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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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einsetzen, als mit Täuschungsmanövern und Wendungen zu arbeiten. Die Barbaren waren von Natur aus aggressive Kämpfer, die lieber Hiebe austeilten, als ihnen auszuweichen. Mit einem einzigen, gut plazierten Schlag
    konnte Wulfgar sicher sogar einen Riesen niederstrecken. Er mußte nur noch lernen, geduldig zu sein.
    An einem dunklen, mondlosen Abend bemerkte Wulfgar, während er sich gerade auf den Unterricht vorbereitete, weit draußen in der Tundra ein Lagerfeuer. Wie gelähmt beobachtete er, daß plötzlich weitere Lagerfeuer aufloderten, und er fragte sich, ob es vielleicht Lagerfeuer seines Stammes wären.
    Drizzt näherte sich lautlos dem jungen Mann, der ihn in seiner Versunkenheit gar nicht bemerkte. Die scharfen Augen des Dunkelelfen hatten das geschäftige Treiben in dem fernen Lager schon lange bemerkt, als der Schein des Feuers für Wulfgars Augen noch nicht stark genug war. »Dein Volk hat überlebt«, sagte er, um den anderen zu beruhigen.
    Wulfgar zuckte bei dem plötzlichen Erscheinen seines Lehrers zusammen. »Du weißt über sie Bescheid?« fragte er.
    Drizzt stellte sich neben ihn und starrte hinaus auf die Tundra. »In der Schlacht von Bryn Shander haben sie große Verluste erlitten«, erzählte er ihm, »und der darauffolgende Winter traf die vielen Frauen und Kinder hart, denn die Männer, die für sie sonst auf die Jagd gegangen waren, waren ja umgekommen. Auf der Suche nach der Rentierherde flohen sie gen Westen und schlossen sich mit anderen Stämmen zusammen, um besser überleben zu können. Die Namen der ursprünglichen Stämme haben sie zwar beibehalten, aber eigentlich sind nur zwei Stämme übriggeblieben: der Elchstamm und der Bärenstamm.
    Ich glaube, du hast zum Elchstamm gehört«, fuhr Drizzt fort und erhielt als Antwort ein Nicken von Wulfgar. »Deine Leute haben sich gut erholt. Sie herrschen jetzt über die Ebene, und wenn auch noch einige Jahre verstreichen müssen, bis das Volk der Tundra wieder die Stärke erreicht, die es vor der Schlacht hatte, so kommen doch die jüngeren Krieger bereits ins Mannesalter.«
    Erleichterung durchflutete Wulfgar. Er hatte befürchtet, daß sein Volk durch die Schlacht von Bryn Shander zu geschwächt worden wäre, um sich je wieder erholen zu können. In den eiskalten Wintern war das Leben in der Tundra doppelt hart, und Wulfgar hatte oft fürchten müssen, daß der plötzliche Verlust von so vielen Kriegern — bei einigen Stämmen waren alle Männer umgekommen — die übrigen Mitglieder des Volkes zu einem langsamen, aber sicheren Tod verdammt hätte.
    »Du weißt viel über mein Volk«, stellte Wulfgar fest.
    »Ich habe viele Tage damit zugebracht, sie zu beobachten«, erklärte Drizzt, der sich fragte, welcher Gedanke den Barbaren jetzt beschäftigte, »und ich habe erfahren, auf welche Art und Weise sie es schaffen, daß es ihnen in diesem unwirtlichen Land nicht schlecht geht.«
    Wulfgar kicherte leise und schüttelte den Kopf. Er war wieder einmal von der aufrichtigen Hochachtung beeindruckt, die der Dunkelelf zeigte, wenn er von den Eingeborenen von Eiswindtal sprach. Er kannte ihn erst seit weniger als zwei Wochen, aber wie er Drizzts Charakter einschätzte, war er überzeugt, daß er mit seiner nächsten Bemerkung über den Dunkelelfen völlig richtig lag.
    »Vermutlich hast du in der Nacht still und heimlich Hirsche erlegt, damit sie am Morgen von Menschen gefunden werden konnten, die viel zu hungrig waren, um sich darüber Gedanken zu machen, wem sie dieses Glück verdankten.«
    Drizzt gab darauf weder eine Antwort noch änderte er seine Blickrichtung, aber Wulfgar war sich sicher, daß er mit seiner Vermutung recht hatte.
    »Weißt du auch, was aus Heafstaag geworden ist?« fragte der Barbar nach einer kurzen Pause. »Er war der König meines Stammes, ein Mann mit vielen Narben und von großer Berühmtheit.«
    Drizzt erinnerte sich sehr gut an den einäugigen Barbaren. Die bloße Erwähnung des Namens rief einen dumpfen Schmerz in seiner Schulter wieder wach, wo er von der schweren Axt des großen Mannes verletzt worden war. »Er lebt«, antwortete Drizzt, und versuchte, seine Verachtung nicht zu zeigen. »Heafstaag spricht jetzt für den ganzen Norden. Keiner der Anführer von adligem Blut hat überlebt. Also auch keiner, der ihn zum Kampf herausfordern oder sich klar und deutlich gegen ihn aussprechen konnte, um ihn in Schach zu halten.«
    »Er ist ein mächtiger König«, meinte Wulfgar, dem der Haß in der Stimme des

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