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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Feuer in der flachen Kohlenpfanne gerichtet, das als Tor zur Hölle dienen sollte. Mit einem selbstzufriedenen, übermäßig stolzen Lächeln rief der Möchtegernzauberer den Namen des Tanar-Ris.
    Errtu, ein bedeutender Tanar-Ri von entsetzlichem Aussehen, hörte undeutlich, daß er von einer weit entfernten Ebene gerufen wurde. Eigentlich hätte das große Ungeheuer einen derart schwachen Ruf überhören können; der Beschwörer hatte auf keinen Fall genügend Kraft bewiesen, um den Tanar-Ri zum Gehorsam zu zwingen.
    Doch Errtu freute sich über diesen schicksalhaften Ruf. Einige Jahre zuvor hatte er auf der materiellen Ebene eine besondere Kraft wahrgenommen, die ihn annehmen ließ, dass seine vor tausend Jahren begonnene Suche ihrem Höhepunkt zustrebte. Seitdem hatte er ungeduldig und gespannt auf einen Zauberer gewartet, der ihm einen Weg öffnen würde, die materielle Ebene zu betreten und Nachforschungen anzustellen.
    Der junge Lehrling spürte, wie er in den hypnotischen Tanz des Feuers hineingezogen wurde. Das Feuer war inzwischen eine einzige Flamme und sah aus wie eine brennende Kerze, nur sehr viel größer, und diese eine Flamme bewegte sich aufreizend hin und her, hin und her.
    Der Lehrling war so gebannt, daß er sich nicht einmal der wachsenden Heftigkeit des Feuers bewußt war. Die Flamme züngelte immer höher und flackerte immer schneller und durchlief das ganze Farbspektrum, bis sie schließlich bei der größten Hitze weiß wurde.
    Hin und her. Hin und her.
    Jetzt wurde sie noch schneller und heftiger und baute ihre Kraft auf, um der mächtigen Wesenheit entgegenzukommen, die auf der anderen Seite wartete.
    Hin und her. Hin und her.
    Der Lehrling schwitzte. Er wußte, daß der Zauber sein Vermögen überstieg, daß die Magie sich ihm entzogen hatte und ein eigenes Leben führte, daß er ihr gegenüber machtlos war und ihr keinen Einhalt gebieten konnte.
    Hin und her. Hin und her.
    Auf einmal sah er den dunklen Schatten in der Flamme, die riesigen Klauenhände und die ledernen, fledermausähnlichen Flügel. Und die Größe des Ungeheuers! Ein Riese, selbst nach den Maßstäben seiner eigenen Art.
    »Errtu!« rief der junge Mann. Wie unter Zwang stieß er das Wort aus, wie es die Anforderungen des Zaubers verlangten. Er hatte den Namen in den Aufzeichnungen seines Meisters nicht richtig einordnen können, erkannte jetzt aber deutlich, daß er zu einem mächtigen Tanar-Ri gehörte, einem Ungeheuer, das in der Hierarchie der Hölle direkt unter den Dämonenfürsten stand.
    Hin und her. Hin und her.
    Dann trat der groteske, affenähnliche Kopf mit der Hundeschnauze und den übergroßen Schneidezähnen eines Ebers in Erscheinung, und die riesigen, blutroten Augen blinzelten aus der Flamme. Der säuretriefende Geifer zischte, als er ins Feuer tropfte.
    Hin und her. Hin und her.
    Das Feuer wallte in einem letzten Aufbäumen der Kraft auf, und Errtu trat aus ihm heraus. Er hielt nicht eine Sekunde inne, um einen Gedanken an den verängstigten jungen Mann zu verschwenden, der so dumm gewesen war, seinen Namen aufzurufen. Langsam suchte er den magischen Kreis nach Hinweisen ab, die ihm Auskunft über den Grad seiner Macht geben konnten.
    Dem Lehrling gelang es schließlich, sich zu fassen. Er hatte einen großen Tanar-Ri herbeigerufen! Diese Erkenntnis half ihm, sein Vertrauen in seine Fähigkeiten als Zauberer wiederherzustellen. »Bleib vor mir stehen!« befahl er, da er wußte, daß eine strenge Hand vonnöten war, wenn man eine Kreatur von den unteren Ebenen des Chaos beherrschen wollte. Errtu setzte unbeeindruckt seinen Rundgang fort.
    Der Lehrling wurde zornig. »Du wirst mir gehorchen!« schrie er. »Ich habe dich hergeholt, und ich habe den Schlüssel, dich zu martern! Du wirst meinen Befehlen gehorchen, und dann werde ich dich gnädigerweise zurück in deine scheußliche Welt entlassen! Jetzt aber bleib vor mir stehen!«
    Der Lehrling war trotzig. Der Lehrling war stolz.
    Aber Errtu fand einen Fehler in der Ausführung einer Rune, eine verhängnisvolle Unvollkommenheit in einem magischen Kreis, bei dem man es sich nicht leisten konnte, nicht ganz vollkommen zu sein. Der Lehrling war tot.
    Errtu spürte, daß das bekannte Gefühl der Kraft auf der materiellen Ebene tatsächlich ausgeprägter war, und er hatte keine Schwierigkeiten, die Richtung zu bestimmen, aus der ihre Ausstrahlung zu ihm drang. Mit seinen riesigen Flügeln schwebte er über den Städten der Menschen und verbreitete Panik, wo

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