Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
Vom Netzwerk:
Gesicht, während er über die sanfte Schräge zum Dachfirst kroch, von wo er über den ganzen Platz blicken konnte.
    Aclla hatte einen Pfeil auf den Bogen gelegt und bedeutete ihren Kriegerinnen, sich zu verteilen, damit sie nicht so leicht zu entdecken wären.
    In der Mitte des Platzes, etwa fünfzig Meter entfernt, stand der zweistufige spanische Brunnen. Dort trafen sich auch die drei Wege, die den Platz kreuzten. Direkt gegenüber auf der anderen Seite stand die Kathedrale mit den zwei angebauten Kirchen. Vom Dach aus sah man, dass das Gelände nach Süden hin abfiel.
    Wilson war froh, dass der tote Santillana nicht mehr am Glockenturm hing. Er sah die Sandsäcke, die nicht nur rings um die Kirche aufgeschichtet waren, sondern auch von dort über die Treppe nach Westen und weiter zur Kaserne und dem Postamt – genau wie auf dem Plan eingezeichnet.
    Es gab zwei Maschinengewehrstellungen mit jeweils drei Soldaten, eine im Südosten und eine im Nordwesten des Platzes, von wo aus sie freies Schussfeld auf den Eingang der Kathedrale hatten. Ein Dutzend Öllampen an drei Meter hohen Laternenpfählen leuchteten hier und da auf der weiten Fläche. Zwei Soldaten patrouillierten in grünen, wasserdichten Ponchos über den Platz und kamen alle fünf Minuten am Brunnen vorbei.
    Hinter den Sandsäcken vor der Kirche waren mindestens zwanzig Soldaten postiert, weitere zehn auf dem überdachten Gehweg neben der Kaserne. Die Sicht war gut, und Wilson wusste, dass es für ihn sehr schwierig werden würde, unbemerkt zum Brunnen zu gelangen.
    Während er hinüberspähte, hoffte er, den schimmernden Fleck zu entdecken, der Helenas Erscheinen ankündigte. Doch vermutlich war er noch zu weit entfernt, um eine deutliche Verbindung zu haben. Er würde näher herangehen müssen. Auf der Uhr am Postamt war es vier Minuten vor Mitternacht.
    Er berührte Aclla am Arm und flüsterte: »Ich muss näher an den Brunnen heran.« Wahrscheinlich war es nur Einbildung, aber ihm schien, dass Aclla ihm einen Moment länger als sonst in die Augen sah.
    »Ich werde auf dich warten«, sagte sie.
    So leise wie möglich kroch Wilson rückwärts das Dach hinunter und ließ sich auf den Balkon des ersten Stocks fallen. Von dort sprang er in die Gasse hinunter und landete sicher auf den Füßen. Durch die schmale Lücke zwischen den Gebäuden sah er den rechteckigen Schein, den die Lampen auf das schlüpfrige Pflaster des Platzes warfen. Mit seinem schwarzen Poncho, der nur die Augen freiließ, bewegte sich Wilson durch die Dunkelheit auf die Sandsäcke zu, die vor dem Ausgang der Gasse lagen. Nach dem gezeichneten Plan war dort kein Soldat postiert. Es gab elf breite Straßen, die auf den Platz mündeten, und doppelt so viele Gassen. Die Soldaten würden kaum jede Einmündung überwachen, sondern vielmehr das freie Gelände verteidigen, und davon gab es eine Menge.
    Während Wilson sich näherte, hoffte er, dass Helena auf magische Weise erscheinen würde – oder dass sie ihn wenigstens bemerkte und zu ihm käme, sodass er ihre Präsenz spüren könnte. Doch das alles hing allein davon ab, dass der Inka-Würfel in der Nähe war. Denn offenbar war es die Macht des Würfels, die den Kontakt mit Helena überhaupt ermöglichte.
    Nachdem Wilson sich bis an die Sandsäcke herangeschlichen hatte, reckte er vorsichtig den Kopf und beobachtete die Patrouille, die mit geschultertem Gewehr den Platz abschritt. Sobald ihm die Soldaten dabei den Rücken zukehrten, schaute er rechts und links an den Hausreihen entlang. Im Parterre lagen einige Geschäfte entlang der Kolonnade. Als Wilson zuletzt hier gewesen war, hatte er eine Bank, einen Silberschmied und einen Juwelierladen sowie eine Gemischtwarenhandlung gesehen, die alles vom Hammer bis zum Eselsattel verkaufte. Die Läden waren alle geschlossen und ihre Türen mit Brettern vernagelt. Das hatte den großen Vorteil, dass der Bogengang dunkel und verlassen war. Da er freie Sicht über den Platz brauchte, sprang er leise über die Sandsäcke und verbarg sich hinter einer der Säulen.
    Er ging in die Hocke und wartete, den Blick auf den Brunnen gerichtet. Das Wasser war abgestellt worden, und so tropfte nur das Regenwasser von den Beckenrändern.
    Während die Minuten verstrichen, überlegte Wilson, ob er noch immer zu weit weg war, als dass Helena mit ihm Verbindung aufnehmen könnte.
    Er musste sich noch näher heranwagen.
    Plötzlich hörte er Schritte, und zwei dunkle Gestalten bogen ein Stück weiter in die

Weitere Kostenlose Bücher