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Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis

Titel: Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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kompliziert sein würden, hatte Catti-bries unbotmäßiges Verhalten nicht vorhergesehen. Er dachte an das erste Mal, als er seine Geliebte gesehen hatte, als sie noch fast ein Kind war und durch die Tunnel der Zwergenhöhlen im Eiswindtal gehüpft war - sorglos herumgetollt war, als würden die allgegenwärtigen Gefahren jener rauhen Region, als würden all die Erinnerungen an den gerade beendeten Krieg gegen Wulfgars Volk einfach von ihren zarten Schultern abfallen, ebenso an ihr hinabgleiten wie ihre leuchtenden, kastanienbraunen Locken.
    Der junge Wulfgar hatte schon bald gespürt, daß Catti-brie sein Herz mit ihrem sorglosen Tanz eingefangen hatte. Er hatte niemals eine Frau wie sie getroffen; in seinem von Männern beherrschten Stamm waren die Frauen nicht mehr als Sklavinnen, die sich den oft unvernünftigen Forderungen ihrer Herren zu fügen hatten. Barbarenfrauen wagten es nicht, an ihren Männern zu zweifeln, und ganz gewiß brachten sie sie nicht in Verlegenheit, wie Catti-brie es mit Wulfgar getan hatte, als er darauf bestanden hatte, daß sie die Streitmacht gegen die Goblins nicht begleiten sollte.
    Wulfgar war jetzt klug genug, seine eigenen Unzulänglichkeiten einzusehen, und er wußte, daß er sich wie ein Narr benommen hatte, als er Catti-brie hatte Anweisungen geben wollen.
    Doch trotzdem verblieb in dem Barbaren das Bedürfnis nach einer Frau, einem Eheweib, das er beschützen konnte, einer Ehefrau, die ihm seinen rechtmäßigen Platz als Mann erlaubte.
    Die Dinge waren so kompliziert geworden, und dann, nur um alles noch schlimmer zu machen, hatte Catti-brie, seine Cattibrie, sich mit Drizzt Do'Urden geküßt!
    Wulfgar sprang von seinem Sitz hoch und hob eilends den Hammer auf. Er wußte, daß er noch viele Stunden in dieser Schmiede verbringen mußte, noch viele Stunden, in denen er seinen Zorn von seinen verknoteten Muskeln auf das Metall übertragen würde. Denn das Metall würde sich ihm fügen, wie es Catti-brie niemals tun würde, hatte dem unleugbaren Ruf seines schweren Hammers nachgegeben.
    Wulfgar ließ den Hammer mit aller Macht niedersausen, und ein neu erhitzter Metallklumpen erzitterte unter dem Aufprall.
    Pamm!
    Funken spritzten über Wulfgars hohe Wangenknochen, und einer ritzte ihn am Rand eines Auges.
    Doch Wulfgar, dessen Blut raste und dessen Muskeln angeschwollen waren, spürte keinen Schmerz.
    * * *
    »Nimm die Fackel hoch«, flüsterte der Dunkelelf.
    »Das Licht wird unsere Feinde warnen«, wandte Regis mit gleichermaßen gedämpfter Stimme ein.
    Sie hörten ein tiefes und widerhallendes Grollen weit vor sich im Tunnel.
    »Die Fackel«, drängte Drizzt und reichte Regis eine kleine Zunderbüchse. »Warte hier mit dem Licht. Guenhwyvar und ich werden einen Kreis schlagen.«
    »Bin ich jetzt ein Köder?« fragte der Halbling.
    Drizzt, dessen Sinne auf mögliche Gefahren von außen gerichtet waren, hörte die Frage nicht. Mit einem gezogenen Krummsäbel in der Hand, Blaues Licht und sein verräterisches Leuchten verharrten in der Scheide, schlüpfte er lautlos davon und verschwand in der Düsternis.
    Regis, der noch immer murrte, schlug mit dem Feuerstein gegen den Stahl und hatte schon bald die Fackel entzündet. Drizzt war außer Sichtweite.
    Ein Knurren ließ den Halbling mit gezücktem Streitkolben herumfahren, aber es war nur der immer wachsame Guenhwyvar, der aus einem Nebentunnel zurückkehrte. Der Panther trottete an dem Halbling vorbei und folgte Drizzts Spur. Regis schlurfte eilig hinter ihm her, auch wenn er nicht hoffen konnte, mit dem Tier Schritt zu halten.
    Innerhalb von Sekunden war er wieder alleine; seine Fackel warf lange, bedrohliche Schatten an die unregelmäßigen Wände. Mit dem Rücken gegen den Stein bewegte sich Regis Zoll für Zoll in Totenstille vorwärts.
    Das schwarze Maul eines Seitentunnels lauerte nur wenige Fuß entfernt. Der Halbling setzte seinen Weg fort. Die Fackel hielt er hinter sich ausgestreckt, und seinen Streitkolben trug er vor sich her. Er spürte, daß hinter der Ecke etwas war, etwas, das sich ihm Zoll um Zoll von der anderen Seite der Kante näherte.
    Vorsichtig legte Regis die Fackel auf den Boden, ließ seine Füße sanft in eine Position gleiten, die sein Gewicht perfekt ausbalancierte, und hob den Streitkolben hoch und eng an die Brust.
    In einem blitzschnellen Vorstoß kam er um die Ecke und schlug mit dem Streitkolben zu. Etwas Blaues blitzte auf, um den Schlag abzublocken; ein Klirren von Metall auf Metall erklang.

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