Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
Regis holte sofort wieder mit seiner Waffe aus und trieb sie in einem tieferen seitlichen Hieb vor.
Wieder erklang das eindeutige Klirren einer Parade.
Der Streitkolben wurde zurückgezogen und schlug schnell erneut an der gleichen Stelle zu. Der gewandte Gegner des Halblings ließ sich dadurch jedoch nicht narren, und die parierende Klinge war noch an ihrem Ort.
»Regis!«
Der Streitkolben wirbelte über dem Kopf des Halblings, bereit herabzusausen, aber Regis schwang ihn statt dessen auf Armlänge herab, als er plötzlich die Stimme erkannte.
»Ich habe dir gesagt, du sollst mit dem Licht da hinten bleiben«, schimpfte ihn Drizzt aus, als er aus dem Schatten trat. »Du hast Glück, daß ich dich nicht getötet habe.«
»Oder daß ich nicht dich getötet habe«, erwiderte Regis, ohne zu zögern, und bei seinem ruhigen, kalten Ton verzog sich Drizzts Gesicht vor Überraschung. »Hast du etwas entdeckt?« fragte der Halbling.
Drizzt schüttelte den Kopf. »Wir sind in der Nähe«, erwiderte er ruhig. »Guenhwyvar und ich sind uns ganz sicher darüber.«
Regis ging und nahm seine Fackel auf, dann steckte er seinen Streitkolben griffbereit in den Gürtel.
Guenhwyvars plötzliches Knurren drang aus dem Tunnel zu ihnen, und sie liefen auf das Geräusch zu. »Laß mich nicht zurück!« verlangte Regis und griff nach Drizzts Umhang. Er wollte ihn nicht loslassen, und seine pelzigen Füße stolperten, sprangen und hüpften, als er versuchte, Schritt zu halten.
Drizzt wurde langsamer, als er an einer Ecke, an der der Tunnel eine scharfe Biegung machte, gerade außerhalb des Fackelscheins Guenhwyvars gelbgrüne Augen auf sich gerichtet sah.
»Ich glaube, wir haben die Zwerge gefunden«, murmelte Regis grimmig. Er gab Drizzt die Fackel, ließ den Umhang los und folgte dem Drow um die Biegung.
Drizzt lugte herum - Regis sah ihn zusammenzucken -, dann hielt er die Fackel vor sich und beleuchtete die schreckliche Szene.
Sie hatten tatsächlich die vermißten Zwerge gefunden. Sie lagen, verstümmelt und abgeschlachtet, in unregelmäßigen Abständen, aber dicht beieinander über den bearbeiteten Tunnelgang verstreut, einige waren auf dem Boden hingestreckt, andere lehnten an den Wänden.
* * *
»Wenn du den Schurz nicht tragen willst, dann laß es eben sein!« sagte Bruenor enttäuscht. Catti-brie nickte, als sie endlich das Zugeständnis hörte, auf das sie von Beginn an gewartet hatte.
»Aber, mein König...« protestierte Cobble, der sich als einziger mit Catti-brie und Bruenor in der privaten Kammer befand. Sowohl er wie auch Bruenor hatten noch schwere Kopfschmerzen von dem Heiligen Wasser.
»Pah!« schnauzte der Zwergenkönig, um den eifrigen Geistlichen zum Schweigen zu bringen. »Du kennst mein Mädchen nicht so gut wie ich. Wenn sie sagt, daß sie den Schurz nicht tragen wird, könnten alle Riesen vom Grat der Welt sie nicht dazu bringen.«
»Selbst pah!« erscholl von außerhalb der Tür ein unerwarteter Ruf, der von einem donnernden Klopfen begleitet wurde. »Ich weiß, daß du da drin bist, Bruenor Heldenhammer, der sich König von Mithril-Halle nennt! Öffne deine Tür und stell dich jemandem, der dir überlegen ist!«
»Kennen wir diese Stimme?« fragte Cobble, und er und Bruenor warfen sich verwirrte Blicke zu.
»Öffne, sage ich!« erscholl ein weiterer Ruf, dem diesmal ein scharfes Hämmern folgte. Holz splitterte, als sich ein Handschuhnagel, wie er in einen besonders konstruierten Metallhandschuh eingesetzt war, durch die dicke Tür bohrte.
»Oh, Sandstein«, kam ein leiserer Ruf.
Bruenor und Cobble sahen sich ungläubig an. »Nein«, sagten sie gleichzeitig, und ihre Köpfe wackelten hin und her.
»Wer ist das?« fragte Catti-brie mit wachsender Ungeduld.
»Das kann nicht sein«, erwiderte Cobble, und es schien der jungen Frau, als wünschte er mit ganzem Herzen, recht zu behalten.
Ein Grunzen zeigte an, daß es der Kreatur hinter der Tür endlich gelungen war, ihren Stachel aus der Tür zu ziehen.
»Wer ist das?« verlangte Catti-brie, die Hände fest in die Hüften gestemmt, von ihrem Vater zu wissen.
Die Tür barst auf, und dort stand der seltsamste Zwerg, den Catti-brie je gesehen hatte. Er trug an jeder Hand einen stählernen Handschuh, der mit Stacheln besetzt war und die Finger freiließ. Von seinen Ellbogen, Knien und den Zehen seiner schweren Stiefel ragten ähnliche Stacheln ab, und er trug eine Rüstung aus parallelen, waagerecht verlaufenden, scharfkantigen Metallwülsten,
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