Die vergessenen Welten 07 - Das Vermächtnis
Lautstärke seiner Stimme.
»Ich habe deine dummen Spielchen wochenlang geduldet«, sagte Bruenor zu Wulfgar, »aber jetzt ist meine Geduld am Ende. Du wirst jetzt sagen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, oder du hältst dein dummes Maul, bis wir Drizzt gefunden haben und aus diesen stinkenden Tunneln verschwunden sind!«
»Ich habe versucht, ruhig zu bleiben«, erwiderte Wulfgar, und es klang eher wie eine Bitte, denn der Barbar lag immer noch auf den Knien, wohin ihn das Ausweichen vor Bruenors gefährlich dichten Hieben getrieben hatte. »Aber ich kann die Beleidigung meiner Ehre nicht weiter dulden!« Als würde er sich plötzlich seiner unterwürfigen Haltung bewußt, sprang der stolze Barbar auf die Füße. »Drizzt hat sich mit Catti-brie getroffen, bevor der Dunkelelf nach Mithril-Halle zurückgekehrt ist.«
»Wer hat dir das gesagt?« wollte Catti-brie wissen.
»Regis!« bellte Wulfgar zurück. »Und er hat mir erzählt, daß ihr bei eurem Treffen nicht nur Worte gewechselt habt!«
»Das ist eine Lüge!« rief Catti-brie.
Wulfgar wollte zu einer Erwiderung im gleichen Tonfall ansetzen, aber er sah Bruenor auf einmal breit grinsen und hörte gleich darauf das spöttische Gelächter des Zwerges. Der Kopf von Bruenors Axt schlug auf den Boden, der Zwerg stemmte beide Hände in die Hüften und schüttelte in offensichtlichem Unglauben seinen Kopf.
»Du dummer...« murmelte der Zwerg. »Warum benutzt du nicht irgendeinen Teil deines Körpers, der nicht nur aus Muskeln besteht, und denkst darüber nach, was du gerade gesagt hast? Wir sind hier, weil wir glauben, daß Regis nicht Regis ist!«
Wulfgar verzog sein Gesicht vor Verwirrung und merkte erst jetzt, daß er die Beschuldigungen des Halblings noch nicht im Licht der neuen Entwicklungen betrachtet hatte.
»Wenn du dir so dumm vorkommst, wie du aussiehst, dann fühlst du dich genau so, wie du dich fühlen solltest«, bemerkte Bruenor trocken.
Die plötzlichen Enthüllungen trafen Wulfgar ebenso hart, wie es nur Bruenors Axt gekonnt hätte. Wie häufig hatte Regis mit ihm in den letzten Tagen allein gesprochen? Und was war jedesmal der Inhalt dieser vielen Gespräche gewesen? Wulfgar wurde jetzt vielleicht zum ersten Mal klar, was er damals in seiner Kammer getan hatte, als er mit Drizzt gekämpft hatte. Er erkannte, daß er den Drow getötet hätte, wenn dieser den Kampf nicht gewonnen hätte. »Der Halbling... Artemis Entreri, hat versucht, mich für seine üblen Pläne zu benutzen«, grübelte er. Er erinnerte sich an wirbelnde Myriaden funkelnder Reflexionen, an die Facetten eines Edelsteins, die ihn in ihre Tiefen gelockt hatten. »Er hat seinen Anhänger bei mir benutzt - ich kann mir nicht sicher sein, aber ich glaube, ich erinnere... ich glaube, er benutzte...«
»Du kannst dir sicher sein«, sagte Bruenor. »Ich kenne dich schon lange, mein Junge, und du hast dich nie zuvor so verdammt dumm verhalten. Und ich auch nicht. Den Halbling als Drizzts Begleiter in dieses unerforschte Gebiet zu schicken!«
»Entreri wollte, daß ich Drizzt töte«, fuhr Wulfgar fort, der immer noch Schwierigkeiten hatte, das ganze zu begreifen.
»Er wollte, daß Drizzt dich tötet, meinst du«, korrigierte ihn Bruenor. Catti-brie schnaubte, da sie nicht in der Lage war, ihre Freude und Genugtuung darüber zu verbergen, daß Bruenor den prahlerischen Barbaren an seinen Platz verwiesen hatte.
Wulfgar warf ihr über Bruenors Schulter einen bösen Blick zu.
»Du hast dich mit dem Dunkelelfen getroffen«, stellte er fest.
»Das ist meine Angelegenheit«, erwiderte die junge Frau und wich vor Wulfgars Eifersucht, die ihn offensichtlich weiterhin quälte, keinen Fingerbreit zurück.
Die Spannung begann erneut anzusteigen - Catti-brie konnte sehen, daß der beschützerische Wulfgar noch immer nicht wollte, daß sie hier war, daß er einfach nicht wollte, daß seine zukünftige Braut sich gefährlichen Situationen aussetzte, auch wenn die Offenbarungen über Regis einiges von seinem Groll gelindert hatten. Stolz und stur, wie sie war, fühlte sich Catti-brie noch immer mehr beleidigt als geschmeichelt.
Sie bekam jedoch nicht die Gelegenheit, ihrem Ärger Luft zu machen, jedenfalls nicht jetzt, denn Cobble kam zu der Gruppe zurückgeeilt und bat sie, leise zu sein. Erst jetzt bemerkten Bruenor und die anderen, daß Pwent nicht mehr da war.
»Geräusche«, erklärte der Geistliche leise, »irgendwo weiter vorn in den tieferen Tunneln. Laßt uns zu Moradin
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