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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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die Luft, und der Inhalt wurde in die Nacht freigelassen. Er schleuderte den Beutel auf den Boden, ergriff mit beiden Händen den Kriegshammer und hob ihn hoch über den Kopf. Der Zwerg spürte, wie ihm seine Kraft entzogen wurde, während er die Worte der Kraft ausstieß. Aber erst nach Abschluß seiner Arbeit sollte er erfahren, wie gut er sie ausgeführt hatte. Der Erfolg seines Gesangs wurde von dem Grad der Vollkommenheit der eingemeißelten Zeichen bestimmt, denn während er die Runen in die Waffe eingegraben hatte, war ihre Kraft in sein Herz geströmt. Diese Kraft zog den magischen Staub zu der Waffe, und ihre Stärke konnte an der Menge schimmernden Diamantstaubs gemessen werden, die sie auffing.
    Plötzlich wurde dem Zwerg schwarz vor Augen, alles drehte sich vor ihm, und er wußte nicht, was ihn eigentlich noch vom Sturz abhielt. Die verzehrende Kraft der Worte hatte sich seiner bemächtigt. Obwohl er sich dessen nicht bewußt war, kamen ihm die Worte automatisch von den Lippen und nahmen immer mehr von seiner Kraft. Endlich stürzte er, doch die Leere der Bewußtlosigkeit hatte ihn bereits überwältigt, bevor sein Kopf auf dem Boden aufschlug.
    Drizzt wandte sich ab und sank an die Felswand zurück. Auch ihn hatte das Schauspiel erschöpft. Er wußte zwar nicht, ob sein Freund diese nächtliche Zerreißprobe überleben würde, aber trotzdem freute er sich für Bruenor. Denn er hatte mit dem Zwerg den Augenblick seines größten Erfolgs gefeiert, auch wenn Bruenor ihn verpaßt hatte. Denn in dem Mithrilkopf des Hammers war die Magie erwacht. Der Kopf hatte aufgeleuchtet und den Diamantstaub in sich aufgenommen.

    Und nicht ein glitzerndes Staubkörnchen war Bruenors Ruf entgangen.

Das Geschenk
    Wulfgar saß hoch oben an der nördlichen Flanke von Bruenors Berg. Er kannte das weite, felsige Tal, das sich unter ihm erstreckte, sehr gut und suchte aufmerksam nach einer Bewegung, die die Rückkehr des Zwerges ankündigen konnte. Der Barbar kam häufig hierher, wenn er mit seinen Gedanken und dem murmelnden Wind alleine sein wollte. Direkt vor ihm auf der anderen Seite des Tals der Zwerge lagen Kelvins Steinhügel und der nördliche Teil des Lac Dinneshere. Dazwischen erstreckte sich ein Flachland, das als Eiswindpaß bekannt war und in nordöstlicher Richtung zu der offenen Ebene führte.
    Für den Barbaren war es der Paß, der zu seiner Heimat führte.
    Bruenor hatte ihm erklärt, daß er für einige Tage verreisen würde, und anfangs war Wulfgar glücklich gewesen, von seinem ständigen Murren und seinen ewigen Nörgeleien wenigstens kurze Zeit verschont zu werden. Aber er mußte feststellen, daß seine Erleichterung nicht lange anhielt.
    »Du machst dir Sorgen um ihn, nicht wahr«, hörte er hinter sich eine Stimme. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, daß es Catti-brie war.
    Er gab ihr keine Antwort, da er wußte, daß sie auf ihre Frage keine andere Antwort als Zustimmung zulassen und ihm nicht glauben würde, wenn er es abstritt.
    »Er wird schon zurückkommen«, fuhr Catti-brie mit einem Achselzucken fort. »Bruenor ist hart wie Gebirgsstein, und in der Tundra gibt es nichts, was ihn aufhalten könnte.«
    Schließlich drehte sich der junge Barbar um und sah das Mädchen an. Vor langer Zeit, nachdem sich endlich ein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen entwickelt hatte, hatte der Zwerg dem jungen Barbaren seine »Tochter« vorgestellt, ein menschliches Mädchen im gleichen Alter wie Wulfgar.
    Nach außen hin wirkte sie zwar ruhig, aber in ihr steckte ein Feuer und eine Leidenschaft, die Wulfgar bei Frauen nicht kannte.
    Barbarinnen wurden so erzogen, daß sie ihre Gedanken und Meinungen für sich behielten, denn die waren nach den Maßstäben der Männer sowieso unerheblich. Wie Bruenor sagte Catti-brie dagegen alles, was sie auf dem Herzen hatte, und ließ keinen Zweifel darüber, wie sie über eine Situation dachte. In den Wortgefechten zwischen ihr und Wulfgar gab es kaum eine Pause, und sie waren häufig sehr hitzig, aber trotzdem war Wulfgar froh, einen Gefährten in seinem Alter zu haben, jemanden, der nicht von einem Podest der Lebenserfahrung auf ihn herabschaute.
    Catti-brie hatte ihm durch das erste schwere Jahr seines Vertrages geholfen und ihn mit Respekt behandelt (obwohl sie selten der gleichen Meinung war wie er), als er keinen Respekt vor sich selber hatte. Wulfgar hatte sogar den Eindruck, daß sie indirekt etwas mit Bruenors Entscheidung zu tun hatte, daß er ihn unter

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