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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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zu lernen, was ich zu lehren habe. Ich bin keines Mannes Herr, noch möchte ich es jemals sein.«
    Wulfgar richtete den Blick wieder auf die Tundra. Er vertraute Drizzt noch nicht völlig, andererseits konnte er sich keine tieferen Beweggründe vorstellen, aus denen der Dunkelelf ihm so freundlich begegnete.
    »Wir erfüllen gemeinsam unsere Schuld Bruenor gegenüber«, sagte Drizzt. Er konnte gut nachvollziehen, wie Wulfgar sich fühlen mußte, wenn er zum ersten Mal seit Jahren wieder auf die Ebenen seiner Heimat sah. »Genieße diese Nacht, Barbar. Geh herum, wenn es dir gefällt, und erinnere dich wieder an das Gefühl, wenn der Wind dein Gesicht berührt. Morgen werden wir in der Abenddämmerung anfangen.« Daraufhin verließ er Wulfgar, um dessen unausgesprochenen Wunsch, allein zu sein, zu erfüllen.
    Wulfgar konnte nicht abstreiten, daß ihm die Achtung gefiel, die der Dunkelelf ihm entgegenbrachte.
    Tagsüber ruhte sich Drizzt im kühlen Schatten der Höhle aus, während Wulfgar seine neue Umgebung erkundete und auf die Jagd ging.
    In der Nacht kämpften sie.
    Drizzt bedrängte den jungen Barbaren rücksichtslos und schlug ihn mit der flachen Seite eines Krummsäbels jedes Mal, wenn sich eine Lücke in Wulfgars Verteidigung auf tat. Häufig steigerte sich ihr Schlagabtausch so sehr, daß er ernsthaft gefährlich wurde, denn Wulfgar war ein stolzer Krieger und die Überlegenheit des Dunkelelfen machte ihn zornig und entmutigte ihn. Doch das trug ihm nur weitere Nachteile ein, da er im Zorn jede Disziplin verlor. Drizzt wies ihn darauf dann immer schnell mit einer Reihe von Schlägen hin, bis Wulfgar schließlich ausgestreckt am Boden lag.
    Doch bei all diesen Manövern verspottete Drizzt den Barbaren nie, und er versuchte auch nicht, ihn zu demütigen. Der Dunkelelf ging bei seiner Arbeit methodisch vor und begann die Ausbildung damit, Wulfgars Reflexe zu schärfen und seine Aufmerksamkeit auf seine Verteidigung zu richten.
    Drizzt war von Wulfgars natürlichen Anlagen wirklich beeindruckt. Die unglaublichen Fähigkeiten des jungen Kriegers verblüfften ihn. Anfangs hatte er befürchtet, daß Wulfgar mit seinem dickköpfigen Stolz und seiner Verbitterung unbelehrbar bleiben würde, aber der Barbar hatte sich der Herausforderung gestellt. Da er anerkannte, daß er von einem Meister der Waffenkunst wie Drizzt lernen konnte, hörte er ihm aufmerksam zu. Sein Stolz trieb ihn an, jeden Vorteil zu nutzen, der ihm zum Erreichen seiner ehrgeizigen Ziele hilfreich sein konnte, statt sich selbst mit der Selbstüberschätzung einzuschränken, er sei bereits ein mächtiger Krieger, der keiner weiteren Schulung bedurfte. Am Ende der ersten Woche war er bereits in der Lage, viele listige Angriffe von Drizzt abzuwehren, wenn er nur sein unbändiges Temperament zügeln konnte.
    Drizzt sagte wenig in dieser ersten Woche. Aber gelegentlich lobte er den Barbaren wegen einer guten Abwehr oder eines Gegenangriffs und ganz allgemein für die Fortschritte, die er in dieser kurzen Zeit erreicht hatte. Wulfgar stellte fest, daß er begierig auf eine Bemerkung des Dunkelelfen wartete, wenn er ein besonders schweres Manöver ausgeführt hatte, und daß er den unvermeidlichen Schlag fürchtete, wenn er sich dummerweise in eine verwundbare Lage gebracht hatte.
    Der Respekt des jungen Barbaren vor Drizzt wuchs ständig. Der Dunkelelf lebte ohne zu klagen und gleichmütig in der Einsamkeit. Und das hatte etwas an sich, das Wulfgars Ehrgefühl berührte. Zwar wußte er nicht, warum Drizzt sich für dieses Leben entschieden hatte, aber danach, wie er ihn inzwischen kennengelernt hatte, war er sich ziemlich sicher, daß der Grund dafür in Grundsätzen lag, denen der Elf folgte.
    Mitte der zweiten Woche beherrschte Wulfgar Aegisfang völlig und konnte geschickt Griff und Kopf wenden, um die zwei schwirrenden Krummsäbel abzuwehren, und mit vorsichtig bemessenen Hieben zurückschlagen. Drizzt nahm bald eine feine Veränderung wahr. Wulfgar hörte jetzt auf, einfach nur auf die geschickten Hiebe und Stöße der Krummsäbel zu reagieren, sondern begann zu erkennen, wo er verwundbar war, und den nächsten Angriff vorauszusehen.
    Als Drizzt zu der Überzeugung gelangt war, daß Wulfgars Verteidigung ausreichend gefestigt war, begann er, den jungen Mann im Angriff zu schulen. Er wußte, daß sein eigener Angriffsstil für Wulfgar sicher nicht die wirkungsvollste Methode war. Der Barbar konnte seine unvergleichliche Kraft sicher wirkungsvoller

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