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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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war.
    »Das ist nicht deine Angelegenheit«, schrie Kessell laut zurück. Errtu sah sich im Raum um und fragte sich, mit wem sich der Zauberer wohl unterhielt. Bestimmt hatten die Trolle ihm keine Beachtung geschenkt. Um sicherzugehen, dass kein unsichtbarer Mörder im Zimmer weilte, rief der Tanar-Ri verschiedene Entlarvungszauber auf.
    »Du verspottest einen gefährlichen Feind«, mahnte ihn der Kristall wieder. »Ich habe dich vor dem Tanar-Ri beschützt. Aber du willst dich unbedingt mit einer Kreatur verfeinden, die sich als wertvoller Verbündeter erweisen könnte!«
    Wie immer, wenn Crenshinibon sich dem Zauberer mitteilte, begann Kessell ungeahnte Möglichkeiten wahrzunehmen. Er entschied sich als Kompromiß für eine Übereinkunft, die für ihn und den Tanar-Ri gleichermaßen von Vorteil sein konnte.
    Errtu wog seine mißliche Lage genau ab. Er konnte diesen unverschämten Menschen nicht umbringen, obwohl er es wahrhaftig genossen hätte. Aber daß er jetzt auf das Relikt verzichtete, nach dem er jahrhundertelang gesucht hatte, und auf seine Ebene zurückkehrte, war keine annehmbare Lösung.
    »Ich habe dir einen Vorschlag zu unterbreiten, einen Handel, der dich interessieren könnte«, begann Kessell lockend und wich dem finsteren Blick des Tanar-Ri aus, in dem reine Mordlust glühte. »Bleib an meiner Seite und diene mir als Befehlshaber meiner Armee! Unter deiner Führung wird sie mit der Unterstützung von Crenshinibon und Akar Kessell durch den Norden stürmen!«
    »Dir dienen?« Errtu lachte. »Du hast keine Macht über mich, Mensch!«
    »Du mußt es aus einem anderen Blickwinkel betrachten«, gab Kessell zurück. »Versteh es nicht als Dienst, sondern als Gelegenheit, an einem Feldzug teilzunehmen, der Zerstörung und Eroberung verspricht! Du genießt meinen größten Respekt, mächtiger Tanar-Ri. Ich würde mir nicht anmaßen, mich als deinen Meister zu bezeichnen.«
    Crenshinibon hatte Kessell mit seinen unbewußten Einflüsterungen gute Anweisungen gegeben. Errtus Haltung änderte sich. Er war jetzt weniger bedrohlich und ließ erkennen, daß er den Vorschlag des Zauberers nicht uninteressant fand.
    »Und denk doch mal an den Gewinn, den du eines Tages aus dieser Übereinkunft ziehen wirst«, fuhr Kessell fort. »Nach deinen Maßstäben leben wir Menschen nicht sehr lange. Wer wird dann den Gesprungenen Kristall an sich nehmen, wenn Akar Kessell nicht mehr da ist?«
    Errtu lächelte bösartig und verbeugte sich vor dem Zauberer. »Wie könnte ich ein so großzügiges Angebot ablehnen?« krächzte der Tanar-Ri mit seiner entsetzlichen, unirdischen Stimme. »Sag mir, Zauberer, welche glorreichen Eroberungen auf unserem Weg liegen!«
    Kessell hätte vor Freude am liebsten getanzt. Jetzt war seine
Armee vollständig und einsatzbereit.
Er hatte seinen General.

Aegisfang
    Schweißtropfen perlten Bruenor auf die Hand, als er den Schlüssel in das verstaubte Schloß der schweren Holztür steckte. Dies war der erste Schritt einer Prüfung, bei der er sein ganzes Können und seine ganze Erfahrung unter Beweis stellen mußte. Wie alle zwergischen Meisterschmiede hatte er seit Beginn seiner langen Ausbildung aufgeregt und ängstlich zugleich auf diesen Augenblick gewartet.
    Er mußte der Tür, die in einen kleinen Raum führte, einen heftigen Tritt versetzen, um sie öffnen zu können. Das Holz knarrte widerspenstig, da es sich in den vielen Jahren, seit die Tür zum letzten Mal geöffnet worden war, verzogen hatte. Doch das beruhigte Bruenor, denn die Vorstellung, jemand könnte sich seine wertvollsten Schätze angesehen haben, hatte ihm Angst bereitet. Noch einmal blickte er in den dunklen Korridor, der in einem kaum benutzten Bereich der Zwergenhallen lag, und überzeugte sich, daß ihm niemand gefolgt war. Dann trat er in den Raum. Er hielt seine Fackel nach oben und brannte das herabhängende Spinngewebe ab.
    In dem Raum stand nichts weiter als eine hölzerne, eisenbeschlagene Truhe. Zwei schwere Ketten mit einem großen Vorhängeschloß waren um sie geschlungen. Die Truhe war vollständig von Spinngewebe überzogen, und auf dem Deckel lag eine dicke Staubschicht. Noch ein gutes Zeichen, fand Bruenor. Zum letzten Mal sah er in den Korridor, dann schloß er so leise wie möglich die Holztür hinter sich.
    Er kniete vor der Truhe nieder und legte die Fackel neben sich auf den Boden. Wieder wurde Spinngewebe von der Flamme erfaßt und blähte sich kurz in orangenem Licht auf, bevor es verbrannte. Bruenor

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