Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit
gesucht, so wie ich es jetzt tue.«
Die Auswirkungen eines solchen Treffens in der Stadt angesichts der politischen Machenschaften schienen Drizzt jetzt offenkundig. Er verstand, worauf Alustriel hingewiesen hatte. »Vielleicht zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort«, meinte er. »Stört es dich so sehr?«
Sie antwortete ihm mit einem Lächeln. »Keineswegs.«
Zufriedenheit und Beklommenheit stiegen gleichzeitig in Drizzt auf. Wieder sah er zu den Sternen empor und fragte sich, ob er jemals die ganze Wahrheit über seine Entscheidung, auf der Oberfläche zu leben, herausfinden könnte oder ob sein Leben für immer ein Durcheinander aus verlockender Hoffnung und zerschlagenen Erwartungen bleiben mußte.
Schweigsam standen sie eine Zeitlang da, bis Alustriel fortfuhr.
»Ihr seid gekommen, um das Gewölbe der Weisen aufzusuchen«, sagte sie, »und um etwas über Mithril-Halle herauszufinden.«
»Ich habe den Zwerg bedrängt, er solle allein gehen«, antwortete Drizzt. »Aber er ist ein Dickkopf.«
»Das habe ich mir gedacht«, lachte Alustriel. »Aber ich wollte auch nicht, daß meine Entscheidung eure höchst ehrenhafte Suche beeinträch tigt. Ich habe selber im Gewölbe gestöbert. Du kannst dir nicht vorstellen, wie groß es ist! Bei den Tausenden von Büchern, die in den Regalen stehen, hättet ihr nicht einmal gewußt, wo ihr mit der Suche anfangen sollt. Aber ich kenne das Gewölbe besser als jedes andere Lebewesen. Ich habe Dinge erfahren, für die du mit deinen Freunden Wochen gebraucht hättest, um sie herauszufinden. Aber es ist wirklich sehr wenig über Mithril-Halle geschrieben worden, und nirgendwo gibt es den kleinsten Hinweis, wo es ungefähr liegen könnte.«
»Dann war es wohl besser, daß ihr uns abgewiesen habt.«
Alustriel errötete vor Verlegenheit, obwohl Drizzt mit seiner Bemerkung nicht ironisch sein wollte. »Meine Wächter haben mich informiert, daß ihr weiter nach Sundabar ziehen wollt.«
»Das stimmt«, antwortete Drizzt, »und von dort aus zur Zitadelle Adbar, wenn es sein muß.«
»Ich muß euch jedoch von diesem Weg abraten«, sagte Alustriel. »Aufgrund dessen, was ich im Gewölbe finden konnte, und aufgrund meines Wissens von den Legenden über die Zeiten, als aus Mithril-Halle die Schätze flossen, vermute ich, daß es im Westen liegt und nicht im Osten.«
»Wir kommen gerade aus dem Westen, und unsere Suche nach Personen mit Wissen über die silbernen Hallen hat uns unentwegt gen Osten geführt«, wandte Drizzt dagegen ein. »Abgesehen von Silbrigmond sind unsere einzigen Hoffnungen Helm und Harbromm, und beide leben im Osten.«
»Helm wird euch vielleicht etwas erzählen können«, stimmte Alustriel zu. »Aber von König Harbromm und den Zwergen von Adbar werdet ihr kaum etwas erfahren. Sie haben vor einigen Jahren eine Suche nach der uralten Heimat von Bruenors Sippe unternommen und sind auf ihrer Reise durch Silbrigmond gekommen und gen Westen weitergezogen. Aber sie haben nichts gefunden und sind mit der Überzeugung nach Hause zurückgekehrt, daß Mithril-Halle entweder zerstört wurde oder tief in einem unbekannten Berg vergraben liegt und daß sie vielleicht sogar niemals existiert hat und daß es lediglich eine List von Händlern aus dem Süden war, die mit diesen Legenden ihre Waren im Norden verkauft haben.«
»Du stellst uns nicht viel Hoffnung in Aussicht«, bemerkte Drizzt.
»Keineswegs«, entgegnete Alustriel. »Westlich von hier liegt an einem Pfad nördlich vom Rauvin Herolds Feste, in der seit Urzeiten Wissen gesammelt wird. Der Herold, Altnacht, kann euch beraten, falls überhaupt jemand in diesen Zeiten dazu in der Lage ist. Ich habe ihn von eurem Kommen in Kenntnis gesetzt, und er hat sich einverstanden erklärt, euch zu empfangen — und das, obwohl er seit Jahrzehnten keine Gäste aufnimmt, abgesehen von mir und einigen wenigen auserwählten Gelehrten.«
»Wir stehen in deiner Schuld«, sagte Drizzt und verneigte sich tief.
»Erhoffe dir nicht zuviel davon«, warnte Alustriel. »In der Geschichte dieser Welt kam und ging Mithril-Halle wie ein Blitz. Die Zwerge dort haben vielleicht drei Generationen lang Mithril abgebaut, wobei ich dir versichern kann, daß eine Zwergengeneration eine sehr lange Zeitspanne ist. Außerdem sind sie mit ihren Arbeiten nur sehr vorsichtig an die Öffentlichkeit getreten. Nur selten erlaubten sie Außenseitern Einlaß in ihre Minen, falls die Geschichten stimmen. Mitten in der Nacht schleusten sie ihre Waren
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