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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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des Glaubens untergräbt. Denn wenn die wahren Götter wirklich so greifbar und zugänglich sein sollten, dann wären wir nicht länger unabhängige Kreaturen, die auf dem Weg zur Wahrheit sind, sondern nur eine gedankenlose Herde Schafe ohne die Essenz des Glaubens, die der Führung eines Hirten und seiner Hunde bedürfen.
    Diese Führung existiert, das weiß ich. Nicht in einer so greifbaren Form, sondern in dem, was wir davon wissen, gut und gerecht zu sein. Es sind unsere Reaktionen auf die Taten anderer, die uns den Wert unserer eigenen Handlungen zeigen, und wenn wir so tief gesunken sind, daß wir einen Avatar brauchen, eine unleugbare Manifestation eines Gottes, um uns unseren Weg zu zeigen, dann sind wir in der Tat bedauernswerte Kreaturen.
    Die Zeit der Unruhe? Ja. Und um so mehr, wenn wir an Avatare glauben, denn die Wahrheit ist unteilbar und kann ihrem Wesen nach nicht so viele unterschiedliche und sogar gegensätzliche Manifestationen dulden.
    Das Einhorn war nicht Mielikki, und doch war es sie, denn ich habe Mielikki berührt. Nicht als Avatar oder als Einhorn, sondern als eine Art und Weise, meinen Platz in der Welt zu sehen. Mielikki ist mein Herz. Ich folge ihren Regeln, weil es dieselben Regeln sind, die ich selbst aufstellen würde, wenn ich meinem eigenen Gewissen folgen würde. Ich folge Mielikki, weil sie das repräsentiert, was ich Wahrheit nenne.
    Das gleiche trifft auf die meisten Anhänger der meisten Götter der Reiche zu, und wenn wir das Pantheon genauer betrachteten, so würden wir feststellen, daß die Regeln der »guten« Götter sich nicht sonderlich voneinander unterscheiden; es sind nur die weltlichen Interpretationen dieser Regeln, die von Religion zu Religion voneinander abweichen.
    Was die anderen Götter betrifft, die Gottheiten des Streites und des Chaos, so wie Lloth, die Spinnenkönigin, welche die Herzen jener Priesterinnen beherrscht, die Menzoberranzan regieren...
    Sie sind nicht der Erwähnung wert. Bei ihnen findet sich keine Wahrheit, sondern nur weltlicher Lohn, und jede Religion, die auf solchen Prinzipien beruht, ist in Wirklichkeit nicht mehr als praktizierte Hemmungslosigkeit und in keiner Weise ein Hort der Spiritualität. Nach weltlichem Maßstab sind die Priesterinnen der Spinnenkönigin außerordentlich bemerkenswert; in spirituellem Sinn hingegen sind sie völlig leer. Und somit ist ihr Leben ohne Liebe und Freude.
    Also erzählt mir nichts von Avataren. Zeigt mir nicht eure Beweise dafür, daß euer Gott der einzig wahre ist. Ich gestehe euch euren Glauben ohne Fragen und ohne Urteil zu, aber wenn ihr mir das zugesteht, was in meinem Herzen liegt, dann ist ein solch greifbarer Beweis unnötig.
    Drizzt Do'Urden

Die Magie versagt
    Berg'inyon Baenre, der Waffenmeister des Ersten Hauses von Menzoberranzan, ließ seine Zwillingsschwerter in der Luft zwischen sich und seinem Gegner, einem unbotmäßigen Drowsoldaten niedrigen Ranges, in verwirrenden, wirbelnden Kreisen herumsausen.
    Eine Gruppe gutausgebildeter, wenn auch zumeist männlicher Hauswachen von Baenre bildete einen Halbkreis um das Paar, während andere Dunkelelfen fest auf ihren riesigen unterirdischen Eidechsen saßen, die mit ihren saugnapfbehafteten Pfoten lässig an den senkrechten Wänden nahe gelegener Stalaktiten oder hochragender Stalagmiten klebten.
    Jedesmal, wenn Berg'inyon, der ein bemerkenswerter Schwertkämpfer war (wenn ihn auch die meisten für nicht so gut hielten, wie es sein Bruder Dantrag gewesen war), einen leichten Treffer landete oder einen schnellen Konter parieren konnte, jubelten die Soldaten, aber der Beifall war offenkundig ein wenig gezwungen.
    Berg'inyon bemerkte dies und kannte die Ursache dafür. Viele Jahre lang war er der Führer der Eidechsenreiter von Baenre gewesen, der Elitetruppe der männlichen Hauswachen. Jetzt, nach Dantrags Tod, war er zudem auch noch Waffenmeister des Hauses. Berg'inyon spürte den starken Druck dieser doppelten Verantwortung, er spürte den prüfenden Blick seiner Mutter auf jeder seiner Bewegungen und jeder seiner Entscheidungen lasten. Er hegte keinen Zweifel, daß er sich seitdem aufbrausender verhielt. Wie oft hatte er sich seit Dantrags Tod in Zweikämpfe gestürzt, wie oft seine Untergebenen bestraft?
    Sein Gegner trug einen schwachen Stoß vor, der beinahe durch die Verteidigung des abgelenkten Berg'inyon gedrungen wäre. Im allerletzten Moment riß der Waffenmeister ein Schwert hoch, um die Klinge des Gegners zur Seite zu

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