Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
ihn; ein sechster Soldat folgte der ersten Gruppe.
Regis fiel mit einem Quietschen zurück. Er griff sich mit seiner kleinen, feisten Hand einen Felsbrocken und hielt ihn vor sich. Eine wirklich armselige Waffe gegen einen Drowelfen!
Der Dunkelelf musterte den Halbling und den Tunnel, in dem sich dieser befand, und trat dann vorsichtig hinein. Sein Lächeln verbreiterte sich, als er Regis' scheinbare Hilflosigkeit bemerkte.
»Schon verwundet?« fragte er in der Umgangssprache. Regis brauchte einen Moment lang, bevor er den ungewohnten Akzent verstand. Er hob drohend den Felsbrocken, als der Drow mit einem langen, grausamen Schwert in der einen und einem Dolch in der anderen Hand näherkam und sich hinkniete, um auf die Höhe des Halblings zu kommen.
Der Drow lachte laut auf. »Willst du mich mit deinem kleinen Kieselstein niederschlagen?« spottete er und streckte seine Arme weit aus, so daß er Regis seine Brust darbot. »Dann schlage mich, kleiner Halbling. Belustige mich, bevor mein Dolch eine saubere Linie über deine Kehle zieht.«
Der zitternde Regis bewegte den Felsbrocken ruckartig, als wolle er den Drow beim Wort nehmen. Es war jedoch die andere Hand des Halblings, die nach vorne schoß, die Hand mit dem Dolch, den Artemis Entreri fallengelassen hatte.
Die Edelsteine auf der tödlichen Waffe flammten begierig auf, als hätte der Dolch eigenes Leben und Hunger, während er durch das Kettenhemd drang und sich tief in die weiche Haut des erschreckten Dunkelelfen bohrte.
Regis blinzelte vor Verblüffung darüber, wie leicht der Dolch eingedrungen war. Es war, als hätte sein Gegner Pergament getragen und nicht eine metallene Kettenrüstung. Die Hand des Halblings wurde beinahe vom Griff des Dolches weggeschleudert, als plötzlich ein Strom der Kraft durch die Waffe und in seinen Arm floß. Der Drow wollte sich wehren, und Regis hätte sich nicht dagegen verteidigen können, wenn er eine Waffe benutzt hätte.
Aber das tat der Drow nicht. Seine Augen waren im Schock weit aufgerissen, sein Körper zuckte krampfhaft, und es erschien Regis, als würde seinem Gegner alle Lebensenergie gestohlen. Mit weit offenem Mund starrte der Halbling die unheimlichste Verkörperung des Grauens an, die er je gesehen hatte.
Immer mehr Lebensenergie strömte den Arm des Halblings hinauf; und er hörte, wie die Waffen des Drow zu Boden fielen. Regis konnte nur an alte Geschichten über furchterregende Geschöpfe der Nacht denken, die ihm sein Vater erzählt hatte. Er fühlte sich so, wie sich seiner Vorstellung nach ein Vampir fühlen mußte, wenn er das Blut seiner Opfer trank, und er fühlte eine dunkle Wärme über sich hinwegströmen.
Seine Wunden fingen an zu heilen!
Der Drow sank leblos zu Boden. Regis saß da und starrte blicklos den magischen Dolch an. Er schüttelte sich immer wieder und erinnerte sich daran, wie oft er den bösartigen Stich dieser Klinge fast gespürt hätte.
* * *
Die beiden Dunkelelfen bewegten sich lautlos, aber eilig durch die gewundenen Tunnel, die sie zu Vierna und Jarlaxle bringen würden. Sie waren überzeugt davon, daß sie den rasenden Zwerg abgehängt hatten und ahnten nicht, daß Pwent sie durch die Seitengänge überholt hatte und als erster bei Vierna angekommen war.
Ebensowenig wußten sie, daß ein weiterer Zwerg die Tunnel betreten hatte, ein rotbärtiger Zwerg, dessen tränenfeuchte Augen jedem Feind, auf den er treffen mochte, den Tod versprachen.
Die Dunkelelfen liefen um eine Biegung in den Tunnel, der sie parallel zum Hauptgang in den Nebenraum führen würde. Sie sahen die kleine, breite Gestalt des Zwerges ein paar Schritte vor ihnen herumwirbeln und furchtlos und wild auf sie losstürmen.
Die drei Gegner prallten in einem verwirrenden Durcheinander zusammen, und Bruenor stürmte mit dem Schild voran unbeherrscht drauflos und schwang blindlings seine Axt.
»Ihr habt meinen Jungen ermordet!« bellte der Zwerg, und obwohl keiner seiner Gegner die Umgangssprache sprach, verstanden sie Bruenors Raserei doch gut genug. Einer der Drowsoldaten fand sein Gleichgewicht wieder, ließ sein Schwert über den Schild gleiten und traf den Zwerg so heftig an der Schulter, daß der Schlag dessen Arm jede Kraft hätte rauben müssen.
Wenn Bruenor auch nur bemerkt hatte, daß er getroffen worden war, dann zeigte er es nicht.
»Für meinen Jungen!« knurrte er und schlug das Schwert des anderen Drow mit einem mächtigen Hieb seiner schweren Axt beiseite. Der Elf setzte sofort sein
Weitere Kostenlose Bücher