Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
seinen blutigen Streitkolben hielt. Als er die Blicke bemerkte, versteckte er die Waffe hinter dem Rücken, als sei er verlegen.
»Ich hatte nicht erwartet, daß du mitkommen würdest, Knurrbauch«, sagte Bruenor zu ihm. »Ich dachte, du würdest oben bleiben und dich vollstopfen, während wir anderen das Kämpfen erledigen.«
Regis zuckte mit den Achseln. »Ich habe mir gedacht, daß der sicherste Platz auf der Welt in Drizzts Nähe sein würde«, erklärte er.
Bruenor konnte dieser Logik nichts entgegensetzen. »Wir können in ein paar Wochen mit der Grubenarbeit beginnen«, erklärte er seinem Waldläuferfreund. »Wenn eine Minenarbeiter-Expedition den Ort für sicher befunden hat.«
Zu diesem Zeitpunkt hörte Drizzt ihm jedoch kaum noch zu.
Seine Gedanken waren stärker damit beschäftigt, daß Cattibrie und Wulfgar, die beide durch die Reihen der Verwundeten schritten, anscheinend bemüht waren, sich aus dem Weg zu gehen.
»Es ist der Junge«, sagte ihm Bruenor, der sein Interesse bemerkt hatte.
»Er war der Meinung, daß eine Frau sich nicht an der Schlacht beteiligen sollte«, erwiderte Drizzt.
»Pah!« schnaufte der rotbärtige Zwerg. »Sie gehört zu den besten Kämpfern, die wir haben. Außerdem sind auch fünf Dutzend Zwergenfrauen dabeigewesen, und zwei von ihnen sind sogar getötet worden.«
Drizzts Gesicht verzog sich vor Überraschung, als er den Zwergenkönig ansah. Er schüttelte hilflos seinen weißen Haarschopf und machte sich auf den Weg zu Catti-brie, hielt aber schon nach wenigen Schritten inne, blickte zurück und schüttelte erneut den Kopf.
»Fünf Dutzend von ihnen«, wiederholte Bruenor, als er den zweifelnden Ausdruck in seinem Gesicht sah. »Zwergenfrauen, sag ich dir.«
»Mein Freund«, antwortete Drizzt und machte sich wieder auf den Weg, »ich könnte den Unterschied niemals feststellen.«
* * *
Cobbles Truppen schlossen sich den anderen Zwergen zwei Stunden später an und berichteten, daß die hinteren Gebiete jetzt frei von Feinden waren. Soweit es Bruenor und seine Kommandeure beurteilen konnten, war die Vernichtung vollständig, und kein einziger Feind war lebend entkommen.
Keiner aus der Zwergenarmee hatte die schlanken, dunklen Gestalten bemerkt - Dunkelelfen und Jarlaxles Spione -, die an den entscheidenden Orten der Schlacht um die Stalaktiten geschwebt waren und die Vorgehensweisen und Kampftechniken der Zwerge mit großer Aufmerksamkeit verfolgt hatten.
Die Bedrohung durch die Goblins war beendet, aber das war nur das geringste von Bruenor Heldenhammers Problemen.
Ihr Kleingläubigen
Dinin beobachtete jede Bewegung von Vierna und sah zu, wie seine Schwester die präzisen Rituale absolvierte, um die Spinnenkönigin zu ehren. Die Dunkelelfen befanden sich in einer kleinen Kapelle, die Jarlaxle in einem der geringeren Häuser von Menzoberranzan für Viernas Gebrauch bereitgestellt hatte. Dinin war weiterhin ein Anhänger der dunklen Göttin Lloth und hatte freiwillig zugestimmt, Vierna an diesem Tag zu ihren Gebeten zu begleiten, aber in Wahrheit hielt der Drow das Ganze für sinnloses Getue und sah in seiner Schwester nur ein lächerliches Zerrbild ihres früheren Selbst.
»Ihr solltet nicht so zweifelnd sein«, bemerkte Vierna, während sie mit ihrem Ritual fortfuhr und Dinin nicht einmal eines Blickes über die Schulter würdigte.
Auf das Geräusch von Dinins angewidertem Seufzer hin wirbelte sie jedoch mit einem zornigen, roten Glühen in ihren engstehenden Augen herum.
»Was ist der Zweck des Ganzen?« verlangte Dinin zu wissen und stellte sich tapfer ihrer Wut. Selbst wenn sie, wie Dinin stur glaubte, nicht mehr Lloths Gunst besaß, war Vierna doch zumindest größer und stärker als er und besaß einige geistige Magie. Er biß die Zähne zusammen, stärkte seine Entschlossenheit und wich nicht zurück, da er befürchtete, daß Viernas immer stärker werdende Besessenheit alle, die in ihrer Nähe waren, auf einen Weg der Vernichtung führen würde.
Als Antwort zog Vierna eine seltsame Peitsche aus den Falten ihrer geistlichen Robe. Während deren Griff aus nicht weiter bemerkenswertem, schwarzem Diamantspat bestand, waren die fünf Peitschenschnüre lebende, sich windende Schlangen. Dinins Augen weiteten sich; er verstand die Bedeutung der Waffe.
»Lloth erlaubt nur ihren Hohepriesterinnen, diese Peitschen zu tragen«, erinnerte Vierna ihn und streichelte liebevoll die Köpfe.
»Aber wir haben die Gunst verloren...« begann Dinin zu protestieren,
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