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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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Zwanzig-Personen-Busses direkt neben dem Fahrer. Hinter ihr in der ersten Reihe des ansonsten leeren Fahrgastraums saßen links Chad Chadwick und rechts John Hanna. Sie machten beide ein mürrisches Gesicht wegen des Fahrstils des peruanischen Busfahrers, der die Kurven schneller nahm, als er sollte, und offenbar keinen Gedanken daran verschwendete, dass es neben ihnen mehrere hundert Meter in die Tiefe ging.
    »Müssen wir wirklich so rasen?«, fragte Chad, als sie in der nächsten Kurve zur Seite geschleudert wurde. »Um Himmels willen!«
    »Vielleicht sollte ich mich ans Steuer setzen.« Hanna hielt sich mit beiden Händen an dem Griff vor ihm fest. »Ich bin ein ausgezeichneter Fahrer.«
    Helena blickte weiter durch die Frontscheibe. »Sie kennen die Strecke nicht so gut wie Naldo. Wenn es Sie zu sehr beunruhigt, machen Sie die Augen zu, und schlafen Sie ein bisschen.«
    »Es beunruhigt mich nicht«, entgegnete Hanna und wurde zur anderen Seite geworfen. »Ich fahre selbst gerne schnell. Ich denke nur, es wäre sicherer, das ist alles.«
    »Wie oft sind Sie diese Strecke schon gefahren?«, fragte Helena den Fahrer.
    Naldo riss das Lenkrad herum, als der Bus die nächste Kurve mit überhöhter Geschwindigkeit nahm. Er war ein kleiner Mann Mitte vierzig mit schokoladenbrauner Haut, indianischen Gesichtszügen und glatten schwarzen Haaren. »Vielleicht ungefähr ...« Mit gerunzelter Stirn lenkte er den Bus in die nächste Kurve. »Zweitausend Mal, schätze ich. In ungefähr zehn Jahren.« Er redete mit einem starken spanischen Akzent, doch sein Englisch war recht gut.
    Helena drehte den Kopf und sah ihre beiden Leibwächter an. »Zweitausend Mal.« Dann wandte sie sich wieder an den Busfahrer. »Und wie viele Unfälle hatten Sie währenddessen?«
    Der Fahrer überlegte, während der Bus in der Kurve schwankte. »Viele, Señorita. Zu viele, um sie zu zählen. Das ist eine sehr gefährliche Strecke ... bei all den Steinschlägen, Erdrutschen, entwurzelten Bäumen ... Lamas ... ich habe mal ein Lama angefahren.«
    Diesmal drehte sich Helena nicht nach hinten um.
    »Ich werde Sie unbeschadet abliefern«, versprach Naldo, beschleunigte beim Verlassen der Kurve und rollte dem Talboden entgegen. »Ich hatte seit Jahren keinen Unfall mehr.«
    »Bringen Sie mich einfach schnellstmöglich nach Cusco«, sagte Helena. »Ich hätte gestern Abend schon dort sein sollen.« Sie wurde in ihren Gurt gedrückt, als Naldo vor einer engen Außenkurve auf die Bremse trat. Sie hatte ihm fünftausend Dollar versprochen, damit er sie bis zehn Uhr vormittags in Cusco absetzte. Wenn er es bis dahin nicht schaffte, würde er nur tausend bekommen. Ohne klar vereinbarten Zeitrahmen würde die Fahrt nach Helenas Erfahrung viel länger dauern als nötig.
    Sie hatte die Verabredung mit Wilson am Brunnen in der Nacht verpasst. Die Erdrutsche zwischen Cusco und Machu Picchu blockierten noch immer die Straße, und Helena hatte beschlossen, die ersten fünfzehn Kilometer über den Inka-Pfad zurückzulegen – im Dunkeln und bei Regen –, um sich auf der anderen Seite mit dem Fahrer des Linienbusses zu treffen. Den Bus hatte sie über das Satellitentelefon des Hotels bestellen können.
    Sie hatte versucht, sich mit der Überlegung zu beruhigen, dass Wilson es vielleicht auch nicht rechtzeitig geschafft hatte, doch das hatte nur für einige Minuten funktioniert. Düstere Gedanken machten sich stattdessen in ihr breit, und sie malte sich aus, dass Wilson inzwischen vielleicht verletzt oder verhaftet worden war, und das durch ihre Schuld. Dann wieder versuchte sie, sich Mut zu machen.
    Er wird einfach heute Nacht noch einmal zum Brunnen kommen. Ganz bestimmt. Oder heute Mittag ... vielleicht steht er um Punkt zwölf da. Sie versuchte, sich vorzustellen, was er getan haben könnte, als sie nicht am Brunnen aufgetaucht war.
    »Ich bin am Pizarro-Brunnen verabredet«, sagte sie.
    »So heißt er nicht mehr«, erwiderte Naldo. »Der Konquistador ist in Peru nicht beliebt. Das ist schon seit vielen Jahren so. Sein Schicksal war besiegelt, als er König Atahualpa ermordete, obwohl –«
    »Obwohl das Lösegeld bezahlt worden war«, führte Helena den Satz zu Ende. »Ich kenne die Geschichte.«
    »Wir nennen ihn jetzt den Siegesbrunnen«, fuhr der Fahrer fort. »Er war ein Geschenk vom spanischen König, von Philipp II., und er steht dort seit vierhundert Jahren.«
    Der Bus nahm die nächste enge Kurve, und kurz verloren die Reifen die Bodenhaftung, doch Naldo

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