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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Asche, dann zu Schatten, dann zu Erinnerung und endlich zu Vergessen.«
    Â»Und woher wisst ihr, dass diese Linie von den Spinnenmenschen stammt und nicht von wilden, unbekehrten Gataten oder Utté oder noch anderen?«, fragte Rodraeg.
    Â»Enenfe?«, fragte Kinjo, nicht etwa, weil er zweifelte, sondern um für eine Beweisführung einen Zeugen zu vernehmen.
    Â»Das Kenekenkelu in Irre, nur tötend, immer tötend!«, beeilte sich der kleine Gatate zu versichern. »Gatate nicht legend Strich aus Tod! Gatate friedfertig wie Großvater Delphior, legend Zeichen aus buntes Vogelfedern, ladend ein statt wehrend weg!« Enenfes Zeugenschaft wirkte stets ein wenig einseitig.
    Â»Ich verstehe das nicht«, sagte Bestar. »Wir sind doch noch nicht im Trockengebiet. Ich dachte, die Spinnenmenschen kommen erst im Trockengebiet.«
    Â»Wir wissen zu wenig«, lenkte Timbare ein. »Vielleicht verlagern sie ihren Einflussbereich nach außen, weil in der Mitte kein Leben mehr möglich ist. Was ich aber viel interessanter finde: Weshalb legen sie uns mühseligst eine Grenzlinie aus Meeresfischgräten in den Weg? Das bedeutet doch, dass sie genau über uns im Bilde sind und unsere Marschrichtung mindestens vorausahnen, wenn nicht sogar genau bestimmen können. Aber warum warnen sie uns? Wenn sie einfach nur wahnsinnig und angriffslustig wären, könnten sie uns doch einfach ungewarnt weitergehen lassen und uns dann überfallen und massakrieren.«
    Â»Du meinst: Sie meinen es eigentlich gut mit uns?«, hakte Rodraeg nach.
    Â»Warum nicht? Vielleicht warnen sie uns vor einer Gefahr, die uns verschlingen wird, wenn wir auf diesem Weg weitergehen? Einer Gefahr, die größer ist als die Spinnenmenschen selbst?«
    Â»Also? Was machen wir?«, fragte Migal.
    Â»Ich würde die Warnung beherzigen und einen anderen Weg wählen«, schlug Kinjo vor. »Dann sehen wir, ob wir auf einem anderen Weg ebenfalls gewarnt werden.«
    Â»Ich würde einfach weitergehen, um sie aus der Reserve zu locken und endlich Tatsachen zu schaffen«, sagte Ijugis.
    Rodraeg hatte keine Meinung und war froh, dass niemand ihn fragte. Ihm hatte das alles für eine schlüssige Berechnung zu viele Unbekannten.
    Onouk ging in die Hocke und besah sich die Fischüberreste so genau wie möglich, ohne sie zu berühren. Selbst Kinjo hatte darauf geachtet, die Linie noch nicht zu überschreiten. »Wie sind diese Skelette abgenagt worden? Sauberer als von Menschenzähnen. Sie sind aber auch noch nicht alt genug, als dass das Fleisch verrottet sein könnte. An den Köpfen kann man erkennen, dass diese Fische noch ziemlich frisch sind.«
    Â»Frische Meeresfische drei Tage tief im Urwald?«, fragte Ijugis skeptisch.
    Â»Drei Tage für uns. Die Spinnenmenschen sind schneller«, vermutete die Waldläuferin Tjarka.
    Â»Sie haben ja auch mehr Beine«, grinste Ijugis. »Also, was machen wir?«
    Â»Wir überschreiten die Linie«, entschied Timbare. »Wir müssen ohnehin ins Herz des Waldes eindringen. Eine Konfrontation gleich welcher Art wird sich nicht umgehen lassen.« Er warf Kinjo einen fragenden Blick zu, dieser nickte jedoch.
    So überschritten sie alle die Grenze aus Fischen und achteten tunlichst darauf, die Toten nicht zu berühren.

    Der Weg wurde noch steiler und schwieriger. Kleinere Insekten tauchten auf und umschwirrten die schwitzenden Menschen, sodass jedes Schlenkern eines Armes den Widerstand einiger geflügelter Kleinstinsekten zu spüren bekam.
    Die Beule an Ijugis’ Stirn glühte gelblich, wie mit Eiter gefüllt. Rodraegs mehr als vierzig Insektenstiche juckten so stark, dass er sich fragte, wie er das ohne Kinjos inzwischen dreimal täglich aufgetragene Salbe überhaupt hätte aushalten sollen. Bestars Mund stand überwiegend offen, und seine Zunge war sichtbar wie bei einem hechelnden Hund. Jacomer und auch Selke nahmen mehrmals Bewegungen im Busch war, die sich aber jedes Mal als Äffchen mit bunten Hinterteilen oder stachelige Gürteltiere herausstellten. Kinjo suchte fortwährend nach Zeichen und Weisungen. In der Nacht, kündigte er an, werde er wieder tanzen. Enenfe trieb sich nun überwiegend in Rodraegs Nähe herum und half den schwereren Wanderern mehrmals händereichend beim Ersteigen scharfkantiger Passagen.
    Ijugis rutschte während eines steilen Aufstiegs ab und schlitterte vier Schritt

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