zu den Riesen, und die flicken dich wieder zusammen. Du kannst Kampfausbilder für ihre Krieger werden! Sie werden dich großartig finden.«
    Â»Bis dahin sind meine Beine längst abgefault! Mein Blut ist verdreckt und vergiftet, Bestar! Ich kann kaum noch … klar denken. Bald liege ich sabbernd herum wie Ukas!«
    Â»Du kannst jammern, so viel du willst. Ich werde dich nicht verloren geben, dich nicht umbringen und dich nicht irgendwo als Fraß der Würmer liegen lassen. Ich bin beim Mammut , nicht beim Erdbeben . Und jetzt halt still, ich schnippele dich aus diesem Dreckszeug raus.«

    Es erwies sich, dass Kinjo die Bago noch nicht schlagen konnte, weil ihr Inneres über und über mit Netzgewebe verklebt war. So konnte kein Hall entstehen, kein Ton, kein Klang zum hohen Berg und Himmel.
    Die Säuberung, an der Kinjo, Onouk, Tjarka, Rodraeg und Bestar sich beteiligten, dauerte drei volle Stunden. Ijugis und Tegden hielten unterdessen Wache über die Lichtung, den zeternden Migal und den in tiefer Bewusstlosigkeit liegenden Ukas.
    Die Sonne sank langsam dem Abend entgegen.
    Dann war es so weit.
    Die Bago, jenes uralte Relikt zur Anrufung der Götter, war gereinigt und bereit.
    Â»Sobald wir sie schlagen, werden alle Spinnenmenschen, die noch übrig sind, über uns herfallen wie die Ameisen«, haderte Migal. »Das ist der … letzte Frevel, den wir Weißgesichter uns erlauben.«
    Â»Kein Weißgesicht wird diese Trommel entweihen«, sagte Rodraeg. »Kinjo Utanti wird der Vermittler sein.«
    Die anderen stellten sich in ehrfürchtiger Entfernung auf, als der junge Geistertänzer auf die gewaltige Trommel zuschritt. Dies alles fand jetzt auf der anderen Seite der Trommel statt, denn nun war nicht mehr ihr offener Körper von Belang, der dem Tier als Behausung gedient hatte, sondern die straff gespannte gelblich-graue Haut, die

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