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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Krieger, die ihre Waffen mit kaltblütiger Ungezwungenheit trugen. Trotzdem fiel es Drizzt und Wulfgar auf, daß viele Augen auf ihnen ruhten, und fast jeder wandte den Kopf nach ihnen um, wenn sie vorbeigingen. Drizzt tastete nach seiner Maske, da er zuerst befürchtete, daß sie ihm irgendwie vom Gesicht gefallen sein könnte und den verblüfften Betrachtern seine wahre Herkunft preisgegeben war. Seine Ängste verflogen jedoch schnell, denn seine Hände zeigten immer noch den goldenen Glanz der oberirdischen Elfen.
    Drizzt hätte jedoch fast laut aufgelacht, als er sich zu Wulfgar umdrehte, um von ihm die Bestätigung zu erhalten, daß die Maske richtig saß. Denn in diesem Augenblick begriff er, daß nicht er der Gegenstand der Gaffer war. In den wenigen gemeinsamen Jahren war er mit dem jungen Barbaren so vertraut geworden, daß er sich an Wulfgars körperliche Statur gewöhnt hatte. Über zwei Meter groß und mit Muskeln, die jedes Jahr dicker wurden, schritt Wulfgar mit der unbekümmerten Miene aufrichtiger Zuversicht die Hafenstraße entlang, während Aegisfang lässig von einer Schulter baumelte. Selbst unter den größten Kriegern in den Welten würde dieser junge Mann auffallen.
    »Zum ersten Mal scheint es, daß nicht ich das Ziel all dieser Blicke bin«, stellte Drizzt fest.
    »Nimm deine Maske ab, Dunkelelf«, erwiderte Wulfgar, dessen Gesicht rot angelaufen war. »Und erlöse mich von ihren Blicken!«
    »Das würde ich ja, wenn es nicht um Regis ginge«, erwiderte Drizzt mit einem Augenzwinkern.
    Die Taverne Zur Meerjungfrau unterschied sich nicht im geringsten von den zahlreichen anderen Tavernen, die diesen Teil von Tiefwasser belebten. Rufe und Gelächter wurden nach draußen getragen, und in der Luft lag der schwere Geruch von billigem Bier und Wein. Eine Gruppe Grobiane, die sich gegenseitig anstießen und herumschubsten und den Männern, die sie Freunde nannten, Flüche und Verwünschungen zuriefen, hatte sich vor der Tür versammelt.
    Drizzt sah Wulfgar besorgt an. Der junge Mann war bisher nur einmal an einem solchen Ort gewesen — im Entermesser in Luskan —, und dort hatte er bei einer Schlägerei die ganze Taverne und die meisten Stammgäste auseinandergenommen. Mit seinen Idealen von Ehre und Mut war Wulfgar in der gewissenlosen Welt der Hafentavernen fehl am Platz.
    Orlpar kam aus der Meerjungfrau heraus und schlängelte sich geschickt durch die Menge der Grobiane. »Deudermont steht an der Theke«, flüsterte er aus dem Mundwinkel. Er ging an Drizzt und Wulfgar vorbei, ohne offen Notiz von ihnen zu nehmen. »Groß, blaue Jacke und blonder Bart«, fügte er hinzu.
    Wulfgar wollte ihm antworten, aber Drizzt schob ihn weiter, da er erkannte, daß Orlpar Vertraulichkeit vorzog.
    Die Menge teilte sich, als Drizzt und Wulfgar durchgingen, und alle Blicke waren unverzüglich auf Wulfgar gerichtet. »Bungo wird sich den vorknöpfen wollen«, flüsterte einer, nachdem die beiden Gefährten das Wirtshaus betreten hatten.
    »Und das Schauspiel wird sich lohnen«, kicherte ein anderer.
    Die scharfen Ohren des Dunkelelfen hatten die Unterhaltung mitgehört. Wieder sah er auf seinen großen Freund und dachte, daß Wulfgar wegen seiner Größe Schwierigkeiten anzuziehen schien.
    Das Innere der Taverne bot keine Überraschungen. Die Luft war dick vom Rauch exotischer Tabake und dem Geruch von abgestandenem Bier. Einige betrunkene Matrosen lagen mit dem Gesicht auf den Tischen, während andere herumtaumelten und ihre Getränke verschütteten — häufig auf Gäste, die noch nüchterner waren und sich rächten, indem sie die Übeltäter zu Boden schubsten. Wulfgar fragte sich, wie viele dieser Männer wohl die Abfahrt ihrer Schiffe verpaßt hatten. Würden sie hier herumwanken, bis ihnen das Geld ausgegangen war, um dann auf die Straße hinausgeworfen zu werden? Würden sie dort den kommenden Winter ohne einen Pfennig und ohne Zuflucht verbringen müssen? »Zweimal war ich in einer Stadt gewesen«, flüsterte Wulfgar Drizzt zu, »und beide Male wurde ich daran erinnert, wie schön es doch draußen in der Natur ist.«
    »Bei den Goblins und Drachen?« fragte Drizzt fröhlich, während er Wulfgar zu einem leeren Tisch in der Nähe der Theke lotste.
    »Eine bessere Gesellschaft als diese hier«, gab Wulfgar zurück.
    Eine Serviererin trat an ihren Tisch, noch bevor sie Platz genommen hatten. »Was wollt ihr?« fragte sie geistesabwesend, da sie schon vor langer Zeit das Interesse an ihren Kunden verloren

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