Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
übergeben... mit meinem Segen.
Komm schon, mein Freund«, schnurrte Entreri, der keine Erwiderung von Drizzt kommen sah. Vielmehr war dessen Gesicht zu einem ungewohnten Schmollen verzogen.
»Ich bin nicht dein Freund«, knurrte Drizzt zurück.
»Dann mein Verwandter«, stichelte Entreri, dessen Entzücken nicht mehr zu bremsen war, als Drizzt ihn zornig anfunkelte.
»Niemals.«
»Wir kämpfen«, erklärte Entreri. »Wir beide kämpfen sehr gut, und wir kämpfen, um zu gewinnen, auch wenn unsere Gründe für einen Kampf unterschiedlich sein mögen. Ich habe dir schon einmal gesagt, daß du mir nicht entkommen kannst, daß du dem nicht entkommen kannst, was du bist.«
Darauf hatte Drizzt keine Antwort. Jedenfalls nicht in einem Tunnel, von Feinden umgeben und mit auf den Rücken gebundenen Händen. Entreri hatte diese Behauptungen tatsächlich schon früher aufgestellt, und Drizzt hatte sich damit abgefunden, war mit den Entscheidungen seines Lebens ins reine gekommen und mit dem Weg, den er für sich selbst gewählt hatte.
Aber trotzdem verstörte es den ehrenhaften Dunkelelfen, so offenkundige Freude im Gesicht des bösen Meuchelmörders zu sehen. Was auch immer er sonst in dieser scheinbar hoffnungslosen Situation tun würde, Drizzt Do'Urden war entschlossen, Entreri auf keinen Fall seine Befriedigung zu gönnen.
Sie kamen zu einem Gebiet mit vielen Seitenkorridoren und gewundenen Tunneln, die wie Wurmlöcher aussahen und sich in alle Richtungen schlängelten. Entreri hatte gesagt, daß der Ort, an dem sich ihre Wege trennen würden, nicht mehr weit sei, und Drizzt wußte, daß ihm die Zeit davonlief.
Er warf sich zu Boden, zog die Beine eng an und schlüpfte mit seinen Armen hinüber, dann brachte er sie vorne hoch, als er aus einer Rolle heraus wieder zum Stehen kam. Als er sich wieder herumgedreht hatte, hatte der immer wachsame Entreri bereits Schwert und Dolch in den Händen, aber Drizzt griff ihn trotzdem an. Waffenlos hatte der Dunkelelf eigentlich keine Chance, aber er nahm an, daß Entreri ihn nicht niederstechen würde. Er war sicher, daß der Meuchelmörder sich nicht so impulsiv die Möglichkeit für ein ehrliches Duell entgehen lassen würde, nach dem es ihn so sehr verlangte, der Augenblick, auf den Entreri so lange hingearbeitet hatte.
Wie er es vorausgesehen hatte, zögerte Entreri, und Drizzt hatte seine halbherzige Verteidigung im selben Augenblick durchbrochen, sprang in die Luft und landete einen zweifüßigen Tritt gegen Entreris Gesicht und Brust und schleuderte ihn damit durch die Luft.
Drizzt sprang wieder auf die Füße und rannte zu dem Eingang des nächstgelegenen Seitentunnels, der von einer einzelnen Drowwache blockiert wurde. Wieder stürmte Drizzt furchtlos vor und hoffte, daß Vierna jedem, der ihr Opfer stahl, fürchterliche Folterungen versprochen hatte - eine Hoffnung, die sich zu bestätigen schien, als Drizzt einen flüchtigen Blick zurückwarf und sah, daß Vierna Jarlaxles Hand gepackt hatte, die einen Wurfdolch hielt.
Der Drowkämpfer an dem Durchgang, der gewandt wie eine Katze war, stieß mit dem Griff seiner Waffe nach dem heranstürmenden Gefangenen. Aber Drizzt, der noch schneller war, riß seine Arme hoch, und die Fessel, die seine Handgelenke aneinander band, fing die Waffenhand des Kämpfers ab und ließ das Schwert harmlos nach oben schnellen. Drizzt prallte auf sein Gegenüber, riß sein Knie hoch und traf den anderen mit Wucht in den Bauch. Der Kämpfer krümmte sich zusammen, und Drizzt, der keine Zeit zu vergeuden hatte, drängte sich an ihm vorbei und warf ihn zu Boden, um den nächsten Soldaten und Entreri, die sich schnell näherten, zu behindern.
Um eine Biegung, ein kurzes Stück einen breiteren Tunnel entlang und dann wieder in einen Seitengang - Drizzt gelang es nur knapp, seinen Verfolgern ein Stück voraus zu bleiben. Seine Feinde waren ihm tatsächlich so nahe, daß er einen Armbrustbolzen neben sich von der Wand abprallen hörte, als er in den nächsten Tunnel einbog.
Noch schlimmer war, daß der Drowwaldläufer weitere Schatten wahrnahm, die durch die Öffnungen an der Seite des Tunnels hinein- und hinausschlüpften. Es waren nicht mehr als sieben Dunkelelfen mit ihm in dem Korridor gewesen, aber er wußte, daß mehr als doppelt so viele Vierna begleitet hatten, abgesehen von dem größeren Trupp, der vor kurzem fortgeschickt worden war. Die fehlenden Soldaten waren überall in der Umgebung, flankierten den Haupttrupp, kundschafteten
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