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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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zu seinem Nest an der Felswand von Kelvins Steinhügel zurück, ohne eine Mahlzeit erbeutet zu haben.
    Weit draußen in der Tundra saß ein einsamer Wolf ganz still da wie eine Statue. Er war unruhig, aber er wartete geduldig, bis der silberne, riesige Sommermond am ebenen Horizont hervorbrach. Erst als die lockende Scheibe vollständig am Himmel stand, stimmte er den uralten Gesang seiner Art an. Immer wieder wurde sein Ruf von anderen Wölfen und Geschöpfen der Nacht beantwortet, die die Kraft des Himmels anriefen.
    Die Nacht der Sommersonnenwende, in der die Luft vor Magie knisterte und alle aufwühlte, hatte begonnen. Nur die Vernunftswesen wollten von ihrer Wirkung auf die Triebe aller Lebewesen nichts wissen.
    In seinem aufgerüttelten Zustand nahm Bruenor die Magie deutlich wahr. Aber ganz in Anspruch genommen von dem Höhepunkt seiner Lebensaufgabe, hatte er an Ruhe und Konzentration gewonnen, und seine Hände zitterten nicht, als er den Deckel des goldenen Kästchens öffnete.
    Vor ihm lag auf dem Amboß der große Kriegshammer. Es war Bruenors bestes Stück, und schon jetzt war er gewaltig und wunderschön, obwohl die feinen Runen und der Gesang noch fehlten, mit denen er eine Waffe mit besonderer Macht werden würde.
    Feierlich nahm Bruenor den kleinen silbernen Hammer und den Meißel aus dem Kästchen und stellte sich vor den Kriegshammer. Da er wußte, daß ihm für diese schwierige Arbeit wenig Zeit blieb, zögerte er nicht, sondern legte den Meißel an das Mithril und schlug mit dem Hammer kräftig daran. Die reinen Metalle gaben einen hellen, klaren Klang von sich, und dem Zwerg, der in dieser Nacht besonders empfänglich dafür war, liefen kalte Schauer den Rücken hinunter. Im Grunde seines Herzens wußte er, daß alle Bedingungen erfüllt worden waren, und wieder erschauderte er, als er an das Ergebnis dieser nächtlichen Arbeit dachte.
    Er sah nicht die dunklen Augen, die ihn von einem nahen Gebirgskamm aufmerksam beobachteten.
    Bruenor brauchte für die ersten Zeichen keine Vorlage. Diese Symbole waren in seinem Herzen und seiner Seele tief eingegraben. Auf der einen Seite des einen Hammerkopfes meißelte er den Hammer und den Amboß von Moradin, dem Seelenschmied, und auf der gegenüberliegenden Seite des zweiten Kopfes die gekreuzten Äxte von Clanggedon, dem Kriegsgott der Zwerge. Dann ergriff er den silbernen Schriftrollenbehälter und entfernte behutsam den Diamantdeckel.
    Vor Erleichterung seufzte er auf, als er feststellte, daß das Pergament die Jahrzehnte überdauert hatte. Er wischte sich den Schweiß von den Händen, nahm die Schriftrolle heraus, breitete sie langsam aus und legte sie auf die leere Fläche des Ambosses. Zuerst schien der Pergamentbogen unbeschrieben zu sein, aber allmählich lockten die Strahlen des Vollmonds die Symbole hervor, und die geheimen Runen der Kraft wurden sichtbar.
    Diese Runen waren Bruenors Erbe, und obwohl er sie niemals zuvor gesehen hatte, kamen ihm die geheimen Linien und Kurven wohltuend vertraut vor. Zuversicht erfüllte ihn, und seine Hand wurde ruhig. Der Zwerg legte den silbernen Meißel zwischen den Symbolen der zwei Götter an und begann, die geheimen Runen auf den Kriegshammer zu meißeln. Er spürte, wie ihre Magie von dem Pergament durch ihn auf die Waffe überging, und er sah erstaunt, daß jede Rune von der Schriftrolle verschwand, sobald er sie in das Mithril eingegraben hatte. Die Zeit hatte für ihn keine Bedeutung mehr, so tief war er in seine Arbeit versunken. Doch schließlich fiel ihm auf, daß der Mond bereits seinen Höchststand überschritten hatte und wieder abnahm.
    Doch die erste wahre Prüfung seines Könnens kam, als er über den Runen das Bergsymbol des Gottes Dumathoin, des Bewahrers der Geheimnisse, eingrub. Die Linien dieses Symbols richteten sich genau nach den Runen aus und verdeckten die geheimen Zeichen der Kraft.
    Bruenor wußte, daß seine Arbeit fast vollendet war. Er nahm den schweren Kriegshammer aus seiner Befestigung und holte den kleinen Lederbeutel hervor. Mehrmals musste er tief einatmen, um sich zu entspannen, denn jetzt folgte die letzte und entscheidende Prüfung seiner Kunst. Er löste die Kordel des Beutels und betrachtete bewundernd den Diamantstaub, der im weichen Mondlicht sanft schimmerte.
    Auf dem Gebirgskamm spannte sich Drizzt Do'Urden vor Ungeduld, aber er achtete darauf, daß er die Konzentration seines Freundes nicht störte.
    Bruenor beruhigte sich wieder. Plötzlich warf er den Beutel in

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