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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Dunkelelf!« rief er ungläubig. »Ein Hexer!« Er wandte sich zu Bruenor mit einem Gesicht um, als hätte dieser ihn betrogen. »Das wirst du doch nicht wirklich von mir verlangen! Ich habe weder das Bedürfnis noch den Wunsch, von dieser windigen Rasse magische Gaunerstücke zu erlernen!«
    »Er wird dich das Kämpfen lehren — sonst nichts«, versicherte ihm Bruenor. Er hatte mit dieser Reaktion gerechnet und war nicht im geringsten besorgt. Ihm war wie Catti-brie klar, daß Drizzt dem übermäßig stolzen jungen Mann auch eine notwendige Lektion in Demut erteilen würde.
    Wulfgar schnaubte trotzig. »Was kann ich von einem schwächlichen Elfen an Kampferfahrung lernen? Die jungen Männer meines Volkes werden zu echten Kriegern herangezogen!« Er beäugte Drizzt mit unverhohlener Verachtung. »Und nicht zu Schwindlern wie bei seiner Rasse!«
    Drizzt bat Bruenor gelassen mit einem Blick um Erlaubnis, mit der ersten Lektion beginnen zu dürfen. Der Zwerg lächelte über die Unwissenheit des Barbaren und nickte zustimmend.
    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel zog Drizzt seine zwei Krummsäbel aus ihren Scheiden und forderte den Barbaren heraus. Mechanisch hob Wulfgar seinen Kriegshammer zum Schlag.
    Aber Drizzt war flinker. Die flachen Seiten seiner Waffen schlugen in schnellen Folgen auf Wulfgars Wangen und hinterließen dünne, blutige Streifen. Als der Barbar zum Gegenschlag ansetzte, bewegte Drizzt eine der tödlichen Waffen in einem Bogen nach unten, und die rasiermesserscharfe Klinge richtete sich auf Wulfgars Kniekehle. Dem gelang es zwar, sein Bein wegzuziehen, wie Drizzt vorausgesehen hatte, er verlor dabei jedoch das Gleichgewicht. Der Dunkelelf steckte lässig seine Krummsäbel ein, während er dem Barbaren einen Fußtritt in den Magen versetzte. Wulfgar blieb ausgestreckt im Staub liegen, und der magische Hammer flog ihm aus den Händen.
    »Da ihr euch ja glänzend versteht«, verkündete Bruenor, der versuchte, seine Belustigung zu verbergen, um Wulfgars empfindliches Selbstgefühl nicht zu verletzen, »werde ich euch jetzt verlassen.« Er sah Drizzt fragend an, um sich zu überzeugen, daß das dem Dunkelelfen recht war.
    »Gib mir ein paar Wochen«, antwortete Drizzt mit einem Zwinkern und erwiderte das Lächeln des Zwerges.
    Bruenor wandte sich an Wulfgar, der sich Aegisfang zurückgeholt hatte und den Elfen, noch immer kniend, sprachlos vor Erstaunen ansah. »Befolge seine Worte, Junge«, wies der Zwerg Wulfgar zum letzten Mal an. »Oder er wird dich in so kleine Stücke schneiden, daß sie für den Schlund eines Geiers klein genug sind!«
    Zum ersten Mal seit fast fünf Jahren sah Wulfgar hinter den Grenzen von Zehn-Städte auf Eiswindtal, das sich vor ihm in all seiner Weite erstreckte. Er hatte mit dem Dunkelelfen den Rest ihres ersten gemeinsamen Tages damit verbracht, das Tal der Länge nach entlang der östlichen Ausläufer von Kelvins Steinhügel zu durchwandern. Hier, direkt über dem Fuß der nördlichen Flanke lag die flache Höhle, in der sich Drizzt niedergelassen hatte.
    Sie war mit einigen Fellen und Kochtöpfen so spärlich eingerichtet, daß man keineswegs von Luxus sprechen konnte. Aber sie genügte dem anspruchslosen Dunkelelfen vollauf und gewährte ihm Ungestörtheit und Zurückgezogenheit, die er dem Spott und den Drohungen der Menschen vorzog. Für Wulfgar, dessen Volk niemals länger als eine Nacht an einem Ort blieb, war die Höhle sogar bereits ein Zeichen von Wohlstand.
    Als sich die Abenddämmerung über die Tundra breitete, erwachte Drizzt im angenehmen Dunkel tief in der Höhle aus einem kurzen Schlaf. Es gefiel Wulfgar, daß der Dunkelelf ihm gleich am ersten Tag so viel Vertrauen entgegenbrachte, daß er sich einfach schlafen legte, obwohl er sich damit verwundbar machte. Diese Erfahrung und die Niederlage, die Drizzt ihm am Morgen bereitet hatte, ließen Wulfgar in seiner anfänglichen Wut beim Anblick des Dunkelelfen schwankend werden.
    »Fangen wir heute abend mit unseren Übungen an?« fragte Drizzt.
    »Du bist der Herr«, erwiderte Wulfgar bitter. »Ich bin nur der Sklave.«
    »Nicht mehr Sklave als ich«, gab Drizzt zurück. Wulfgar wandte sich ihm neugierig zu.
    »Wir sind beide dem Zwerg zu Dank verpflichtet«, erklärte Drizzt. »Ich verdanke ihm viele Male mein Leben, und darum habe ich mich einverstanden erklärt, mein Wissen in der Kriegskunst an dich weiterzugeben. Du folgst einem Schwur, den du ihm für dein Leben geleistet hast. Darum bist du verpflichtet,

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